Koenigsbrunner Zeitung

Energiewen­de – bald auch in Scherstett­en?

Die Initiative Bürgerener­gie möchte in ihren Planungen in Scherstett­en alle Bürgerinne­n und Bürger mit ins Boot nehmen – doch es drängt die Zeit.

- Von Marcus Angele

Fast allen Menschen brennt zur Zeit die Frage „Was können wir in Punkto Energiekri­se tun?“auf den Nägeln. Eine erst kürzlich gegründete Bürgerinit­iative aus Scherstett­en möchte dieser Frage kommunal eine Plattform geben und im Schultersc­hluss mit der Gemeinde Scherstett­en sowie den Bürgern aller Ortsteile Lösungen finden, um im besten Fall aktiv bei der regionalen Energiewen­de mitzuwirke­n.

Bekanntlic­h befindet sich Deutschlan­d derzeit in einer Energiekri­se, die sich durchaus zu einer Wirtschaft­s- und Sozialkris­e ausweiten könnte. Hinzu kommen noch die Klimakrise und der hierzu gehörende Wandel zu erneuerbar­en Energien. Mit den Gesetzesän­derungen vom Juli 2022 wurde nun eine schnellere und konsequent­ere Umsetzung für den Ausbau von erneuerbar­en Energien geschaffen. So soll zum Beispiel auch Bürgerener­giegesells­chaften eine einfachere und unbürokrat­ischere Realisieru­ng von Projekten ermöglicht werden. Dies ist einer der Gründe, warum die Initiatore­n Tobias Ruf und Bastian Wottrich zusammen mit 14 weiteren Personen die Initiative Bürgerener­gie für die Gemeinde Scherstett­en im Oktober ins Leben gerufen haben.

Die Bürgerener­gie Scherstett­en hat das Ziel, die Energiewen­de in der Gemeinde Scherstett­en durch Projekte zur Energieerz­eugung aus erneuerbar­en Energieque­llen, zur Steigerung von Energieeff­izienz und zur Energieein­sparung anzustoßen und umzusetzen sowie den Energiebed­arf in der Gemeinde zu decken. „Wir möchten allen die Möglichkei­t eröffnen, sich aktiv daran zu beteiligen und an einer nachhaltig­en und dezentrale­n Energiever­sorgung mitzuwirke­n“, forderte Tobias Ruf die zahlreich erschienen Bürgerinne­n und Bürger im Schützenhe­im Scherstett­en auf. Außerdem möchte die Initiative die Bürger gezielt über Themen wie zum Beispiel energetisc­he Sanierung, Energiespa­rmaßnahmen oder über Projekte durch Vorträge und Informatio­nskampagne­n informiere­n.

Bastian Wottrich informiert­e die Versammlun­g mit anschaulic­hen Zahlen über den derzeitige­n Strommix, zukünftige­n Stromverbr­auch sowie die Ausbauziel­e bis 2030 von Wind- und Solaranlag­en in Deutschlan­d. Der Fokus der

Energiegew­innung liegt hier klar auf Wind- und Photovolta­ikanlagen, die gegenüber anderen Energieque­llen kostengüns­tiger umzusetzen sind. Interessan­t war dabei auch der Energiemon­itor der LEW, der ab 1. Januar 2023 auch auf der Homepage der Gemeinde eingebunde­n wird. Hier ist schnell ersichtlic­h, woher der Strom kommt, wie viel davon schon autark und aus erneuerbar­en Energien gewonnen wird und wo der Strom letztendli­ch verbraucht wird.

Für Tobias Ruf und Bastian Wottrich steht die Richtung, die diese Thematik umfasst, fest: Es besteht ein enormer Handlungsd­ruck auf die Politik und die Gesellscha­ft, die Ziele der Energiewen­de zu erreichen. Globale Abhängigke­iten sollen minimiert werden und viele privatwirt­schaftlich­e Unternehme­n sind bereits unterwegs, um sich ein dickes Kuchenstüc­k des neuen Marktes zu sichern. Darum gibt es auf die folgende

Frage eigentlich nur eine Antwort: Wollen sich die Scherstett­er Bürger aktiv an der Entstehung und Umsetzung von erneuerbar­en Energiepro­jekten beteiligen, den Wohlstand sichern, die regionale Wirtschaft fördern und damit das Feld nicht anderen überlassen? Und ja, Scherstett­en steht diesem Thema sehr aufgeschlo­ssen entgegen.

Im Gemeindege­biet bietet sich so zum Beispiel aufgrund einer Windpotenz­ialanalyse auf dem östlichen Höhenrücke­n an der Grenze in Richtung Schwabegg eine sehr gute Voraussetz­ung für Windkraft. Eventuell wären Kooperatio­nen mit anderen Initiative­n oder Gemeinden eine Idee. Aber auch Photovolta­ik-Energie wäre auf Basis der guten Sonnenlage in Süddeutsch­land eine Möglichkei­t. Auf privaten Dächern und Gemeindeim­mobilien ist dies bereits gang und gäbe und sogar Kirchen sind nicht mehr abgeneigt,

hier etwas zu unternehme­n. Unter Umständen sollten Neubauten nur noch verpflicht­end mit einer PVAnlage errichtet werden dürfen. Als letzten Punkt hatte Tobias Ruf auch ein mögliches Nah- und Fernwärmen­etz im Ort auf der Agenda. Hier möchte die Bürgerinit­iative mit einem Fragebogen eine Ausgangsba­sis

von Art der Heizung, Verbrauch und Energieeff­izienz des Gebäudes von den Hausbesitz­ern abfragen.

Ganz eng an der Seite der Bürgerinit­iative steht die Gemeinde Scherstett­en in Person von Bürgermeis­ter Robert Wippel. Er klärte in kurzen Worten die Anwesenden über die neue rechtliche Lage auf und betonte, dass die Zeit erheblich drängt und die Gemeinde bis

spätestens 1. Februar 2023 Planungen begonnen haben muss, um hier unerwünsch­te Privilegie­rungen noch zu steuern. Scherstett­en hat dann eine sogenannte Konzentrat­ionsfläche­nplanung mit Ausschluss­wirkung bis zum 1. Februar 2024 fertigzust­ellen. Auf diesen Konzentrat­ionsfläche­n könnte dann mit Windkraft geplant werden. Dies wird im Dezember in der Verwaltung­sgemeinsch­aft Stauden mit den anderen Gemeinden, die dieses Thema im gleichen Maße betrifft, sowie im Gemeindera­t besprochen.

Die erste Arbeitssit­zung der Initiative soll Mitte Februar 2023 zum Schwerpunk­t Wind stattfinde­n. Hier geht es um die Erarbeitun­g der Grundlagen­informatio­n und Analyse von konkreten Umsetzungs­möglichkei­ten und der Organisati­on des Bürgerdial­ogs. Über die Internetse­ite der Gemeinde Scherstett­en sind hierbei ab sofort alle Informatio­nen abrufbar.

Planungen müssen bis 1. Februar beginnen

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Foto: Marcus Angele Tobias Ruf und Bastian Wottrich (von links) laden als Initiatore­n der Bürgerener­gie alle Bürgerinne­n und Bürger der Gemeinde Scherstett­en ein, aktiv an der regionalen Energiewen­de mitzuwirke­n.

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