Sensoren sollen die historischen Wassertürme schützen
Stadt Augsburg und Stadtwerke erproben ein Projekt mit drahtlosen Messfühlern. Auch Baumbewässerung, Müllcontainer-Leerung und Winterdienst sollen vom Funknetz profitieren.
Die Kästchen sind etwa so groß wie eine Zigarettenschachtel, lassen sich aufgrund ihres Batteriebetriebs praktisch überall installieren und verschicken ständig Daten: Seit dem Sommer haben die Stadtwerke 13 Sensoren in den historischen Wassertürmen am Roten Tor installiert, die pro Tag etwa 4000 Messwerte erfassen: Zahl der Besucher, Luftfeuchte, Temperaturen und geöffnete Fenster. Auch der Wasserzähler hat einen Sensor, der im Fall eines Wasserrohrbruchs auf einem Handy Alarm schlagen würde. „Wir haben so die Möglichkeit, Gefahren zu erkennen, bevor ein Schaden entsteht“, so Gerhard Huber, Leiter der Denkmalschutzbehörde bei der Stadt. Denn die Wassertürme mit ihren Holzeinbauten sind empfindlich, der Zutritt ist nur in zahlenmäßig begrenzten Führungen möglich.
Die Stadtwerke sehen die Wassertürme
aber nur als eine von vielen Anwendungsmöglichkeiten ihres LoRaWAN-Funknetzes, das sie inzwischen über die Stadt gespannt haben. Es funktioniert ähnlich wie ein Wlan zu Hause, arbeitet aber mit anderen Bandbreiten: Es lassen sich nur geringe Datenmengen transportieren, etwa Messwerte; dafür braucht es wenig Energie und hat eine große Reichweite. Fürs ganze Stadtgebiet reichen zehn Funkstationen, die so groß wie ein Schuhkarton sind. Wenn man in jeden Keller ein Signal schicken wollte, müsste man das Netz verstärken, oberirdisch kommen die Stadtwerke aber an jeden Punkt, so Stadtwerke-Projektleiterin Annemarie Binswanger. Aktuell sind schon um die 300 Sensoren über die Stadt verteilt – zum großen Teil nutzen die Stadtwerke das System noch für interne Zwecke, etwa um Lecks an Fernwärmeleitungen zu orten oder Daten aus dem Stromnetz zu gewinnen. Die Netzsteuerung, etwa durch das gezielte Aufladen von Elektro-Fahrzeugen zu Zeiten von Energieüberschuss, wird künftig wichtiger werden. Dort hat die Technologie auch ihren Ursprung.
Doch es gibt auch schon probeweise Anwendungen, die für die Bürger und Bürgerinnen abseits von Versorgungsnetzen spürbar sein werden. Zwei städtische Elektroschrott-Container an Wertstoffinseln wurden im Sommer testweise mit Sensoren ausgestattet. Sie melden dem Abfallwirtschaftsbetrieb, wann der Container voll ist. Das könnte unnötige Leerungsfahrten und überfüllte Container vermeiden. Auch der Feuchtegehalt des Erdreichs im Wurzelbereich von Bäumen lässt sich so erfassen, ebenso die Belegung von Parkplätzen oder die Temperatur und der Streusalz-Gehalt von Straßenabschnitten, damit der Winterdienst genauere Informationen zur Einsatzplanung hat. All diese Dinge erproben die Stadtwerke aktuell zusammen mit der Stadt. So ist die Bismarckbrücke mit Sensoren ausgestattet, die dort den Fahrbahnzustand für den Winterdienst untersuchen. Aktuell wolle man Erfahrungen sammeln. Die Zahl der Sensoren lässt sich problemlos steigern – sie benötigen keine Stromleitung, weil sie sich zehn
Jahre mit Batterie betreiben lassen, und kosten je nach Anwendungsgebiet 20 bis 300 Euro.
Wirtschaftsreferent Wolfgang Hübschle (CSU) sieht das Funknetz als einen zentralen Schritt dabei, die Stadt „intelligent“zu machen. Zu vielen Fragestellungen habe man schlicht zu wenig Daten. Auf dem Stadtmarkt werden seit Kurzem die Besucherzahlen elektronisch erfasst, um Grundlagen für die weitere Entwicklung des im Umbruch steckenden Marktes zu bekommen. Mit der neuen Technologie sei das günstig machbar. Auch beim Thema Energiesparen merke man, dass man wenig Daten habe. Bei den städtischen Gebäuden habe man bisher eben einmal im Jahr auf den Zähler geschaut, um zu wissen, was man verbraucht. Das reiche aber nicht mehr. „Zum Beispiel wissen wir nicht, wie viel das, was wir aktuell zum Energiesparen unternehmen, wirklich bringt“, so Hübschle.