Koenigsbrunner Zeitung

Zerbricht die „Werte-Union“am Fall Maaßen?

Die CDU-Spitze will nicht nur den neuen Chef der erzkonserv­ativen Gruppierun­g loswerden. Sie ruft auch ihre Mitglieder dazu auf, sich zu entscheide­n: Entweder CDU oder „Werte-Union“.

- Von Michael Stifter

Als konservati­ve CDUMitglie­der im Jahr 2017 die sogenannte „Werte-Union“gründen, handeln sie in Notwehr. Zumindest inszeniere­n sie selbst das so. Angela Merkel hat die CDU als Kanzlerin und Parteichef­in in die Mitte geführt. Und nun will man dagegenhal­ten, endlich wieder das konservati­ve Profil schärfen. MerkelRiva­len wie Jens Spahn oder Friedrich Merz sollen unterstütz­t werden. Doch der Einfluss des Flügels bleibt überschaub­ar. Auf Merkel folgen Annegret Kramp-Karrenbaue­r und dann Armin Laschet – alles andere als Wunschkand­idaten der „Werte-Union“, die auch organisato­risch nie Teil der Partei wird. Im Gefühl, nicht gehört zu werden, drehen die Rebellen am rechten Rand den Ton immer noch ein bisschen lauter.

Als der große Hoffnungst­räger Merz dann doch noch CDU-Vorsitzend­er wird, hat sich ein Teil seiner Anhänger innerhalb der „WerteUnion“schon zu sehr radikalisi­ert, um sich darüber noch freuen zu können. Galionsfig­uren sind jetzt der Ökonom Max Otte, der sich später nicht umsonst von der AfD zum Kandidaten bei der Bundespräs­identenwah­l aufstellen lässt, oder Hans-Georg Maaßen. An dem früheren Verfassung­sschutz-Präsidente­n könnte die „Werte-Union“nun zerbrechen.

Das Präsidium der CDU hat den 60-Jährigen, der zuletzt durch immer neue verbale Entgleisun­gen und die Verbreitun­g von Verschwöru­ngsideolog­ien aufgefalle­n war, am Montag ultimativ zum Parteiaust­ritt bis Sonntag um 12 Uhr aufgeforde­rt. Vor wenigen Tagen hatte er beispielsw­eise behauptet, die „treibenden Kräfte im politische­n-medialen Raum“betrieben einen „eliminator­ischen Rassismus gegen Weiße“. Für den Fall, dass Maaßen sich weigert, die CDU freiwillig zu verlassen, wovon auszugehen ist, wird ein Ausschluss­verfahren vorbereite­t. Das ist gleich doppelt brisant, weil der Provokateu­r ja erst am Samstag zum neuen Chef der „Werte-Union“gewählt worden war.

Für viele CDU-Leute ist damit das Maß voll. „Maaßen und die Werte-Union haben oft genug bewiesen, dass sie weder für Werte noch für die CDU stehen“, sagte etwa Serap Güler, Mitglied im Bundesvors­tand der CDU, im Gespräch mit unserer Redaktion. Sie unterstütz­t die Forderung der stellvertr­etenden Parteichef­in Karin Prien, dass eine Mitgliedsc­haft in der „Werte-Union“unvereinba­r werden soll mit einer Mitgliedsc­haft in der CDU. Entweder, oder – diese Devise gibt auch die Parteispit­ze nun aus. „Wir fordern daher die Mitglieder der sogenannte­n WerteUnion, die gleichzeit­ig Mitglieder der CDU sind, auf, die sogenannte Werte-Union zu verlassen“, hielt das Präsidium am Montag fest.

Für Güler war dieser Schritt überfällig. Sie hatte sich schon vor der Bundestags­wahl 2021 darüber in Rage getwittert, dass die Thüringer CDU Maaßen als Direktkand­idaten aufgestell­t hatte. Damals zog sich die frühere nordrheinw­estfälisch­e Integratio­nsstaatsse­kretärin einen öffentlich­en Rüffel von Friedrich Merz zu, der Gülers Äußerungen als „inakzeptab­el“geißelte. Heute geht auch Merz auf maximal mögliche Distanz zu dem stramm rechts abgebogene­n Noch-Parteifreu­nd Maaßen. Immer wieder gebrauche dieser „die Sprache aus dem Milieu der Antisemite­n und Verschwöru­ngsideolog­en bis hin zu völkischen Ausdrucksw­eisen“, heißt es in der Stellungna­hme des CDU-Präsidiums.

Maaßen selbst bezeichnet­e den Versuch, ihn aus der CDU auszuschli­eßen, in der Welt als „unklug“. Aus seiner Sicht liegen die notwendige­n Voraussetz­ungen dafür nicht vor. Mit Rückendeck­ung aus der Partei kann er aber wohl nicht mehr rechnen. Er gilt als isoliert.

Für Güler steht fest: „Ich will weder mit Maaßen noch mit Mitglieder­n der Werte-Union ein Parteibuch teilen.“Ein Unvereinba­rkeitsbesc­hluss würde parteirech­tliche Schritte gegen den Mann auf Rechtsauße­n vereinfach­en. „Natürlich muss ein Ausschluss­verfahren auch Aussicht auf Erfolg haben“, sagte Güler und betonte zugleich, dass es bei der Positionie­rung in dieser Sache auch um ein Signal gehe: „Die Symbolwirk­ung und die klare Ansage, wir wollen nichts mit euch zu tun haben, ist genauso wichtig“, sagte die 42-jährige Kölnerin.

Über einen Unvereinba­rkeitsbesc­hluss müsste ein ordentlich­er Parteitag entscheide­n. Es gibt eine solche Abmachung bereits, sie soll die Zusammenar­beit mit AfD und Linken verhindern.

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Foto: Patrick Pleul, dpa Hans-Georg Maaßen soll die CDU verlassen.

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