Zur Jubiläumsparty serviert die DJK einen Volleyball-Krimi
Zehn Jahre Dritte Liga in Hochzoll: ein Blick in die unrühmliche Vergangenheit zeigt, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Ein schwer erkämpfter Sieg hebt zusätzlich die Stimmung.
Um ein Haar hätte sich der TSV Ansbach als Partycrasher erwiesen. Da wollten die Volleyballerinnen der DJK Augsburg-Hochzoll nach dem sportlichen Duell gegen den Tabellenletzten mit Sekt auf ihre zehnjährige Zugehörigkeit zur Dritten Liga anstoßen, hatten ehemalige Spielerinnen, Sponsoren und Weggefährten eingeladen und die heimische Zwölf-Apostel-Halle rappelvoll gemacht – und gerieten beinahe in die Verlegenheit, gegen den TSV Ansbach zu verlieren.
0:2 lagen die Gastgeberinnen zwischenzeitlich zurück und es sah so aus, als würde sie die Aussicht auf die Feierlichkeiten eher hemmen als antreiben. Es waren aber auch viele verdammt scharfe Aufschläge, die die Fränkinnen ihnen da servierten und die sie nicht in den Griff bekamen. Die DJK suchte lange nach einem Konzept, den Gästen Herr zu werden. Fast wären sie daran gescheitert, doch nach einigen Umstellungen durch Trainer Fabian Gumpp berappelten sie sich nach dem 0:2, warfen sich in einen beherzten Kampf und drehten die Partie in einen 3:2 (24:26, 22:25, 26:16, 25:23, 15:9)-Sieg, der das Publikum von den Sitzen riss. Das Publikum hatte für sein Eintrittsgeld den eindrucksvollen Nachweis erhalten, wie sehr die DJK-Volleyballfamilie ihren Zusammenhalt lebt und wie Gemeinschaftssinn gepaart mit den Qualitäten des Kollektivs Kraft verleiht.
Sportlich wie organisatorisch ist das seit Langem das Geheimnis der Hochzoller Volleyballabteilung. Mit der Führung in Person von Sonja Meinhardt und Fabian Brenner schaffte man es nicht nur die erste Frauenmannschaft seit zehn Jahren in der Dritten Liga zu halten, sondern dazu einen soliden Unterbau mit 13 Mannschaften (darunter Frauen-, Männer- und Hobbyteams) zu kreieren. Rund 40 Spielerinnen trugen im Lauf der zehn Jahre dazu bei, dass die Frauen der DJK als hochklassigstes Volleyballteam in der Stadt Augsburg immer wieder den Klassenerhalt schafften. Alle waren sie zum Jubiläumsspieltag gegen Ansbach eingeladen. Viele hatten den Weg nach Hochzoll gefunden.
Abteilungsleiterin und Zuspielerin Sonja Meinhardt freute sich besonders über Spielerinnen aus der ersten Saison 2003/2004, als der Drittliga-Aufstieg geschafft und das erste Jahr in der neuen
Liga bestritten war. „Da hatten wir personell den größten Umbruch im Team. Einige Spielerinnen sind gegangen und wir mussten uns organisatorisch neu erfinden. Es lief auch noch nicht alles so reibungslos wie jetzt. Wir sind ja als etwas älteres Team aufgestiegen. Mittlerweile gibt es nur noch ein paar, die keine Kinder haben. Viele finden nun aber den Weg zurück und spielen in anderen Mannschaften bei uns“, berichtet Meinhardt.
Dabei war es nicht immer leicht für die Volleyballabteilung der DJK Augsburg-Hochzoll. Mit einer unrühmlichen Vorgeschichte aus der Vergangenheit war es nicht so einfach, in den Spitzensport zurückzukehren. Der Versuch, sich in der Volleyball-Bundesliga der Frauen mit einer zusammengekauften Mannschaft zu etablieren, war nach ein paar Jahren finanziell wie personell krachend gescheitert.
Die Mannschaft löste sich auf, die Verantwortlichen verkrümelten sich, die DJK wurde zurückgestuft.
2003 versuchte ein völlig neues Team, das beim Publikum wie beim Hauptverein verloren gegangene Vertrauen wieder zurückzugewinnen. Meinhardt und Brenner schafften das, indem sie organisatorisch im Hintergrund die Fäden zogen, die neue erste Frauenmannschaft ergänzte deren Arbeit mit sportlichem Erfolg. So folgte ein dreimaliger Aufstieg – von der Landesliga bis in die Dritte Liga.
Besonders dankbar sei man damals gewesen, dass auch der DJKHauptverein seine Zustimmung gegeben habe, Spitzenvolleyball in Hochzoll wieder möglich zu machen, erzählt Fabian Brenner. Dies sei vor allem dem damaligen DJKGesamtvorsitzenden Martin Doller geschuldet, der mit seiner Frau Diana seit vier Jahren beruflich in
Frankfurt lebt. Für den Jubiläumsspieltag war das Ehepaar extra angereist. Groß war auch für sie die Freude über das Wiedersehen und den Erfolg der Abteilung, der sie immer noch verbunden sind. „Es war damals ein gewagter Schritt, Volleyball wieder hochklassig spielen zu lassen, denn man wusste nicht, wo geht die Reise hin. Im Verein war der Anspruch hoch, dass nichts schiefgeht“, erinnert sich Doller an den Neustart. „Aber mit einer super Organisation und Disziplin hat sich hier ein Team entwickelt, dass die Abteilung mit nun mehr als 300 Mitgliedern vorangebracht hat“, würdigt Doller die Arbeit der jetzigen Führung.
So hatten alle Beteiligten Grund zu feiern. Erst recht, als ein Aufschlag von Sonja Meinhardt den letzten Punkt zum Matchgewinn gegen Ansbach brachte und die Jubiläumstorte wie Sektgläser aufs Spielfeld getragen wurden. Auch Mannschaftsführerin Ekaterina Steber, die als MVP, als beste Spielerin der DJK, ausgezeichnet wurde, war die Erleichterung nach dem 3:2-Sieg anzusehen. „Es war sehr schwer. Die Gegnerinnen hatten so einen wahnsinnig tollen Aufschlag, waren in fast allen Elementen stark. Aber im Endeffekt ist so ein Sieg noch viel schöner, weil man sich richtig rangekämpft hat.“Und er könne ein gutes Omen dafür sein, dass die Hochzollerinnen ihre bisher so außergewöhnlich gute Jubiläumssaison nun auch erfolgreich fortführen.