Die Alte Stadtbücherei Augsburg als staatliches Pilotprojekt für zirkuläres Bauen
Baustoffe sind als größter Materialstrom für 40 Prozent der weltweiten CO2-Emissionen und ein Drittel aller Abfälle in der EU verantwortlich. Es wird also höchste Zeit für Kreislaufwirtschaft in der Baubranche. Durch zirkuläres Bauen werden Materialkreisl
Die Alte Stadtbücherei wurde Ende 2022 abgerissen. Normalerweise wären die Bauteile dann auf der Deponie gelandet. Doch in Augsburg wird bereits zirkulär gedacht: Studierende des Masterstudiengangs Architektur an der Hochschule Augsburg haben zusammen mit dem Staatlichen Bauamt Augsburg und dem Start-up Concular sämtliche noch nutzbaren Teile begutachtet, erfasst und digitalisiert. Die Teile wurden zur Vermarktung und Wiederverwendung auf der Bauteile-Plattform „Concular“angeboten. Laut Bauherr konnten durch das Verfahren Deponiekosten in Höhe von 500.000 Euro eingespart werden und eine Vielzahl an Materialien für die Wiedernutzung vermittelt werden, wie Concular über das Projekt auf der eigenen Website berichtet. Darunter zum Beispiel historische Kacheln, Holzfenster, Zäune, Betonplatten, Türen, Schaukästen oder gut erhaltene Artikel aus der Einrichtung.
Ein neues Leben für die Alte Stadtbücherei
Das Transferprojekt „Architektur. Im Kreis“der Hochschule Augsburg befasst sich mit einem zukunftsfähigen
Aufgabengebiet von Architekt:innen – dem Wiederverwenden von Baumaterialen aus Abbruchgebäuden. Im Rahmen des Projekts sollten die Studierenden die Bauteile der Alten Stadtbücherei registrieren und daraus ein neues Gebäude entwerfen. Studierende probieren hiermit eine noch außergewöhnliche, aber in Zukunft relevante Entwurfsmethode aus: Gestalten und Entwerfen mit vorhandenen Baustoffen. „Das Bauen mit vorhandenen Bauteilen stellt den Entwurfsprozess auf den Kopf. Die Begrenzung der Verfügbarkeit kann zu schlichten und gleichzeitig kreativen Lösungen
führen. Es bewirkt gleichzeitig eine Reflexion über die Rückbaubarkeit. Studierende lernen so auch Wertschätzung für bereits Bestehendes“, sagt Architektin Mikala Holme Samsøe, die das Projekt im Rahmen der Bund-Länder-Initiative „Innovative Hochschule“geleitet hat, gegenüber der Regio Augsburg Wirtschaft.
Ein Vorbild für Bayern
Die Initiative für das Projekt kam von Kathrin Fändrich vom Staatlichen Bauamt Augsburg. „Wir möchten mit dem spannenden Pilotprojekt in
Augsburg testen, ob und wie sich die Wiederverwendung von Bauteilen vor dem Abriss realisieren lässt. Wenn es sich für uns als Bauherr lohnt, sehe ich hier ein irres Potenzial. Der Freistaat Bayern verfügt über einen gigantischen Schatz an Liegenschaften. Bayernweit betreuen wir 25.000 Gebäude. Energie, die gar nicht erst produziert werden muss, ist die beste Energieeinsparung. In der Wiederverwertung steckt ein großes Potenzial. Wir müssen aufhören zu verschwenden“, erläutert Kathrin Fändrich gegenüber der Regio Augsburg Wirtschaft.