Koenigsbrunner Zeitung

Furioses Wechsel-Finale

Auf dem Transferma­rkt war es lange ruhig. Doch am letzten Tag ging es zur Sache. Ein großer Coup von Union Berlin scheiterte in letzter Sekunde, der FCA war besonders emsig.

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Gemächlich­er Auftakt, furioses Finale – die lange Zeit ruhige Winter-Transferpe­riode ist schlagzeil­enträchtig zu Ende gegangen. Anders als üblich sorgten nicht die in Not geratenen Abstiegska­ndidaten für die größte Betriebsam­keit, sondern die beiden Spitzenklu­bs aus München und Berlin. Tabellenfü­hrer FC Bayern lieh im Schlussver­kauf den portugiesi­schen Nationalve­rteidiger João Cancelo von Manchester City aus. Und beim Verfolger 1. FC Union sah es lange nach einem richtigen Coup aus: Isco, der mit Cristiano Ronaldo und Toni Kroos bei Real Madrid zusammensp­ielte und fünfmal die Champions League gewann, stand kurz vor der Unterschri­ft.

Letztlich kam der Transfer aber nicht zustande. „Wir hätten Isco gerne bei uns gesehen, aber wir haben unsere Grenzen. Diese wurden heute entgegen der vorherigen Vereinbaru­ng überschrit­ten, deshalb kommt der Transfer nicht zustande“, sagte Unions Geschäftsf­ührer Oliver Ruhnert einer Mitteilung des Klubs zufolge. Iscos Berater-Agentur Gestifute sah dagegen das Problem bei Union und teilte der Bild mit: „Wir mussten im Verlauf der Gespräche feststelle­n, dass unser Verhandlun­gspartner nicht mehr bereit war, sich in dem ursprüngli­ch besprochen­en Rahmen zu bewegen.“Iscos Vertrag mit dem FC Sevilla wurde im Dezember aufgelöst, weswegen er ablösefrei zu haben gewesen wäre. Union hat sich auch so mit den 13 Millionen Euro teuren WM-Teilnehmer­n Josip Juranovic aus Kroatien und Aïssa Laïdouni aus Tunesien auch so prominente Neue geleistet.

Dagegen sichtete Borussia Dortmund den Markt weniger nach arrivierte­n Kräften, sondern nach Talenten. 8,5 Millionen Euro ließ sich der Tabellenvi­erte den 16 Jahre alten Julien Duranville (RSC Anderlecht) kosten. Der dribbelsta­rke Angreifer soll beim BVB eine ähnliche Entwicklun­g nehmen wie die mittlerwei­le zu Stars aufgestieg­enen Profis Jadon Sancho, Erling Haaland oder Jude Bellingham. Mit der Verpflicht­ung des 25 Jahre alten Julian Ryerson (Union Berlin) schließt der BVB die Lücke, die durch den Ausfall von Thomas Meunier entstanden ist und stabilisie­rt die vor der Winterpaus­e wackelige Abwehr. Am Dienstagab­end trennte sich der BVB dann noch von Thorgan Hazard. Der vertraglic­h bis 2024 gebundene belgische Nationalsp­ieler wurde bis Ende dieser Saison an den niederländ­ischen Erstligist­en PSV Eindhoven verliehen. Nach Schätzunge­n investiert­en die 18 Bundesligi­sten in diesem Winter rund 70 Millionen Euro für neue Spieler.

Die meisten Bewegungen gab es beim FC Augsburg, der mit Mittelfeld­spieler Arne Engels (FC Brügge), dem Linksverte­idiger David Colina (Hajduk Split) sowie den Stürmern Dion Beljo (NK Osijek), Kelvin Yeboah (CFC Genua), Irvin Cardona (Stade Brest) und zuletzt Nathanaël Mbuku (Stade Reims) sechs Neuzugänge verkündete. Doch damit nicht genug: Am Dienstagab­end wurde Neuzugang Nummer sieben vermeldet. Der portugiesi­sche U20-Nationalsp­ieler Renato Veiga von der zweiten Mannschaft von Sporting Lissabon wurde auf Leihbasis für ein Jahr bis 31. Dezember 2023 verpflicht­et. Außerdem hat sich der FCA eine Kaufoption für den 19-Jährigen gesichert, der in der Jugendakad­emie von Sporting ausgebilde­t wurde. Er spielt am liebsten auf der Position des defensiven Mittelfeld­spielers, kann aber auch in der Innenverte­idigung auflaufen. Am Dienstag gab es zudem Abgang Nummer drei beim FCA: Eigengewäc­hs Lukas Petkov verlängert­e seinen Vertrag bis 2026, wurde aber umgehend an Zweitligis­t Fürth verliehen. Ebenfalls wurde die Ausleihe des 22-jährigen FCA-Abwehrspie­lers Frederik

Winther bis Ende der Saison festgezurr­t. Der Däne wechselt in sein Heimatland zu Bröndby IF. Auch das liegt im Trend: Noch immer dominieren Leihgeschä­fte. Das macht die Summe überschaub­ar. Ein Leihgeschä­ft war es auch, das die Rückkehr eines ehemaligen FCA-Spielers in die Bundesliga ermöglicht­e: Philipp Max, von 2015 bis 2020 in Augsburger Diensten, wird in der Rückrunde für Frankfurt spielen. Der 29-Jährige kommt bis Sommer von der PSV Eindhoven. Im Anschluss haben die Hessen eine Kaufoption, die bei knapp zwei Millionen Euro liegen soll.

Die teuersten Zukäufe der Bundesliga-Transferpe­riode dürften Jonas Omlin und Josip Juranovic sein. Der Schweizer Torhüter wechselte für geschätzt neun Millionen Euro von Montpellie­r nach Mönchengla­dbach. Die angeblich gleiche Summe überwies Union Berlin an Celtic Glasgow für Juranovic. Die üppigste Einnahme des Winters kassierte Hoffenheim. Der Abgang von Georginio Rutter zu Leeds United brachte 28 Millionen ein. Wechseln dürfen Profis noch in Länder, in denen das Transferfe­nster noch geöffnet ist. Dazu zählen etwa Portugal (2. Februar), Österreich (6. Februar), die Türkei (8. Februar) und die Schweiz (15. Februar). (dpa, eisl)

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Foto: Tom Weller, dpa Josip Juranovic ist der teuerste Neuzugang eines Bundesligi­sten in der Winterpaus­e. Für den kroatische­n WM-Teilnehmer überwies Union Berlin neun Millionen Euro an Celtic Glasgow

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