Wenn der Chat zur Gefahr wird
Freunde im Internet finden: Das macht Spaß und kann schnell gehen. Manche Erwachsene nutzen das aber aus. Zum Glück gibt es Warnzeichen, damit es nicht so weit kommt.
Ihr lacht über die gleichen Witze, habt die gleichen Hobbys und kommt aus der gleichen Stadt. Klingt nach einer tollen Freundschaft. Aber: Ihr habt euch noch gar nicht im echten Leben gesehen. Denn ihr kennt euch nur aus dem Internet.
Das ist erst mal nicht schlimm. Gefährlich kann es aber werden, wenn sich der Chatpartner als eine andere Person ausgibt. Manche Erwachsene machen sich mit Absicht viel jünger. Sie belästigen Kinder online und drängen sie zu Dingen, die die Kinder gar nicht wollen.
Fachleute nennen das CyberGrooming (gesprochen: saiba-gruming). Das Wort Cyber meint alles, was in der digitalen Welt passiert, zum Beispiel bei TikTok oder Instagram. Grooming bedeutet so viel wie anbahnen oder anmachen.
Im Bundesland Bayern steht ein Mann deshalb vor Gericht. Denn Cyber-Grooming ist strafbar. Der Mann soll Mädchen unter anderem online gefragt haben, ob sie ihm Nacktfotos schicken. Das komme
häufig bei Cyber-Grooming vor, erklärt die Expertin Derya Lehmeier aus dem Bundesland NordrheinWestfalen. Einige gehen sogar einen Schritt weiter. „Wenn sich die Täter das Vertrauen erschlichen haben, schlagen sie oft vor, dass sie sich ja im realen Leben mal treffen könnten“, sagt sie. Das sollte man aber auf jeden Fall sein lassen.
Damit es gar nicht so weit kommt, gibt es zum Glück einige Warnzeichen. Man könne zum Beispiel immer darauf achten, wie das
Profil des Chatpartners aussieht, sagt Derya Lehmeier: Hat das Profil überhaupt Follower oder hat derjenige Bilder von sich gepostet? Findet man ihn auch woanders im Internet? Ist das alles nicht der Fall, sei das merkwürdig.
Beim Chatten selbst sollten Kinder misstrauisch werden, wenn der Chatpartner darum bittet, niemandem etwas von dem Gespräch zu erzählen. Es sei auch komisch, wenn man gefragt wird, wo man genau wohnt oder auf welche
Schule man geht. Beim CyberGrooming werden einem oft viele persönliche Fragen gestellt. Die Person verrät aber kaum etwas über sich selbst. So oder so raten Experten: Im Internet sollte man nicht zu viel von sich erzählen.
Wenn einem ein Chat komisch vorkommt oder man sogar belästigt wird, sollte man am besten Screenshots machen, sagt die Fachfrau Derya Lehmeier. Die Fotos können wichtige Beweise für die Polizei sein. Außerdem sollte man den Chatpartner blockieren, sodass er keine Nachrichten mehr schicken kann.
Die Fachfrau sagt: „Das Allerwichtigste ist aber, dass man mit einer Vertrauensperson darüber spricht.“Das können zum Beispiel die Eltern sein. Mit ihnen können Kinder zur Polizei gehen und von dem Chat erzählen. Auch am Telefon bei der Nummer gegen Kummer oder im Internet kann man komische Nachrichten melden, zum Beispiel hier: fragzebra.de/cybergrooming. (dpa)