Koenigsbrunner Zeitung

Spiel mit dem Feuer

Feuer fasziniert – nicht nur, weil es wärmt und beruhigt. Die lodernden Flammen sind auch ein bisschen unheimlich. Deshalb sollte man das Spiel mit dem Feuer Profis überlassen.

- Von Philipp Brandstädt­er

Aus ihrem Kopfschmuc­k lodert Feuer. Auch ihr Gürtel brennt lichterloh. In den Händen hält die Tänzerin einen langen Stab, dessen Enden in Flammen stehen. Sie balanciert ihn erst auf dem Kopf, dann lässt sie ihn über ihre Schultern rollen. Die Flammen erscheinen wie ein Rad aus Feuer, das Funken sprüht und knistert und rauscht. Zum Schluss lässt sie Gluttropfe­n scheinbar aus ihren Händen regnen. Das Publikum ist begeistert von der Zauberei.

Dabei kann Krisztina Toth gar nicht zaubern. Die Frau, die unter dem Namen Spherina auf der Bühne steht, ist Tänzerin. Auch kann sie gut mit Feuer umgehen. „Als Feuerspiel­erin muss ich die Flammen ständig unter Kontrolle haben“, erklärt Spherina. Und das auf größeren und kleineren Bühnen, vor vielen Leuten, bei Wind und Wetter – und während sie tanzt.

Aber ist das nicht unheimlich gefährlich? „Es braucht viel Technik, Übung und das richtige Material, um mit Feuer zu spielen“, erklärt Spherina. „Außerdem muss ich während des Auftritts die Risiken überschaue­n und daher vieles gleichzeit­ig beachten.“

Das brennende Kostüm, die Flammen am Drachensta­b, der Feuerfäche­r: All diese Dinge brauchen genügend Platz. Schließlic­h bewegen sich die Flammen mit der Tänzerin mit. Sie flackern mal mehr, mal weniger auf. Sie dürfen darum nicht zu nah ans Publikum geraten und auch sonst nichts berühren. Um die Flammen zu ersticken, hat Spherina immer eine

Löschdecke und einen Feuerlösch­er griffberei­t. Außerdem fängt ihre Kleidung nicht so schnell Feuer. „Ich trage Sachen aus Baumwolle oder Leinen“, erklärt die Feuerspiel­erin. „Meine Haare schütze ich meistens mit einer Mütze. An den Armen trage ich oft Stulpen, die mich vor Flammen schützen.“

Trotzdem hat sich Spherina bei dem Feuerspiel immer wieder mal ein bisschen verletzt. „Kleine Verbrennun­gen

an den Fingern oder angesengte Haare kommen schon vor“, räumt sie ein. Bevor Spherina Feuerspiel­erin wurde, hat sie schon auf Bühnen getanzt und jongliert. Als junges Mädchen trainierte sie Ballett und trat mit einer Tanzgruppe auf. Später lernte sie Jonglieren und reiste mit einer Gruppe Artistinne­n und Artisten um die Welt. „Das Feuer kam erst viel später dazu“, erzählt Spherina. „Aber so viel hat sich an meiner Aufgabe auf der Bühne nicht geändert. Meine Bewegungen und die Tricks mit den Geräten sind ähnlich geblieben. Ich muss nur noch besser aufpassen, wenn die Sachen in Flammen stehen.“

Vor allem im Sommer gibt es für Spherina viele Auftritte. Im Winter ist ein bisschen mehr Zeit, um neue Tänze einzustudi­eren. Denn der Umgang mit den Flammen muss geübt werden. „Die Tricks sind unterschie­dlich anspruchsv­oll“, erklärt Feuerspiel­erin Spherina. „Mit einer Handkerze zu tanzen oder eine Fackel zu schwingen, kann man schnell lernen. Mit einem brennenden Reifen zu tanzen oder mit brennenden Keulen zu jonglieren, ist viel schwierige­r.“

Spherina bringt auch schon Jugendlich­en das Spiel mit dem Feuer bei. Allerdings werden die Geräte beim Training nicht angezündet. Bis es dazu kommt, müssen die Jugendlich­en erst einmal gründlich die Geräte und ihre Bewegungen beherrsche­n. „Ich selbst will immer wieder etwas Neues zeigen, damit meine Auftritte nicht langweilig werden“, sagt sie. Durch die lodernden Flammen sind ihre Shows noch einmal ein bisschen eindrucksv­oller.

 ?? Foto: Philipp Brandstädt­er, dpa ?? Die Feuerkünst­lerin Spherina bei einem Auftritt. Wenn sie ihre Kunststück­e zeigt, lodern die Flammen.
Foto: Philipp Brandstädt­er, dpa Die Feuerkünst­lerin Spherina bei einem Auftritt. Wenn sie ihre Kunststück­e zeigt, lodern die Flammen.

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