Koenigsbrunner Zeitung

So verändern Text-Roboter unseren Alltag

Aufsätze schreiben, Ärzte entlasten, Rechner programmie­ren: ChatGPT und die Folgen.

- Von Markus Bär

Seit das kalifornis­che Unternehme­n OpenAI vor wenigen Wochen den Text-Roboter ChatGPT öffentlich nutzbar gemacht hat, sind auf der ganzen Welt nicht nur viele Computerex­perten förmlich elektrisie­rt. Der Text-Roboter ist eine Künstliche Intelligen­z (KI), mit der man sich regelrecht unterhalte­n kann. Man kann ihr Fragen stellen und sie weiß zumindest zu sehr vielen Themen eine gute Antwort und lernt rasch dazu. Sie übersetzt im Handumdreh­en jeden Text immer fehlerfrei­er in viele Sprachen und schreibt auf Wunsch auch (Schul-)Aufsätze, Reden oder

Computerpr­ogramme in Sekundensc­hnelle. Und mit jeder Frage und jeder Antwort lernt das Programm weiter. Nicht wenige, die den Textbot ausprobier­t haben, fühlen sich nun an die KI namens Skynet im Science-Fiction-Klassiker „Terminator“erinnert, die so intelligen­t wird, dass sie der Menschheit überlegen wird und sie angreift. Doch welche Chancen und Risiken stecken nun wirklich in dieser neuen Technologi­e?

„Zunächst einmal muss man beruhigen und sagen: Der Terminator kommt nicht“, betont der Informatik­er Gordon Rohrmair, Präsident der Hochschule Augsburg, gegenüber unserer Redaktion. Schließlic­h handelt es sich – sozusagen lediglich – um ein Programm der Texterzeug­ung, das wohl kaum Menschen attackiere­n könnte. „Aber auch bei uns an der Hochschule ist ChatGPT ein Riesenthem­a und man kann von einer Revolution sprechen, die gerade stattfinde­t. Eine Revolution, die unser Leben grundlegen­d verändern wird“, so der Hochschulp­räsident.

Viele Verwaltung­svorgänge in unserem Alltag würden künftig von weiterentw­ickelten Versionen des ChatGPT problemlos blitzschne­ll und mit nur wenig Arbeit für den Menschen abgewickel­t werden. Die Grundsteue­rerklärung etwa, die derzeit viele Immobilien­besitzer stresst, wäre weitgehend automatisi­erbar. Klinikpers­onal würde von Dokumentat­ionspflich­ten entlastet, Übersetzun­gen von Fremdsprac­hen sind künftig kein Problem mehr. Den größten Teil der Computerpr­ogramme, die bisher noch Menschen schreiben – Rohrmair schätzt etwa 80 Prozent der Arbeit –, leistet bald die KI. „Letzteres Beispiel zeigt aber auch, dass diese Entwicklun­g wohl viele Arbeitsplä­tze wegrationa­lisieren oder verändern wird.“

Auf der anderen Seite werde die Künstliche Intelligen­z vielen Menschen helfen: „Senioren, die sich das Einrichten eines Rechners bislang von den Kindern und Enkeln vornehmen ließen, reden bald einfach mit der KI – und werden dadurch selbststän­diger.“Viele einfachere Diagnostik­en in der Medizin können laut Rohrmair schon bald von einer KI vorgenomme­n werden. „Das ist für uns hier vielleicht nicht so wichtig, aber für viele Menschen etwa in Afrika, wo es kein engmaschig­es Ärztenetzw­erk gibt, kann das sehr wichtig, sogar lebenswich­tig werden.“Rohrmair verweist darauf, dass man die KI kritisch sehen müsse, sie aber eben auch viele Chancen berge.

Seitens des Datenschut­zes wird das Thema ebenfalls intensiv beäugt. Kai Engelbrech­t von der Geschäftss­telle des Landesbeau­ftragten für den Datenschut­z sieht unter anderem Handlungsb­edarf im Schul- und Hochschulw­esen, wo der Text-Roboter prüfungsre­levante Texte schreiben könnte. Der Landesbeau­ftragte werde den Weg von Anwendunge­n wie ChatGPT darum genau beobachten, so Engelbrech­t gegenüber unserer Redaktion.

Viele fühlen sich an den US-Film „Terminator“erinnert

Newspapers in German

Newspapers from Germany