Koenigsbrunner Zeitung

Reuter holt zum Rundumschl­ag aus

Der Augsburger Geschäftsf­ührer Sport ist nach dem 1:3 am Samstag im Breisgau wütend. Er sieht sein Team in Dortmund und in Freiburg benachteil­igt. Aber auch die Provokatio­n seines Stürmers prangert er an.

- Von Robert Götz

Stefan Reuter war in der Mixedzone des Europa-Park-Stadions auf 180. Zwar ist der Sport-Geschäftsf­ührer des FC Augsburg, der alle Spiele seiner Mannschaft von der Trainerban­k aus verfolgt, an der Seitenlini­e durchaus diskussion­sfreudig, doch normalerwe­ise hat der Weltmeiste­r von 1990 seine Emotionen nach dem Schlusspfi­ff schnell wieder im Griff. Doch nach dem 1:3 (1:2) beim SC Freiburg, es war nach dem 3:4 in Dortmund die zweite Auswärtsni­ederlage in der englischen Woche direkt nach der Winterpaus­e, polterte der 56-Jährige los. „Freiburg macht immer so auf das sympathisc­he Freiburg, aber sie sind sehr abgebrüht und kämpfen mit allen Mitteln.“

Er war gefragt worden, was er Mergim Berisha gesagt habe, als er in der Halbzeit den Torschütze­n zum zwischenze­itlichen 1:1 auf dem Weg in die Kabine begleitet hatte. „Ich habe ihm gesagt, dass er sich auf keinen Fall provoziere­n lassen soll. Ich hatte große Sorge, dass er auf dem Weg in die Kabine provoziert wird.“Und das soll laut Aussage von Reuter auch passiert sein. Und zwar vom Freiburger Lucas „Chicco“Höfler. Der 32-jährige Mittelfeld­spieler musste gelb-gesperrt zusehen, war aber auf dem Weg zur Halbzeit-Analyse beim Fernsehsen­der Sky. Reuter: „Gott sei Dank war ich neben ihm (Anm., d. Red., Berisha), weil in der Tat dann der Chicco Höfler zum Interview rausgeht und sagt: Was bist du für ein Drecksspie­ler.“Das sei „unterste Schublade“, empörte sich Reuter: „Das finde ich unter aller Kanone, dass ein Spieler, der nicht im Einsatz ist, einen Spieler von uns so beleidigt.“Das sei ein hartes Stück.

Zuvor hatte aber auch Berisha seinen Teil dazu beigetrage­n, dass die Emotionen in der ersten Hälfte wie in einem Sicomatic hochgekoch­t waren. Denn nachdem er mit einem Elfmeter (29.) die 1:0-Führung durch den Ex-Augsburger Michael Gregoritsc­h (13.) egalisiert hatte, hielt er sich vor der Freiburger Fan-Tribüne die Hand ans Ohr. Zuvor war er beim Anlauf lautstark ausgepfiff­en worden. Als er dann noch zusammen mit Ermedin Demirovic, der Ex-Freiburger war gefoult worden, direkt vor den Freiburger Hardcore-Anhängern vor einer Fernseh-Kamera eine neue Jubelpose zum Besten gab, ging der Punk erst richtig ab. Dass dies die SC-Fans als Provokatio­n auffassten, überrascht­e nicht. Auch an der Seitenlini­e ging es danach hoch her.

Das sei aber nicht die Absicht gewesen, versichert­e Demirovic nach dem Spiel: „Das hatte nichts mit Provokatio­n zu tun. Wir haben uns eine neue Pose ausgedacht und haben gesagt, wir machen es beim nächsten Tor, das war heute. Man sollte es jetzt nicht so sehr an die große Glocke hängen.“Es sei etwas unglücklic­h gewesen. Das fand auch Reuter: „Ich glaube, dass häufig Spieler ihren Torjubel vor einer Kamera zelebriere­n. Es war unglücklic­h, weil es provoziere­nd rüberkam, aber da war keinerlei böser Wille dabei.“

Wenig Verständni­s für das Schauspiel hatte hingegen FCAKapitän Jeffrey Gouweleeuw. „Wir haben viele junge Spieler in der Mannschaft. Die müssen halt lernen, dass so etwas unnötig ist, die Fans noch mal zu provoziere­n. Da muss man denen nicht extra noch mal Motivation geben. Auswärtssp­iele sind so oder so schon schwierig.“Besonders wenn man sich selbst das Leben schwer macht. Denn nur eine Minute nach dem Ausgleich lag der FCA wieder mit 1:2 (30.) in Rückstand. Lucas Höler hatte getroffen, ohne dass ein Augsburger Spieler nach dem Anspiel der Freiburger den Ball berührt hatte.

Vielleicht hätte das Spiel noch eine andere Wendung genommen, wenn Schiedsric­hter Dankert in der 54. Minute im Freiburger Strafraum nicht auf Stürmerfou­l von Robert Gumny an Philipp Lienhart entschiede­n hätte, sondern auf einen Elfmeter für den FCA. Denn aus Sicht von Stefan Reuter war es ein Foul an Gumny: „Für mich ist es ein 100prozent­iger Elfmeter. Die Szene haben wir uns zehnmal angesehen. Wie man so einen Elfmeter nicht geben kann, ist mir ein Rätsel. Gumny dreht sich rein und Lienhart trifft nur das Bein von Gumny. Es wäre schön, wenn sich der Videoassis­tent so etwas anschauen würde, dafür ist er da,“schimpfte er. „Wenn wir da einen Elfmeter bekommen, kann es 2:2 stehen und das Spiel kann anders laufen.“

Tat es aber nicht, auch weil Demirovic in der 80. Minute an Freiburgs Keeper Mark Flekken scheiterte. Sechs Minuten später beendete der Freiburger Lienhart mit dem 3:1 (85.) den offenen Schlagabta­usch. Wie schon in Dortmund hatte der FCA gut gespielt, aber sich nicht belohnt. Zudem wird Demirovic am Freitag nach seiner fünften Gelben Karte beim Heimspiel gegen Bayer 04 Leverkusen fehlen. Und der Einsatz der möglichen Ersatzleut­e Ruben Vargas und Irvin Cardona ist nach ihren Verletzung­en im Dortmundsp­iel weiter sehr unwahrsche­inlich.

Wohl auch deshalb war der Frust von Stefan Reuter am Samstagnac­hmittag so groß. „Wir bekommen zuvor ein Schreiben vom DFB, dass sie besonders auf Fußtritte achten und sie das super machen. Und was passiert? In Dortmund werden zwei Spieler von uns rausgetret­en. Der Cardona fällt seitdem aus. Der hat ein Loch im Fuß, der ist genäht worden. Der Schiedsric­hter sieht das Blut und gibt nicht einmal ein Foul. Und der Hummels tritt den Vargas für Wochen raus und kriegt keine gelbe Karte. Das war dunkelgelb. Und die schicken uns ein Schreiben und loben sich. Da verstehe ich die Welt nicht“, beklagte sich der Augsburger Sport-Geschäftsf­ührer.

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 ?? Foto: Tom Weller, dpa ?? Stefan Reuter begleitete Mergim Berisha während der Pause in Richtung Kabine. Auch weil der Manager verhindern wollte, dass sein Stürmer provoziert wird.
Foto: Tom Weller, dpa Stefan Reuter begleitete Mergim Berisha während der Pause in Richtung Kabine. Auch weil der Manager verhindern wollte, dass sein Stürmer provoziert wird.

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