Koenigsbrunner Zeitung

Ein Protokoll Berliner Ideen

- Von Tilmann Mehl

Ohne den Anspruch auf Vollständi­gkeit:

Ein fußballfre­mder Investor investiert Millionen Euro in den Bundesliga-Klub Hertha BSC. Der gibt sich fortan als Big City Club selbstbewu­sst. Investor Lars Windhorst beruft Jürgen Klinsmann in den Aufsichtsr­at, macht ihn wenig später zum Trainer. Klinsmann gibt wenige Wochen später seinen Rücktritt in einem Facebook-Posting bekannt. Facebook bleibt ein großes Thema beim Big City Club. Salomon Kalou gibt sich volksnah und sendet live aus der Hertha-Kabine. Hält sich aber nicht an Abstandsre­geln und hat auch sonst sichtbar wenig Sorgen vor einer Corona-Infektion. Dumm nur, dass man sich inmitten einer Pandemie befindet und der Profi-Fußball unter besonderer Beobachtun­g steht. Kalou muss gehen. Dafür kommt Jens Lehmann. Der ehemalige Nationalto­rhüter rückt in den Aufsichtsr­at – bleibt da aber nur ein knappes Jahr. Er bezeichnet den TV-Experten Dennis Aogo in einer WhatsApp-Nachricht als „Quotenschw­arzer“. Die Herthaner und ihr Sendungsbe­wusstsein.

Der Ur-Herthaner Michael Preetz muss gehen, dafür kommt Frankfurts Erfolgs-Boss Fredi Bobic. Der Erfolg bleibt in Frankfurt. Abstiegska­mpf. Immer. Tayfun Korkut soll retten. Klappt nicht. Sagt seinen Spielern während des Trainings: „You are here until shit“. Natürlich läuft dabei eine Kamera. Shit. Korkut ist nicht until Saisonende dabei. Der Investor fragt sich öffentlich, was denn mit den ganzen Millionen passiert ist, die er in den Verein gesteckt hat. Niemand kann eine plausible Antwort geben.

Felix Magath soll den Klub als Trainer vor dem Abstieg retten. Infiziert sich mit Corona. Sein CoTrainer Mark Fotheringh­am fährt den ersten Sieg ein. Relegation. Düstere Leistung beim 0:1 zu Hause gegen den HSV. Magath übergibt das Kommando an KevinPrinc­e Boateng, lässt ihn die Aufstellun­g machen. Die Hertha hält die Klasse. Magath: „Jetzt werde ich erst einmal wieder nach Hause gehen und Holz hacken.“Die Berliner hacken auch. Aufeinande­r rum. Präsident Werner Gegenbauer tritt zurück. Windhorst hat keine Lust mehr, will seine Anteile verkaufen. Mit Kay Bernstein wird ein ehemaliger Ultra der Berliner neuer Präsident. Die Mannschaft verliert unter dem neuen Trainer Sandro Schwarz meistens. Immerhin: Das Unternehme­n 777 Partners überlegt ernsthaft, die Windhorst-Anteile zu übernehmen. Warum auch immer. Die Mannschaft verliert weiter. Bobic muss gehen. Bernstein fordert die HerthaFami­lie auf, den „Berliner Weg“zu gehen.

So weit die Geschehnis­se seit 2019.

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Foto: Andreas Gora, dpa Präsident Kay Bernstein fordert zum „Berliner Weg“auf. Wie auch immer der ausschauen soll.
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