„Ich bin nicht so ein Riesenarsch, wie man denkt“
Der langjährige Bundesliga-Manager Jörg Schmadtke steht vor seinem Karriere-Ende. Mit ihm verabschiedet sich eine der streitbarsten Figuren. Er verhehlt zum Abschied nicht, wie zuwider ihm das Geschäft geworden ist.
Schluss, aus. Am Dienstag, 31. Januar – ganz unspektakulär zum Monatsschluss – endet die Ära von Sport-Geschäftsführer Jörg Schmadtke beim VfL Wolfsburg. Der letzte Arbeitstag in Niedersachsen soll für den 58-Jährigen auch der Abschied aus dem Geschäft Profifußball sein. Idealerweise soll im Pokalspiel bei Union Berlin (20.45 Uhr, Sky) der Einzug in die nächste Runde klappen. Danach endet die Ära des Fußball-Managers Schmadtke so unspektakulär, wie sie im Dezember 2001 begonnen hatte. Damals bekam der Ex-Bundesliga-Keeper (Düsseldorf, Freiburg) den Job als Sportdirektor beim damaligen Zweitligisten Alemannia Aachen, weil dieser über ein Inserat im Fachmagazin Kicker die Stelle ausgeschrieben hatte.
Der damalige Torwarttrainer von Fortuna Düsseldorf bewarb sich und erhielt den Zuschlag. 22 Jahre später gehört Schmadtke zum Inventar der Bundesliga. Sportlich ging es mit seinen Klubs meist nach oben, doch der Umgang mit ihm war nicht immer der einfachste. Zu seinem Abschied sagte er dem Kicker, dass er nicht immer so übellaunig sei: „Es gibt sogar Menschen, die mich wiedersehen und mit mir einen Kaffee oder ein Bier trinken wollen. Ich bin nicht so ein Riesenarsch, wie man vielleicht denkt.“
Dass er an diesem Bild von sich nicht ganz unschuldig war, gibt
Schmadtke jedoch auch zu: Er habe das Bild von ihm „sicherlich auch selbst ein wenig kultiviert und bedient“. Streitbar war er in den Jahren nachweislich: Die Trainer Bruno Labbadia und Oliver Glasner verließen nach Streitigkeiten mit ihm den Klub. Atmosphärische Störungen hatte es auch in Köln unter Peter Stöger gegeben. Fakt ist aber auch: Unter dem Strich hatte Schmadtke die von ihm betreuten Teams sportlich verbessert. Aachen stieg mit ihm in die Bundesliga auf, kam ins Pokalfinale und in den Europacup. Aus dem kriselnden Hannover 96 machte Schmadtke einen Dauergast in der Europa League, auch mit Köln ging es aus der zweiten Liga ins internationale Geschäft. Der Dauer-Grummler machte oft aus wenig viel. Dass er mit vielen Elementen des modernen Geschäfts seine Probleme hat – soziale Medien, die Macht der Berater, das andauernde Flirren der Online-Spekulationsstuben – sagte er gegenüber der SZ: „Ich will nicht verhehlen, dass mir Teile des Geschäfts mehr und mehr zuwider sind.“Nun ist damit Schluss. Also so wirklich. Also zumindest recht wahrscheinlich ist das so. Denn schon sein aktueller Trainer Niko Kovac hat seine Zweifel daran, ob Schmadtke „das aushält“, wie er nach der Niederlage in Bremen am Wochenende sagte: „Wenn ihm irgendwann mal langweilig wird – davon gehe ich aus – wird er sich sicher wieder etwas Neues suchen.“Auch Schmadtke selbst schließt ein Comeback nicht völlig aus – und lässt sich mit einem typischen Schmadtke-Zitat eine Hintertür offen: „Es kann sein, dass ich es nach drei Monaten nicht mehr aushalte oder, viel schlimmer, dass meine Frau mich wieder rausjagt.“