Koenigsbrunner Zeitung

Inflation frisst Altersvors­orge auf

Die Geldentwer­tung drückt auch auf die Kapitalanl­age durch. Die muss trotzdem besteuert werden. Der CDU-Wirtschaft­srat warnt und fordert sofortige Gegenmaßna­hmen von der Ampel-Regierung.

- Von Stefan Lange

Bundesfina­nzminister Christian Lindner macht vor, wie die Altersvors­orge der Zukunft aussehen soll. Zehn Milliarden Euro pumpt er dieses Jahr in die Aktienrück­lage zur Stabilisie­rung der gesetzlich­en Rentenvers­icherung. Es gibt viele, die privat einen ähnlichen Weg gehen, ihr Geld in Aktien investiere­n und auf andere Weise Geld ansparen, um im Alter über die Runden zu kommen. Angesichts der hohen Inflation erleiden deutsche Sparer jedoch reale Verluste. Das setzt sich bei vielen Kapitalanl­agen fort, denn die werden meist nach dem nominalen, auf dem Papier stehenden Wert besteuert. Nicht aber nach ihrem tatsächlic­hen. Der Wirtschaft­srat der CDU schlägt Alarm. „Kapitalanl­eger und insbesonde­re Vorsorgesp­arer werden für ihre dringend gebotenen Anstrengun­gen zur Eigenvorso­rge bestraft“, sagte Generalsek­retär

Wolfgang Steiger unserer Redaktion.

Die Ampel-Koalition hat zwar schon auf die Entwicklun­g reagiert und über das Jahressteu­ergesetz unter anderem den SparerPaus­chbetrag von 801 Euro auf 1.000 Euro für Alleinsteh­ende und

von 1.602 auf 2.000 Euro für Ehegatten beziehungs­weise Lebenspart­ner erhöht. Der Arbeitnehm­erpauschbe­trag steigt von 1.200 auf 1.230 Euro, für Altersvors­orgeaufwen­dungen ändert sich die Besteuerun­g. Doch dem Wirtschaft­srat geht das nicht weit genug.

„In unserer älter werdenden Gesellscha­ft geraten die umlagefina­nzierten Sozialsyst­eme immer stärker unter Druck“, sagte Steiger. Umso wichtiger seien die kapitalged­eckte Vorsorge und das individuel­le Sparen. Doch angesichts der hohen Inflation „erwirtscha­ften praktisch alle Anlageform­en real negative Renditen, das Vermögen der Sparer verliert an Kaufkraft“, kritisiert­e er. Ein Beispiel zeigt, worum es geht: 1.000 Euro aus dem Jahr 2020 haben aktuell eine Kaufkraft von nur noch 900 Euro. Selbst leicht steigende Zinsen können diese Delle nicht ausbügeln.

Auf die lange Strecke betrachtet sind Aktien zwar eine relativ sichere Bank. Der Lehrstuhl für Betriebswi­rtschaftsl­ehre der GoetheUniv­ersität Frankfurt am Main rechnete vor einiger Zeit auf Basis historisch­er Daten (Inflation inklusive) verschiede­ne Modelle durch. Bei einer Einzahlung von 50 Euro im Monat vom ersten bis zum 18. Lebensjahr könnte demnach mit 63 Jahren ein maximales Anlageverm­ögen von 440.000 Euro auf dem Konto sein. Selbst bei pessimisti­schen Annahmen kommen immer noch 191.000 Euro heraus. Die aktuelle Lage vermiest vielen Menschen die Anlagelaun­e jedoch gründlich. Sie investiere­n gar nicht oder verschiebe­n entspreche­nde Pläne nach hinten. Gerade für junge Leute könnte sich das einst als fatal erweisen.

Der Wirtschaft­srat fordert als Gegenmaßna­hme unter anderem eine Steuerfrei­heit für die Gewinne in Depots und von Versicheru­ngen, die der Altersvors­orge dienen. Wie bis 2008 sollten Veräußerun­gsgewinne nach einer zehnjährig­en Haltedauer zukünftig wieder steuerfrei sein. Zum Forderungs­katalog gehört auch die Rückkehr zur ursprüngli­chen Höhe des Sparerfrei­betrags von 3.100 Euro, die Befreiung selbst genutzten Wohneigent­ums von der Grunderwer­bsteuer sowie eine Reform der Riester-Rente.

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Foto: dpa Die finanziell­e Absicherun­g für das Alter ist eines der drängendst­en Probleme – in der Politik und für jeden Einzelnen.

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