Noch liegt Schnee im Wohnzimmer des Stadtpfarrers
Bei einer Baubesichtigung für unsere Zeitung erläutert der katholische Stadtpfarrer Christoph Leutgäb die Hintergründe zum Abriss des alten Pfarrhauses und gibt einen Einblick in den Neubau. Welche Räume vorgesehen sind und wann mit dem Einzug zu rechnen
Kalt ist es im neuen Wohnzimmer von Stadtpfarrer Christoph Leutgäb. Dort, wo mal ein Teppich liegen wird, bedecken Eis und Schnee den Boden im zweiten Geschoss des neuen Pfarrhauses an der Ferdinand-Wagner-Straße. Durch die noch nicht vorhandene Dachgaube erstreckt sich der Blick über den Pfarrgarten bis hin zum Jugendzentrum. Aus dem zukünftigen Schlafzimmer endet der Blick nach 30 Metern unmittelbar an der Hauptwirkungsstätte des Stadtpfarrers: der Kirche St. Michael. „Ende Januar soll der Dachstuhl kommen, die Dachpfannen liegen auf dem Gelände zum Eindecken bereit“, erklärt Leutgäb bei einer Führung durch den Rohbau die weiteren Bautätigkeiten am neuen Pfarrhaus der katholischen Pfarreiengemeinschaft Schwabmünchen.
„Es gab bautechnische Probleme beim alten Pfarrhaus, die sich nicht wirklich zufriedenstellend haben lösen lassen“, blickt Leutgäb zurück. Der Neubau sei die einzig vernünftige Lösung gewesen, zumal eine Sanierung teurer gekommen wäre. „Es war keine leichte Entscheidung, sich von dem alten, stadtprägenden Gebäude zu trennen“, fügte er hinzu und zählte energetische, brandschutztechnische und statische Gründe mit ins Feld. „Es wäre immer ein sanierter Altbau mit deutlichen Kompromisslösungen gewesen“, so der Pfarrer. „Der sechswöchige Abriss des Bestandsgebäudes begann im Mai 2022 und gestaltete
sich nicht so einfach, da die Mariengrotte, die es unbedingt zu schützen galt, unmittelbar mit dem Haupthaus verbunden war“, erinnert sich Leutgäb. Die Abrissarbeiten seien gut gelungen, und die Bauarbeiten
am rund drei Millionen Euro teuren Neubau haben beginnen können. Als Kostenträger für das Pfarrhaus fungiere die Diözese Augsburg, da es sich hierbei für die Pfarreiengemeinschaft um eine diözesane Verwaltungseinrichtung handele, erläutert er weiter zur Finanzierung.
Im neuen Pfarrhaus würden im barrierefrei zu erreichenden Erdgeschoss auf 160 Quadratmeter das Pfarrbüro der Pfarreiengemeinschaft, weitere Büros und Besprechungsräume eingerichtet, erzählt Leutgäb nicht ohne Stolz beim Betreten des Rohbaus.
Die eisbedeckten Betonböden und Ziegelwände lassen noch nicht vermuten, wie der Geschäftsbetrieb über einen kleinen Warteraum, dem Arbeitstresen und den dahinter, in Trockenbauweise vom Publikumsverkehr geschützten Büro, ablaufen wird. Ein Sozialraum, ein Besprechungszimmer und weitere Funktionsräume definieren das weitere Platzangebot.
In den weiteren Stockwerken seien drei Wohneinheiten mit je 80 Quadratmeter für Pfarrer, Kaplan und Haushälterin sowie weiteren Funktionsräumen geplant, berichtet Leutgäb weiter; für den Dachboden gäbe es keine konkrete Planung. „Ich möchte beileibe keinen Luxus. Aber in einem Kämmerlein hausen möchte ich auch nicht“, kommentiert Christoph Leutgäb den Schnitt seiner zukünftigen Wohnung, die wohl im ersten bis zweiten Quartal 2024 bezugsfertig sein wird. „Ob das jetzt ein oder zwei Monate früher oder später sein wird, ist mir egal. Wichtig ist, dass es fertiggestellt wird“, sagt er bestimmend. Neben dem Erdgeschoss verfügen die oberen Stockwerke über einen separaten Eingang. „Das Vorstandsmitglied einer Bank wird, wenn es über der Bank wohnt, auch nicht durch die Schalterhalle in seine
Wohnung gehen“, begründet er die Trennung von öffentlichem und privatem Bereich nachvollziehbar.
Vor dem Pfarrhaus wird ein kleiner Platz entstehen, die Mariengrotte bleibt erhalten. „Es war klar, dass die Grotte als heiliger Ort bestehen bleibt“, erzählt er weiter. Die Mauer entlang des Pfarrgartens wird ebenso bleiben. „Diese Mauer ist eines der Geheimnisse, dass die Grotte funktioniert.“
„Das Pfarrgässle bietet eine Art geschützter Raum, in den man hineinschlüpfen kann, ohne beobachtet zu werden“, beschreibt Leutgäb zum weiteren Vorgehen bei der Geländegestaltung und der Renovierung der Grotte mit dem angrenzenden Arkadengang, der mit einer Schräge als barrierefreien Zugang zum Pfarrbüro dienen wird. Hinter der Grotte, in der alten Waschküche des ehemaligen Gebäudes, soll eine zentrale Pelletheizung eingebaut werden, die Pfarrhof, Pfarrzentrum und Teile der Kirche mitbeheizt. Die Baukosten von 150.000 Euro dafür würden von der Kirchenstiftung getragen, so der Stadtpfarrer.
Nach dem Rundgang blickt Christoph Leutgäb auf die Nachbarbaustelle, auf der nach Abriss des alten Chorregentenhauses ein neues Caritaszentrum unter Kostenträgerschaft des Diözesan-Caritasverbandes entsteht. „Wenn man die Gesamtheit aller Gebäude einschließlich der Stadtpfarrkirche betrachtet, könnte man sagen, dass hier ein neues geistliches Zentrum der Stadt entsteht“, sagt Christoph Leutgäb nach dem Rundgang abschließend.