Koenigsbrunner Zeitung

Was der Hockey-Titel für die Schwaben bedeutet

Die Hockeyspie­ler feierten in Indien den Gewinn des WM-Titels. In Deutschlan­d wird der Erfolg eher klein gespielt. Der TSV Schwaben erwartet keine nachhaltig­en Effekte, berichtet jedoch über eine erfreulich­e Entwicklun­g.

- Von Milan Sako

WM-Titel ist nicht gleich WM-Titel. Was im Fußball eine Lawine an Schlagzeil­en und seitenweis­e Aufmacher und Geschichte­n produziere­n würde, findet im Hockey eher in einer Nische statt. Der WMErfolg der deutschen Hockey-Nationalma­nnschaft war zwar selbst der Tagesschau in der ARD eine Meldung und einen Filmbeitra­g wert. Doch die Deutsche PresseAgen­tur berichtete eher nüchtern und knapp. Das mediale Echo ist gering. „Das ist natürlich auch dem Umstand geschuldet, dass die Livebilder nicht in den öffentlich­rechtliche­n Sendern wie ARD oder ZDF liefen, sondern im Spartenkan­al DAZN“, sagt Hans-Peter Pleitner, Präsident des TSV Schwaben Augsburg. Feldhockey ist eine Randsporta­rt, die sich im Schatten des übermächti­gen Fußballs oder anderer Mannschaft­ssportarte­n wie Handball oder Eishockey behaupten muss.

Die Nationalma­nnschaft ist nach dem WM-Sieg in Indien wieder in Deutschlan­d angekommen. Die Gruppe wurde am Montagaben­d am Flughafen in Frankfurt

am Main von vielen Fans in Empfang genommen. Die Spieler um Kapitän Mats Grambusch gaben Autogramme und ließen Kinder den WM-Pokal in die Luft recken. Tags zuvor hatte das Team erstmals seit 17 Jahren wieder WMGold geholt und sich im Finale gegen

Belgien im Penaltysch­ießen mit 5:4 durchgeset­zt. Den zuvor letzten großen Titel hatten die Hockey-Herren 2013 bei der Europameis­terschaft gewonnen.

Als ehemaliger und langjährig­er Spieler und Funktionär der Hockeyabte­ilung kennt sich Pleitner in der regionalen Hockeyszen­e bestens aus. Den Bayerische­n Hockeyverb­and mit Harry Schenavsky als Präsidente­n an der Spitze berät der Rechtsanwa­lt in rechtliche­n Dingen. Pleitner erinnert sich, wie er selbst zum Hockeyspor­t gekommen ist: „Vor über 50 Jahren hat die deutsche Mannschaft bei den Olympische­n Spielen in München Gold gewonnen. Kurz darauf war Hockeyspie­ler Klaus Gebauer bei uns in der Schulklass­e und aus dieser Aktion sind fünf oder sechs von unserer Schule beim Hockey hängen geblieben.“

An ähnliche Effekte glaubt Johannes Hoschka nicht. „Wir würden uns sehr über einen verstärkte­n Zulauf freuen und lassen uns gerne positiv überrasche­n. Aber die Erfahrung lehrt, dass die Euphorie rasch verfliegen wird“, sagt der zweite Hockey-Vorsitzend­e, der zusammen mit Abteilungs­leiter Holger Tinnesz die Sparte des TSV Schwaben führt. Die Entwicklun­g der vergangene­n Jahre sei aber sehr positiv. Die Einschränk­ungen der Corona-Krise für den Breitenspo­rt richteten keine bleibenden Schäden für die Violetten an. Im Gegenteil. „Wir konnten in den vergangene­n Jahren unsere Mitglieder­zahl um rund zehn Prozent auf 300 steigern“, berichtet Hoschka.

Die meisten Kinder und Jugendlich­en finden über Mund-zuMund-Propaganda den Weg zu den Schwaben, die mit ihrem Kunstrasen­feld an der Sportanlag­e Süd beheimatet sind. Aushängesc­hild ist die Männermann­schaft, die in der Verbandsli­ga I sowohl im Feld wie auch in der Halle weit oben mitspielt. „Ein Aufstieg der Männer unter Trainer Florian Mötschel in die bayerische Oberliga ist das große Ziel. Das würde uns gut zu Gesicht stehen“, sagt Hoschka. Die Oberliga ist die fünfthöchs­te Klasse. Nach mehrjährig­er Pause konnten die Augsburger jetzt auch wieder eine Frauenmann­schaft zusammenst­ellen. Das sei wichtig, um auch dem weiblichen Nachwuchs eine Perspektiv­e zu bieten. Denn bis auf die jeweils höchsten Jugendmann­schaften bei den Frauen und Männern sind die Schwaben in allen Altersstuf­en vertreten. Weitere Neuzugänge sind laut Hoschka erwünscht: „Wir freuen uns immer über Kinder oder Jugendlich­e, die bei uns ins Hockey reinschnup­pern wollen.“

 ?? Foto: Hannes P. Albert, dpa ?? Weltmeiste­r zum Anfassen: Nach der Ankunft der deutschen Mannschaft in Frankfurt halten Fans den Weltmeiste­rpokal hoch, am Rand steht Mats Grambusch (rechts).
Foto: Hannes P. Albert, dpa Weltmeiste­r zum Anfassen: Nach der Ankunft der deutschen Mannschaft in Frankfurt halten Fans den Weltmeiste­rpokal hoch, am Rand steht Mats Grambusch (rechts).

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