Viel Lob, doch keine Punkte
Der FC Augsburg spielt gut, verliert aber zum Rückrundenauftakt mit 1:3 beim SC Freiburg. Es war ein hitziges Duell mit vielen Emotionen – auf und neben dem Platz.
Freiburg Christian Streich atmete erst einmal durch, als der Trainer des SC Freiburg auf der Pressekonferenz nach der Bewertung des 3:1 (2:1)-Sieges gegen den FC Augsburg gefragt wurde. Schwer sei es gewesen, sagte Streich. „Augsburg war stark, sehr stark. Sie haben es schlau gespielt.“Er sei froh, dass man gewonnen habe „gegen einen sehr, sehr starken Gegner“. FCATrainer Enrico Maaßen saß daneben und sah aus, als könne er es langsam nicht mehr hören. Wieder hatten er und sein Team viel Lob bekommen, aber wieder einmal mussten er und seine Mannschaft ohne Punkte den Heimweg antreten. Während der SC Freiburg nach der englischen Woche mit nun 34 Punkten weiter in der Spitzengruppe bleibt, steht der FCA mit gerade mal 18 Zählern immer noch gefährlich nahe an der Abstiegszone.
Dabei hatte der FCA den Freiburgern zum Start der Rückrunde fast bis zur letzten Minute einen packenden Fight geliefert. Anders als am 1. Spieltag, als man zu Hause mit 0:4 untergegangen war. „Wir haben über 90 Minuten ein sehr gutes Spiel gemacht, gegen einen sehr guten Gegner, wobei es schwierig ist, hier zu bestehen bei der Emotionalität von allen Seiten“, bilanzierte dann Maaßen.
Es war von Beginn an eine energiegeladene Atmosphäre vor 33.500 Zuschauern, darunter 2.000 FCA-Fans, die sich vor allem in der ersten Hälfte immer wieder entlud. Schon nach 13 Minuten jubelten erstmals die Gastgeber. Ausgerechnet Michael Gregoritsch, der Ex-FCA-Stürmer, brachte die Gastgeber mit einem strammen Linksschuss wie schon im Hinspiel mit 1:0 in Führung. Doch anders als im August hielt der FCA diesmal dagegen. Der ExFreiburger Ermedin Demirovic, der im Sommer im Tausch mit Gregoritsch vom SC zum FCA gewechselt war, wurde im Freiburger Strafraum gefoult. Schiedsrichter Christian Dingert zeigte sofort auf den Elfmeterpunkt. Den fälligen Elfmeter verwandelte Mergim Berisha vor dem Freiburger-Fanblock sicher zum 1:1 (29.). Den ausführlichen Jubel von Berisha und Demirovic empfanden nicht nur die SC-Fans als Provokation, sondern auch die Freiburger Bank.
Doch nicht einmal eine Minute später lagen die Freiburger wieder in Führung. Vom Anstoß weg gelangte der Ball über vier Stationen zu Lucas Höler, der zum 2:1 (30.) einschob. Wie schon beim 3:4 in Dortmund hatte der FCA einen Ausgleich in wenigen Augenblicken
wieder aus der Hand gegeben. FCA-Trainer Maaßen wollte später darin aber keine systematische Schwachstelle erkennen: „Gegen Dortmund sind wir voll draufgestürmt, hier haben wir uns tief reinfallen lassen. Wir haben uns falsch entschieden. Das passiert in Bruchteilen von Sekunden. Nach einem Tor hast du die Glücksgefühle und dann ist die Konzentrationsschwelle nicht ganz so hoch.“
Diesmal ließen Streich, dessen Trainerteam und die Ersatzspieler ihren Emotionen freien Lauf, was wiederum die Augsburger Bank aufbrachte. Der Pfiff zur Halbzeit schien zur rechten Zeit zu kommen, doch auf dem Weg in die Kabine soll es noch zu einem Vorfall gekommen sein, wie FCA-SportGeschäftsführer Stefan Reuter später beklagte. Der Gelb-gesperrte Freiburger Spieler Nicolas Höfler soll Berisha, den Reuter begleitet hatte, als „Drecksspieler“beleidigt haben.
In der 15-minütigen Pause kühlten sich die Gemüter dann doch noch ab und man konzentrierte sich wieder auf den Fußball. Allerdings herrschte in der 54. Minute
wieder Aufregung im Augsburger Lager. Einen Zweikampf zwischen Robert Gumny und Philipp Lienhart im Freiburger Strafraum bewertete Schiedsrichter Dankert als Stürmerfoul, der FCA hingegen forderte einen Elfmeter. Der VAR griff diesmal nicht ein, sehr zum Unmut der Augsburger. „Das war eine Schlüsselszene, die ganz untergegangen ist“, sagte Maaßen auf der PK. „Ich kann nicht verstehen, wie man da ein Offensiv-Foul geben kann. Das ist ein klarer Elfmeter, Robert versucht den Ball zu sichern.“
Das Spiel wogte nun auf hohem Niveau hin und her, beide Teams agierten auf Augenhöhe und vielleicht wäre die Szene aus der 54. Minute nicht mehr der Rede wert gewesen, hätte Freiburgs Torhüter Mark Flekken nicht in der 80. Minute einen Ball von Demirovic mit einem Reflex abgewehrt. Anstatt 2:2 hieß es sechs Minuten später durch ein Kopfballtor von Lienhart 3:1 (85.). Die Entscheidung.
„Wir haben ein großartiges Spiel gezeigt, wir hatten 16 Torschüsse, aber wir müssen uns ankreiden lassen, dass wir die Tore zu
einfach bekommen“, fasste Maaßen dann den Spielverlauf zusammen. Streich nickte dabei. Er reist nun mit seinem Team zum Spitzenspiel nach Dortmund, der FCA empfängt im Abstiegskampf am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) zu Hause Bayer 04 Leverkusen.
Auch wenn die englische Woche mit den Niederlagen in Dortmund und Freiburg und dem Sieg gegen Gladbach lediglich drei Punkte brachte, ist Maaßen nicht unzufrieden mit dem Start ins neue Jahr: „Man sieht ganz klar eine Entwicklung in der Mannschaft. Jetzt gilt es, mutig zu bleiben und gegen Leverkusen zu gewinnen.“
SC Freiburg Flekken – Kübler (90.+3. Gulde), Ginter, Lienhart – Sildillia, M. Eggestein, Keitel (75. R. Wagner), Günter – Doan (82. Grifo), Gregoritsch (76. Jeong), Höler (82. Petersen) FC Augsburg Gikiewicz – Gumny, Gouweleeuw, Uduokhai, Pedersen (69. Colina) – Engels, Rexhbecaj (69. Dorsch) – A. Maier, Demirovic – Beljo (62. Yeboah), Berisha Tore 1:0 Gregoritsch (13.), 1:1 Berisha (29./Foulelfmeter), 2:1 Höler (30.), 3:1 Lienhart (85.) Schiedsrichter Christian Dingert (Lebecksmühle) Zuschauer 33.500