Inflation frisst Altersvorsorge auf
Die Geldentwertung drückt auch auf die Kapitalanlage durch. Die muss trotzdem besteuert werden. Der CDU-Wirtschaftsrat warnt und fordert sofortige Gegenmaßnahmen von der Ampel-Regierung.
Bundesfinanzminister Christian Lindner macht vor, wie die Altersvorsorge der Zukunft aussehen soll. Zehn Milliarden Euro pumpt er dieses Jahr in die Aktienrücklage zur Stabilisierung der gesetzlichen Rentenversicherung. Es gibt viele, die privat einen ähnlichen Weg gehen, ihr Geld in Aktien investieren und auf andere Weise Geld ansparen, um im Alter über die Runden zu kommen. Angesichts der hohen Inflation erleiden deutsche Sparer jedoch reale Verluste. Das setzt sich bei vielen Kapitalanlagen fort, denn die werden meist nach dem nominalen, auf dem Papier stehenden Wert besteuert. Nicht aber nach ihrem tatsächlichen. Der Wirtschaftsrat der CDU schlägt Alarm. „Kapitalanleger und insbesondere Vorsorgesparer werden für ihre dringend gebotenen Anstrengungen zur Eigenvorsorge bestraft“, sagte Generalsekretär
Wolfgang Steiger unserer Redaktion.
Die Ampel-Koalition hat zwar schon auf die Entwicklung reagiert und über das Jahressteuergesetz unter anderem den SparerPauschbetrag von 801 Euro auf 1.000 Euro für Alleinstehende und
von 1.602 auf 2.000 Euro für Ehegatten beziehungsweise Lebenspartner erhöht. Der Arbeitnehmerpauschbetrag steigt von 1.200 auf 1.230 Euro, für Altersvorsorgeaufwendungen ändert sich die Besteuerung. Doch dem Wirtschaftsrat geht das nicht weit genug.
„In unserer älter werdenden Gesellschaft geraten die umlagefinanzierten Sozialsysteme immer stärker unter Druck“, sagte Steiger. Umso wichtiger seien die kapitalgedeckte Vorsorge und das individuelle Sparen. Doch angesichts der hohen Inflation „erwirtschaften praktisch alle Anlageformen real negative Renditen, das Vermögen der Sparer verliert an Kaufkraft“, kritisierte er. Ein Beispiel zeigt, worum es geht: 1.000 Euro aus dem Jahr 2020 haben aktuell eine Kaufkraft von nur noch 900 Euro. Selbst leicht steigende Zinsen können diese Delle nicht ausbügeln.
Auf die lange Strecke betrachtet sind Aktien zwar eine relativ sichere Bank. Der Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre der GoetheUniversität Frankfurt am Main rechnete vor einiger Zeit auf Basis historischer Daten (Inflation inklusive) verschiedene Modelle durch. Bei einer Einzahlung von 50 Euro im Monat vom ersten bis zum 18. Lebensjahr könnte demnach mit 63 Jahren ein maximales Anlagevermögen von 440.000 Euro auf dem Konto sein. Selbst bei pessimistischen Annahmen kommen immer noch 191.000 Euro heraus. Die aktuelle Lage vermiest vielen Menschen die Anlagelaune jedoch gründlich. Sie investieren gar nicht oder verschieben entsprechende Pläne nach hinten. Gerade für junge Leute könnte sich das einst als fatal erweisen.
Der Wirtschaftsrat fordert als Gegenmaßnahme unter anderem eine Steuerfreiheit für die Gewinne in Depots und von Versicherungen, die der Altersvorsorge dienen. Wie bis 2008 sollten Veräußerungsgewinne nach einer zehnjährigen Haltedauer zukünftig wieder steuerfrei sein. Zum Forderungskatalog gehört auch die Rückkehr zur ursprünglichen Höhe des Sparerfreibetrags von 3.100 Euro, die Befreiung selbst genutzten Wohneigentums von der Grunderwerbsteuer sowie eine Reform der Riester-Rente.