Wie geht es hinterm Tramtunnel weiter?
Wann und wie die geplante Linie 5 zur Uniklinik kommen soll, ist unklar. Die Sozialfraktion spricht von einem „Armutszeugnis“. Sie könnte sich Busspuren als Übergangslösung vorstellen.
Angesichts der unklaren Perspektiven für die geplante Straßenbahnlinie 5 zur Uniklinik fordert die Sozialfraktion im Augsburger Rathaus, sich Gedanken über Zwischenlösungen – etwa eine Busspur in der Bgm.-Ackermann-Straße oder eine Taktverdichtung auf der Buslinie 32 – zu machen. Mit der Linie 5 zur Klinik sei frühestens 2030 zu rechnen, sagt Dirk Wurm (SPD), wirtschaftspolitischer Sprecher der Sozialfraktion. Das sei ein „Armutszeugnis“, so Wurm in Richtung schwarz-grüner Stadtregierung. Er fragt: „Wollen wir zehn Jahre plus X auf eine Tram warten, während die Stadt im Westen wächst, oder braucht man Übergangslösungen?“
Ob Busspuren eine gute Lösung wären, könne er ohne eine Prüfung durch die Stadt und die Stadtwerke nicht sagen, so Wurm. Die von der Stadt gezeigte Untätigkeit sei aber auch keine Lösung. Eine konkrete zeitliche Perspektive für den Bau der Linie 5 zum Klinikum gibt es bisher nicht. Die Stadtwerke haben für ein erstes Teilstück, den westlichen Gleisanschluss an den Bahnhofstunnel, einen Genehmigungsantrag bei der Regierung von Schwaben gestellt. Eine Entscheidung dürfte nach zweijähriger Prüfung in absehbarer Zeit fallen. Doch der Hauptteil der Strecke entlang der Bgm.-Ackermann-Straße ist noch in der Planung.
Die Einrichtung von Busspuren wäre allerdings nicht unproblematisch – die baustellenbedingte Verengung der Holzbachbrücke vor zwei Wochen sorgte für Rückstaus. Und ob es Platz für Busspuren entlang der Ackermann-Straße mit Erhalt aller Fahrspuren geben könnte, ist ungewiss. Bei der Tram sollen alle Fahrspuren erhalten bleiben, allerdings ist dafür eine größere Baustelle nötig. Baureferent Gerd Merkle (CSU) äußerte sich zuletzt skeptisch zum Thema Busspuren. In Augsburg gibt es eine reine Busspur nur stadteinwärts in der Friedberger Straße nahe Rotem Tor. Merkle sagt, dass in anderen Städten Busspuren durchaus Teil von Beschleunigungsprogrammen für den Nahverkehr seien. „Allerdings handelt es sich dort häufig um frühere
sechsspurige Straßen. Die haben wir nicht“, so Merkle.
Dirk Wurm äußerte sich zu dem Thema kürzlich auf einer Veranstaltung, bei der die Sozialfraktion
aus SPD und Linkspartei auf den 20. Jahrestag der Stadtratssitzung zum Nahverkehrsausbau in Augsburg zurückblickte. Damals beschloss der Stadtrat das Projekt
Mobilitätsdrehscheibe mit der Tramlinie 6 nach Friedberg, KöUmbau, Bahnhofstunnel, Linie 5 und einer Verlängerung der Linie 1 (inzwischen zurückgestellt). Der damalige OB Paul Wengert (SPD) bekräftigte jetzt, trotz aller Verzögerungen und Kosten sei die Entscheidung für die „große Lösung“am Hauptbahnhof mit unterirdischer Straßenbahnhaltestelle richtig gewesen. „Wir wollten eine zukunftsfähige Lösung mit enger Verbindung zwischen Nahverkehr und Bahn“, so Wengert.
Der frühere Stadtwerke-Chef Norbert Walter sagt dazu: „Die Politik muss jetzt aber öffentlich deutlich machen, was man mit diesem Bauwerk machen kann.“Dies beginne damit, dass man bei Pendlern damit werben müsse, wie eng der Nahverkehr künftig mit dem Umlandverkehr verknüpft wird. Auch die Zugtaktung müsse verbessert werden. „Und das Augsburger Liniennetz muss auf dieses Projekt hin gestrickt werden“, so Walter. Perspektivisch denkt die Stadt darüber nach, auch eine Straßenbahn über Grottenau und Prinzregentenstraße in den Bahnhofstunnel zu führen – ein Abzweigungsstück im Tunnel wurde ein paar Meter weit gebaut. Auch eine Straßenbahn auf der Westseite in Richtung Innovationspark/Haunstetten Südwest über die Rosenaustraße ist ein Langfrist-Thema.
Für den Moment sind die Perspektiven allerdings bescheidener. Der Tramtunnel wird nach Verzögerungen erst 2024 in Betrieb gehen. Der westliche Gleisanschluss könnte 2026 kommen. Bis dahin werden die Linien 3 und 4 die Haltestelle anfahren und im Tunnel in einer Wendeschleife umdrehen. Die Linie 6 nach Stadtbergen muss vorerst weiter durch die Pferseer Unterführung. „Das ist ein Schildbürgerstreich. Was hilft uns der neue Tunnel, wenn nichts durchfährt?“, so SPD-Mann Wurm.
Die Sozialfraktion erneuert ihre Forderung nach einem schnellen provisorischen Gleisanschluss des Tunnelausgangs im Westen über die Rosenaustraße in beide Richtungen. Dieser wäre genehmigungstechnisch möglich – wenn auch mit geringeren Verkehrsmengen -, als Lösung für die Linie 6 und die geplante 5er favorisieren Stadt und Stadtwerke aber eine Variante über Rosenau- (stadtauswärts) und Hörbrotstraße (stadteinwärts). Die Genehmigung dürfte in absehbarer Zeit erteilt werden, allerdings ist mit Anwohnerklagen zu rechnen.