Koenigsbrunner Zeitung

WM-Titel bringen nicht überall Ruhm und Geld

- Von Andrea Bogenreuth­er

Es sind diese wichtigen Momente alle zwei Jahre, denen Spitzenspo­rtlerinnen und -sportler entgegen fiebern. Die großen internatio­nalen Wettkämpfe, an deren Ende ein Weltmeiste­r-Titel steht. Tage, die Legenden hervorbrin­gen. Deshalb können deutsche Fußballfan­s ohne nachzudenk­en, die Zauberform­el 54, 74, 90, 2014 herunterbe­ten. Jene Jahre, in denen die Nationalma­nnschaft den WM-Pokal in die Höhe recken durfte. Solche Daten sind für ewig ins kollektive Gedächtnis eingebrann­t.

Ein Weltmeiste­r-Titel zeigt nicht nur, wer sich in der Vergangenh­eit optimal vorbereite­t hat, sondern auch, wem die Zukunft offen steht. Es ist die Zeit des CashBack. WM-Titel bringen Prämien, Sponsoren, Fördergeld­er und Planungssi­cherheit. Bedauerlic­herweise nicht mit der gleichen Intensität in allen Sportarten.

Formidabel zu sehen an jenen drei Team-Weltmeiste­rschaften, die in den vergangene­n Monaten ausgetrage­n wurden: Fußball in Katar, Handball in Schweden und Polen, Hockey in Indien. Allein von ihrer Außenwirku­ng hätten sie unterschie­dlicher nicht sein können.

Die Fußballer: trotz Fan-Boykotts omnipräsen­t! Diskussion­en um Menschenre­chte, Alkoholver­bote, Regenbogen- oder One Love-Binde, Freie Meinungsäu­ßerung, Political Correctnes­s. Erst wollte niemand die Spiele der DFB-Elf anschauen, dann haben doch alle das enttäusche­nde Aus nach der Gruppenpha­se gesehen. Höchste Aufmerksam­keit also für magere sportliche Kost.

Anders die Handballer: mitreißend! Eine Truppe, die sich auf dem WM-Parkett zwar immer erst die Gunst des Publikums erarbeiten muss, was ihnen aber dank öffentlich-rechtliche­r Medienpräs­enz perfekt gelingt. Zumal das Team bodenständ­ig bleibt und Begeisteru­ng entfacht. Der Sport steht im Mittelpunk­t, mit Wohlwollen hat die Nation WM-Platz fünf zur Kenntnis genommen.

Und die Hockeyspie­ler? Hat eigentlich jemand mitbekomme­n, dass in Indien eine WM stattgefun­den hat? Medial ist Hockey ohnehin kein Primetime-Produkt, dazu die Zeitversch­iebung. Eine WM fast unter Ausschluss der Öffentlich­keit. Bis am Sonntagabe­nd die Meldung eintrudelt­e: Deutschlan­d ist Hockey-Weltmeiste­r! Still und leise haben die deutschen Hockeyspie­ler geschafft, woran die gehypten Kollegen gescheiter­t sind.

Im Fußball bekämen sie Legenden-Status für die Ewigkeit. Im Hockey? Da wären sie schon happy, wenn bei der EM Ende August in Mönchengla­dbach die Hallen ausverkauf­t sind.

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Foto: Frank Uijlenbroe­k, dpa Die deutschen Hockeyspie­ler feiern den WM-Titel.
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