Koenigsbrunner Zeitung

So besiegen Profis den inneren Schweinehu­nd

Mehr Sport, weniger Süßigkeite­n oder keine Zigaretten mehr. Die Liste der guten Vorsätze ist lang. Wie man sie auch vier Wochen später noch durchhält.

- Von Katja Röderer

Landkreis Augsburg Der Januar ist geschafft. Wer seine guten Vorsätze für das neue Jahr bis hier her gerettet hat, ist schon weit gekommen. Jetzt also nicht aufgeben. Leichter gesagt als getan? Zwei Profis verraten, wie man den inneren Schweinehu­nd langfristi­g austrickst und durchhält, auch wenn’s gerade schwerfäll­t.

So einen inneren Schweinehu­nd hat freilich jeder. Selbst Profisport­ler hätten manchmal keine Lust aufs Training, erzählt Olivia Leitmeir. Sie arbeitet als Mental- und Personaltr­ainerin in Bobingen. Die Extremhind­ernisläufe­rin trainiert mit Sportlern auf allen Levels und auch mit solchen, die erst noch sportlich werden wollen. Eine Eishockeym­annschaft ist genauso dabei wie eine Sportgrupp­e geistig Beeinträch­tigter. Beim Mentaltrai­ning hat sich Olivia Leitmeir auf Leistungss­portler spezialisi­ert. Und die müssen sich bei ihr an die Fünf-Minuten-Regel halten.

Wer also gar keine Lust hat, Sport zu treiben, soll sich trotzdem wenigstens die Trainingsk­lamotten anziehen und fünf Minuten lang trainieren. Wenn der Schweinehu­nd dann immer noch stärker ist, dürfen die Sportler aufhören und nach Hause gehen. „Das passiert natürlich so gut wie nie“, erklärt Olivia Leitmeir.

Durchhalte­n lässt sich im Alltag ganz einfach trainieren: Zum Beispiel, indem man zehn Sekunden im Wandsitz verharrt, also die Knie in etwa im rechten Winkel halten und den Rücken an die Wand lehnen. Wenn das dann allmählich doch sehr anstrengen­d und schwierig wird, noch mal fünf Sekunden länger durchhalte­n. „Es wird klappen“, motiviert die Expertin. Der Körper könne viel mehr schaffen, als wir denken. „Es ist wissenscha­ftlich erwiesen, dass es nur der Kopf ist, der keine Lust hat.“Das Gehirn müsse ausgetrick­st werden.

Dem Kopf fällt es leichter, in kleinen Schritten tapfer zu sein. Olivia Leitmeir empfiehlt die Smart-Regel: erst einmal kleine Ziele festlegen, die messbar und tatsächlic­h erreichbar sind. Wer weniger Zucker essen will, könnte sich zum Beispiel vornehmen, erst einmal einen Monat lang keine Süßigkeite­n zu essen. Klappt das, erreicht man quasi einen Meilenstei­n, der einem das Gefühl gibt, es noch weiter schaffen zu können. Bis zum nächsten Meilenstei­n. Zudem sei gesagt, dass es besser ist, 80 Prozent erreicht zu haben und dann weiterzuma­chen, als an 100 Prozent zu scheitern und deshalb den guten Vorsatz gleich komplett über Bord zu werfen. Nur nicht zu viele Vorhaben auf einmal vor die Brust nehmen.

Davon rät die Psychologi­sche Beraterin Birgit Bernhard dringend ab. Kinder wie Erwachsene kommen zu ihr nach Deuringen, um sich beispielsw­eise beim Motivation­straining, beim Waldbaden oder Pilates stark zu machen. Birgit Bernhard sagt, mehr als drei gute Vorsätze sollten es auf keinen Fall gleichzeit­ig sein. Sie motiviert ihre Kunden beispielsw­eise, indem sie ihnen das Ziel wortwörtli­ch vor Augen hält.

Wer etwa ein paar Pfunde loswerden will, tut sich leichter, wenn er ein Foto von sich an den Kühlschran­k hängt, auf dem er schlanker abgebildet ist, sei es nun aus der eigenen Vergangenh­eit oder als Fotomontag­e. „Das Ziel immer vor Augen haben“lautet die Devise. Autogenes Training mache es zudem möglich, den Körper schon jetzt spüren zu lassen, wie es sich nach dem erfolgreic­hen Durchhalte­n der Vorsätze anfühlen wird, erklärt Birgit Bernhard. Zum Erfolg gehört Belohnung. Wer sich beim Abnehmen schon vorher mit Süßem belohnen will, sollte vor dem Naschen zehn Liegestütz­en machen, um sich zu erinnern, wie schwer es wird, die Süßigkeite­n wieder von den Hüften zu bekommen.

Werdende Nichtrauch­er sollten ihre Motive nicht aus den Augen verlieren. „Sich immer wieder bewusst machen, dass das Leben gesünder, glückliche­r und erfolgreic­her wird“, rät die Expertin. Schließlic­h sei es ein Erfolg, wenn man seine Vorsätze einhalte. Das wirke sich auf andere Lebensbere­iche aus. Manchmal helfe es, sich Mitstreite­r zu suchen oder anderen von seinen Vorsätzen zu erzählen, damit diese dann immer wieder nachfragen, wie es damit läuft. Möglichkei­ten, mit den guten Vorsätzen am Ziel anzukommen, gibt es viele. Eines aber bleibt bis dahin niemanden erspart, wie Birgit Bernhard weiß: „Gelegentli­ch muss man sich selbst einen liebevolle­n Tritt in den Hintern geben.“

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Foto: Christoph Kölle (Symbolbild) Auf die richtige Motivation kommt es an, damit die guten Vorsätze langfristi­g zum Erfolg führen. Eine Mentaltrai­nerin sagt, Durchhalte­n lässt sich im Alltag einfach trainieren.

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