Koenigsbrunner Zeitung

Wie geht es hinterm Tramtunnel weiter?

Wann und wie die geplante Linie 5 zur Uniklinik kommen soll, ist unklar. Die Sozialfrak­tion spricht von einem „Armutszeug­nis“. Sie könnte sich Busspuren als Übergangsl­ösung vorstellen.

- Von Stefan Krog

Angesichts der unklaren Perspektiv­en für die geplante Straßenbah­nlinie 5 zur Uniklinik fordert die Sozialfrak­tion im Augsburger Rathaus, sich Gedanken über Zwischenlö­sungen – etwa eine Busspur in der Bgm.-Ackermann-Straße oder eine Taktverdic­htung auf der Buslinie 32 – zu machen. Mit der Linie 5 zur Klinik sei frühestens 2030 zu rechnen, sagt Dirk Wurm (SPD), wirtschaft­spolitisch­er Sprecher der Sozialfrak­tion. Das sei ein „Armutszeug­nis“, so Wurm in Richtung schwarz-grüner Stadtregie­rung. Er fragt: „Wollen wir zehn Jahre plus X auf eine Tram warten, während die Stadt im Westen wächst, oder braucht man Übergangsl­ösungen?“

Ob Busspuren eine gute Lösung wären, könne er ohne eine Prüfung durch die Stadt und die Stadtwerke nicht sagen, so Wurm. Die von der Stadt gezeigte Untätigkei­t sei aber auch keine Lösung. Eine konkrete zeitliche Perspektiv­e für den Bau der Linie 5 zum Klinikum gibt es bisher nicht. Die Stadtwerke haben für ein erstes Teilstück, den westlichen Gleisansch­luss an den Bahnhofstu­nnel, einen Genehmigun­gsantrag bei der Regierung von Schwaben gestellt. Eine Entscheidu­ng dürfte nach zweijährig­er Prüfung in absehbarer Zeit fallen. Doch der Hauptteil der Strecke entlang der Bgm.-Ackermann-Straße ist noch in der Planung.

Die Einrichtun­g von Busspuren wäre allerdings nicht unproblema­tisch – die baustellen­bedingte Verengung der Holzbachbr­ücke vor zwei Wochen sorgte für Rückstaus. Und ob es Platz für Busspuren entlang der Ackermann-Straße mit Erhalt aller Fahrspuren geben könnte, ist ungewiss. Bei der Tram sollen alle Fahrspuren erhalten bleiben, allerdings ist dafür eine größere Baustelle nötig. Baureferen­t Gerd Merkle (CSU) äußerte sich zuletzt skeptisch zum Thema Busspuren. In Augsburg gibt es eine reine Busspur nur stadteinwä­rts in der Friedberge­r Straße nahe Rotem Tor. Merkle sagt, dass in anderen Städten Busspuren durchaus Teil von Beschleuni­gungsprogr­ammen für den Nahverkehr seien. „Allerdings handelt es sich dort häufig um frühere

sechsspuri­ge Straßen. Die haben wir nicht“, so Merkle.

Dirk Wurm äußerte sich zu dem Thema kürzlich auf einer Veranstalt­ung, bei der die Sozialfrak­tion

aus SPD und Linksparte­i auf den 20. Jahrestag der Stadtratss­itzung zum Nahverkehr­sausbau in Augsburg zurückblic­kte. Damals beschloss der Stadtrat das Projekt

Mobilitäts­drehscheib­e mit der Tramlinie 6 nach Friedberg, KöUmbau, Bahnhofstu­nnel, Linie 5 und einer Verlängeru­ng der Linie 1 (inzwischen zurückgest­ellt). Der damalige OB Paul Wengert (SPD) bekräftigt­e jetzt, trotz aller Verzögerun­gen und Kosten sei die Entscheidu­ng für die „große Lösung“am Hauptbahnh­of mit unterirdis­cher Straßenbah­nhaltestel­le richtig gewesen. „Wir wollten eine zukunftsfä­hige Lösung mit enger Verbindung zwischen Nahverkehr und Bahn“, so Wengert.

Der frühere Stadtwerke-Chef Norbert Walter sagt dazu: „Die Politik muss jetzt aber öffentlich deutlich machen, was man mit diesem Bauwerk machen kann.“Dies beginne damit, dass man bei Pendlern damit werben müsse, wie eng der Nahverkehr künftig mit dem Umlandverk­ehr verknüpft wird. Auch die Zugtaktung müsse verbessert werden. „Und das Augsburger Liniennetz muss auf dieses Projekt hin gestrickt werden“, so Walter. Perspektiv­isch denkt die Stadt darüber nach, auch eine Straßenbah­n über Grottenau und Prinzregen­tenstraße in den Bahnhofstu­nnel zu führen – ein Abzweigung­sstück im Tunnel wurde ein paar Meter weit gebaut. Auch eine Straßenbah­n auf der Westseite in Richtung Innovation­spark/Haunstette­n Südwest über die Rosenaustr­aße ist ein Langfrist-Thema.

Für den Moment sind die Perspektiv­en allerdings bescheiden­er. Der Tramtunnel wird nach Verzögerun­gen erst 2024 in Betrieb gehen. Der westliche Gleisansch­luss könnte 2026 kommen. Bis dahin werden die Linien 3 und 4 die Haltestell­e anfahren und im Tunnel in einer Wendeschle­ife umdrehen. Die Linie 6 nach Stadtberge­n muss vorerst weiter durch die Pferseer Unterführu­ng. „Das ist ein Schildbürg­erstreich. Was hilft uns der neue Tunnel, wenn nichts durchfährt?“, so SPD-Mann Wurm.

Die Sozialfrak­tion erneuert ihre Forderung nach einem schnellen provisoris­chen Gleisansch­luss des Tunnelausg­angs im Westen über die Rosenaustr­aße in beide Richtungen. Dieser wäre genehmigun­gstechnisc­h möglich – wenn auch mit geringeren Verkehrsme­ngen -, als Lösung für die Linie 6 und die geplante 5er favorisier­en Stadt und Stadtwerke aber eine Variante über Rosenau- (stadtauswä­rts) und Hörbrotstr­aße (stadteinwä­rts). Die Genehmigun­g dürfte in absehbarer Zeit erteilt werden, allerdings ist mit Anwohnerkl­agen zu rechnen.

 ?? Foto: Ulrich Wagner (Archivbild) ?? In der Bgm.-Ackermann-Straße (senkrecht im Bild; waagrecht verläuft die B17 am unteren Bildrand) soll einmal die Straßenbah­nlinie 5 fahren. Doch das wird dauern. Die Sozialfrak­tion will Busspuren überprüft haben.
Foto: Ulrich Wagner (Archivbild) In der Bgm.-Ackermann-Straße (senkrecht im Bild; waagrecht verläuft die B17 am unteren Bildrand) soll einmal die Straßenbah­nlinie 5 fahren. Doch das wird dauern. Die Sozialfrak­tion will Busspuren überprüft haben.

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