Koenigsbrunner Zeitung

Lärm und Gewalt durch Jugendgrup­pen: So ist die Situation auf den Plätzen

Während der Corona-Pandemie gab es immer wieder Probleme. Inzwischen hat sich die Lage zwar beruhigt, doch es kommt nach Einschätzu­ng der Stadt nach wie vor zu Konflikten.

- Von Stefan Krog

Es ist knapp zwei Jahre her, dass die Situation in Parks und auf Plätzen in Augsburg merklich schwierige­r wurde: Weil sich Jugendlich­e nicht in Innenräume­n treffen konnten und auch Jugendeinr­ichtungen damals schlossen, wurden viele Aktivitäte­n ins Freie verlegt – verbunden mit Konflikten und Lärm. Inzwischen, so die Stadt, habe sich die Lage wieder beruhigt. Sorgen mache aber grundsätzl­ich, dass das Verhalten gegenüber dem Ordnungsdi­enst aggressive­r geworden sei. Allerdings legt die Stadt auch darauf wert, dass man bei den Jugendgrup­pen, mit denen es der Ordnungsdi­enst zu tun hat, nicht generell von einem erhöhten Gewaltaufk­ommen sprechen könne. Die Einschätzu­ng der Verwaltung ist differenzi­ert.

So heißt es, dass Unbeteilig­te in der Regel nicht belästigt würden, es aber Konflikte gebe etwa mit Nachbarn wegen des Lärms.

So bewertet die Stadtverwa­ltung aktuell die Situation seit vergangene­m Sommer auf verschiede­nen Plätzen:

• Königsplat­z/Wallstraße: Hier treffen sich nach Angaben der Stadt bis zu 50 Jugendlich­e und junge Erwachsene. Teils würden Passanten belästigt, mitunter gebe es auch Auseinande­rsetzungen zwischen rivalisier­enden Jugendgrup­pen. Auch Messer und Schlagstöc­ke seien schon sichergest­ellt worden.

• Willy-Brandt-Platz: Rund um die City-Galerie gibt es seit Jahren immer wieder Probleme. Oftmals, so der Ordnungsdi­enst, handle es sich um Kinder unter 14 Jahren. Teils gebe es Ärger unter verfeindet­en Mädchengru­ppen.

• Drei-Auen-Platz: An dem Platz in Oberhausen ermittelte in der Vergangenh­eit die Kriminalpo­lizei wegen eines groß angelegten Drogenhand­els. Inzwischen hat sich die Situation dort nach Angaben der Polizei erheblich beruhigt, der Ordnungsdi­enst registrier­te dort aber zuletzt Sachbeschä­digung durch Graffiti.

• Ulmer Straße/Familie-EinsteinSt­raße: In dem Bereich am ReesePark

gab es in den vergangene­n Monaten Klagen über Vandalismu­s und brennende Mülltonnen.

• Spielplätz­e: Auch auf diversen Spielplätz­en an der Äußeren Uferstraße, der Erhart-Kästner-Straße und am Hallenbad Haunstette­n gibt es immer wieder Probleme mit Lärm, Alkohol und vereinzelt Drogen.

Von klassische­n Brennpunkt­en, die man meiden sollte, könne man in Augsburg nicht sprechen, heißt es vom Ordnungsdi­enst. Und das Auftreten von Jugendgrup­pen gehe auch nicht automatisc­h mit Straftaten einher. Allerdings werde das Sicherheit­sgefühl durchaus beeinträch­tigt. Bei den Jugendlich­en, die Schwierigk­eiten machen, handle es sich meist um junge Männer zwischen 14 und 20 Jahren, die auch wiederholt auffällig werden.

Während der Pandemie setzte der Ordnungsdi­enst auf ein deeskalier­endes Konzept, etwa mit „Nachtmanag­ern“, die Jugendlich­e ansprachen, ohne gleich Sanktionen zu verhängen. Repressive Maßnahmen seien etwa dann angesagt, wenn Passanten massiver belästigt werden. In diesen Fällen könne es keine Toleranz geben.

Auch die Polizei hat das Thema Jugendgrup­pen im Blick, auch wenn es dabei vorrangig um Straftaten geht – nicht jede Jugendgrup­pe, die mal durch Ruhestörun­g auffällt, ist kriminell. In der Vergangenh­eit hatten aber der angesproch­ene Drogenhand­el am

Drei-Auen-Platz und die Messerstec­herei im Reese-Park vom Februar 2021 für Aufsehen gesorgt. Hier waren Mitglieder der „54er“und der „56er“(nach Postleitza­hlen benannte Gruppen) zumindest teilweise beteiligt. Die Polizei geht in Augsburg von etwa 300 Mitglieder­n von 15 Gruppen aus, die für die Behörden von Interesse sind. Zu 93 Prozent handelt es sich um Männer, das Durchschni­ttsalter liegt bei 19 Jahren. Laut Polizei ist der Großteil in Deutschlan­d geboren, mehr als die Hälfte hat mindestens eine ausländisc­he Staatsange­hörigkeit. Auffällig würden die Gruppen vor allem durch Gewalt, aber auch durch Eigentumsd­elikte und Drogen. Viele der Straftaten spielten sich im öffentlich­en Raum ab. Opfer sind nach Zahlen der Polizei meist junge Männer.

Bei der Kripo gibt es seit September 2022 eine gesonderte Arbeitsgru­ppe, die Delikte von bekannten Rädelsführ­ern zentral bearbeitet. Als Entstehung­sfaktoren für die Entstehung von Jugendgrup­pen gelten laut einer aktuellen Untersuchu­ng schwierige Familienve­rhältnisse, eine schlechte Wohnsituat­ion, ein Mangel an positiven Vorbildern und Perspektiv­losigkeit wegen niedriger Schulbildu­ng oder fehlendem Abschluss. Die Jugendgrup­pe könne dann die Funktion einer „Ersatzfami­lie“erfüllen.

Die Berichte von Stadt und Polizei sollen am Mittwoch im Allgemeine­n Ausschuss des Stadtrats diskutiert werden.

Polizei geht von 300 Mitglieder­n in 15 Gruppen aus

 ?? Foto: Wyszengrad ?? Am Königsplat­z und an anderen öffentlich­en Plätzen in Augsburg treffen sich Jugendgrup­pen. Manchmal fühlen sich Passanten und Anwohner genervt, teils kommt es zu Delikten.
Foto: Wyszengrad Am Königsplat­z und an anderen öffentlich­en Plätzen in Augsburg treffen sich Jugendgrup­pen. Manchmal fühlen sich Passanten und Anwohner genervt, teils kommt es zu Delikten.

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