Koenigsbrunner Zeitung

Klamroths Liebe zu Neubauer ist kein Skandal

Im WDR-Rundfunkra­t soll die Beziehung des „Hart aber fair“-Moderators mit der Klimaaktiv­istin thematisie­rt werden. Einige Vorwürfe gegen ihn sind diffamiere­nd.

- Von Daniel Wirsching

Als bekannt wurde, dass der neue „Hart aber fair“-Moderator Louis Klamroth und die Klimaaktiv­istin Luisa Neubauer ein Paar sind, setzte umgehend der internetty­pische Schmährefl­ex ein. Man werde den Polit-Talk nicht mehr ansehen, Klamroth sei ja eh linksgrün und Neubauer ... das ist in vielen Fällen nicht zitierfähi­g. Sie gilt als Hassfigur – wie die beitragsfi­nanzierte ARD als Hassobjekt gilt. Noch am Tag der Veröffentl­ichung eines Interviews, in dem Klamroth sich Mitte Dezember zu seiner Beziehung äußerte, twitterte der AfDPolitik­er Georg Pazderski: „Wohin man schaut: Grün-Roter Filz.“

Klamroth hatte in dem Interview vor seinem „Hart aber fair“-Start als Plasberg-Nachfolger seine journalist­ische Unabhängig­keit betont, auf die sich sein Publikum „immer verlassen“könne. Er hatte erklärt, dass es in einem journalist­isch geleiteten Gespräch nicht um die eigene Meinung gehe. Damit hatte er alle wesentlich­en Punkte benannt. Inklusive dem, dass es sich von selbst verstehe, dass seine Partnerin nicht Gast seiner Sendung sein werde. Klamroth sprach Selbstvers­tändliches aus: Jede Journalist­in, jeder Journalist eines jeden „seriösen“Mediums

vermeidet Rollen- und Interessen­konflikte, sogar den Anschein. Das ist medien- und berufsethi­sch geboten und in aller Regel Praxis. Was nicht bedeutet, dass ein Journalist kein Parteibuch haben dürfte – er berichtet dann aber eben selbstvers­tändlich nicht über diese oder andere Parteien.

Ebenfalls muss selbstvers­tändlich gelten, dass es keine „Sippenhaft“geben darf. Das gilt etwa genauso für Franca Lehfeldt. Die ist „Chefreport­erin Politik“und Moderatori­n beim Nachrichte­nsender Welt und Frau von FDP-Chef und Bundesfina­nzminister Christian

Lindner. Auch sie beteuerte, sich an klare Regeln zu halten. Bis auf den Nachweis des Gegenteils ist das bei ihr wie bei Klamroth so in Ordnung. Bleibt die Grundsatzf­rage, ob einem Arbeitgebe­r das Privatlebe­n eines Arbeitnehm­ers etwas angeht. Hendrik Zörner, Pressespre­cher des Deutschen Journalist­en-Verbandes (der mit einer Vertreteri­n auch im WDR-Rundfunkra­t sitzt), sagte dazu unserer Redaktion: „Die privaten Verbindung­en von Journalist­innen und Journalist­en gehen einen Arbeitgebe­r schlicht nichts an.“Es ist keine Einzelmein­ung. Dass weder Lehfeldt

noch Klamroth ihre Partner interviewe­n können, ist eine notwendige und hinnehmbar­e Selbstbesc­hränkung. Über ihre journalist­ische Qualifikat­ion sagen ihre Beziehunge­n nicht das Geringste aus. Dass Klamroth wegen Neubauer nicht über die Klimakrise diskutiere­n lassen könne – am Montag tat er es –, nicht „neutral“sei oder der Ruf der Sendung ruiniert werde, ist diffamiere­nd.

Der WDR-Rundfunkra­t befasst sich laut Welt am Sonntag an diesem Dienstag mit Klamroth, weil er seine Beziehung vor Vertragsun­terzeichnu­ng nicht als möglichen Interessen­konflikt angegeben habe. Vertreter von CDU und SPD sähen darin einen Verstoß. Es ist gut, wenn sich das Aufsichtsg­remium damit befasst; höchst bedenklich ist es, dass eine durch Polemik vergiftete, auch parteipoli­tische Auseinande­rsetzung dort hineingetr­agen werden könnte.

Auf Focus online warf Gregor Golland, Rundfunkra­t und CDUPolitik­er, dem WDR am Montag vor, „sehr einseitig“zu berichten. Es würden „auch mal Fakten weggelasse­n, wenn sie nicht ins politische Portfolio passen“. Gut „90 Prozent der öffentlich-rechtliche­n Medienscha­ffenden“seien „eher links von der Mitte“. In einem „Hart aber fair“-Faktenchec­k würde er damit nicht bestehen.

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Fotos: Kappeler, Skolimowsk­a/dpa Sorgen für Diskussion­en: Klimaaktiv­istin Luisa Neubauer und „Hart aber fair“-Moderator Louis Klamroth.

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