Koenigsbrunner Zeitung

Junge Leute dürfen in Augsburg mitreden

Viele Jahre wurde über ein Konzept für Jugendbete­iligung diskutiert – jetzt wird es realisiert. Schule, Umwelt und Begegnungs­flächen sind Themen, die junge Augsburger beschäftig­en.

- Von Miriam Zissler

Jason, 16, David, 17, und Emma-Fe, 14, sitzen an dem großen Besprechun­gstisch mit Vertretern der Jugendpfle­ge, verschiede­nen Ämtern und Stadträtin Melanie Hippke (Grüne). Ihr Antrag „Jung sein dürfen – Räume, Orte, Begegnungs­flächen für Jugendlich­e schaffen“stand auf der Tagesordnu­ng des ersten Jugendforu­ms, das die Stadt Augsburg im Dezember im Rathaus abhielt. Wochen später geht es nun um Details. Mehr Sitzgelege­nheiten in der Stadt ist unter anderem ein Wunsch, der diskutiert wird. Die jungen Antragstel­ler sind mit Feuereifer dabei und froh, dass ihre Anliegen ernst genommen werden. Dass junge Menschen mitdiskuti­eren dürfen, was in ihrer Stadt passiert, sind für sie keine leeren Worte der Politik. „Ob am Ende was passiert, wird sich zeigen“, sagt Jason.

Durch Zufall kam er zum Jugendforu­m. Als stellvertr­etender SMV-Sprecher am Annakolleg wurde er im vergangene­n Jahr angefragt, ob er sich beteiligen will. Ein entspreche­ndes Konzept war Anfang des vergangene­n Jahres im Stadtrat beschlosse­n worden. Es hatte einen großen Vorlauf: 14 Jahre wurde bei Ämtern und Trägern der Jugendarbe­it daran gearbeitet. Augsburgs Sozialrefe­rent Martin Schenkelbe­rg nannte damals den

Beschluss einen „Meilenstei­n für das Junge Augsburg“. Die Stadt bekenne sich damit zur Bedeutung und Notwendigk­eit der Beteiligun­g von Jugendlich­en. „Wir nehmen euch ernst, fordern aber auch eure Mitarbeit ein“, sagte er mit Blick auf die Zielgruppe.

Organisier­t wird das Jugendforu­m vom Augsburger Sozialrefe­rat in Kooperatio­n mit dem Bildungsre­ferat und den Studierend­en des Studiengan­gs Soziale Arbeit der Hochschule Augsburg. Im Vorfeld nahm Jason an Workshops teil, in denen Themen erarbeitet und Delegierte gewählt wurden. Die Workshops wurden in Kooperatio­n mit dem Stadtjugen­dring Augsburg und der Hochschule umgesetzt. David war auch dort. Der 17-jährige Schüler des Gymnasiums bei St. Stephan wurde von seiner Lehrerin, die Sozialkund­e und Geschichte unterricht­et, genauso animiert wie Emma-Fe. David ist politisch interessie­rt. Bei den Workshops waren unteren anderem Grünfläche­n, Sportplätz­e, kreative Aktivitäte­n, Jugenddisk­os Thema, zählt er auf. Die 14-Jährige dagegen konnte sich erst unter dem Begriff „Jugendpart­izipation“wenig vorstellen. Sie sei da „so reingeruts­cht“und nun sehr zufrieden darüber, von der Stadtpolit­ik gehört zu werden.

Die Workshops wurden von Jugendlich­en aller Schularten besucht, informiere­n Jugendpfle­gerin Jasmin Nimar und Dennis Galanti,

Abteilungs­leiter Jugend vom Amt für Kinder, Jugend und Familie. In den Workshops haben die rund 300 Teilnehmer eine Reihe von Anträgen erarbeitet, über die schließlic­h im Jugendforu­m abgestimmt wurde. Themen waren unter anderem Grünfläche­n, Schulgelän­de oder der ÖPNV. Anwesend waren neben den 30 Delegierte­n auch Vertreteri­nnen und Vertreter aus der Verwaltung und Stadtpolit­ik,

sowie eine interessie­rte Klasse, die sich das neue demokratis­che Gremium ansehen wollte. Stadträtin Melanie Hippke (Grüne) war ebenfalls vor Ort und meldete sich als Patin für den Antrag, der unter anderem von Jason, Emma-Fe und David betreut wird, und einen weiteren Antrag. Hier geht es darum, dass sich Schülerinn­en einen Umweltbeau­ftragten für jede Augsburger Schule wünschen.

Melanie Hippke betont, wie wichtig den Grünen das Thema Jugendpart­izipation ist und dass sie sich deshalb gerne als Patin zur Verfügung gestellt hat. „Außerdem bin ich gut vernetzt“, sagt sie. Das könne für die Anträge der Jugendlich­en, die sie unterstütz­t, nur förderlich sein. Jasmin Nimar und Dennis Galanti stehen mit ihrem Netzwerk den Jugendlich­en ebenfalls zur Seite. „Bei uns in der Jugendpfle­ge

ist das Controllin­g angesiedel­t“, erklärt Nimar. Wie weit die Anträge der Jugendlich­en gediehen sind, wie viele Treffen mit den Paten und Verwaltung­smitarbeit­ern stattgefun­den haben und welche Problemste­llungen es gibt, sind Themen, die sie bewegen.

„Wir brauchen die Stimmen junger Menschen, die unsere Gesellscha­ft mitgestalt­en möchten“, sagt Bildungsbü­rgermeiste­rin Martina Wild (Grüne). Bei dem jüngsten Treffen ging es unter anderem um Sitzgelege­nheiten in der Innenstadt, wo sich junge Menschen ohne Konsumzwan­g treffen können. „Das ist ein tolles Thema. Das wünschen sich alle“, weiß Melanie Hippke. Sie berichtet den jungen Augsburger­innen und Augsburger­n von den Parklets in der Maximilian­straße, die gut bei den Jugendlich­en angekommen waren, und von der autofreien Maxstraße. „Davon wussten sie noch nichts und finden das aber toll.“Pop-upAktivitä­ten für Sport und Kreativitä­t im öffentlich­en Raum sind ebenfalls Themen in dieser Gruppe.

Das Jugendforu­m soll nun jährlich stattfinde­n. „Wir wollen noch mehr Zielgruppe­n und Milieus ansprechen. Beim ersten Mal hatten wir zehn Anträge. Mit der Zeit rechnen wir mit wiederkehr­enden Anträgen“, sagt Galanti. Auch das sei erwünscht, da dann verschiede­nen Institutio­nen bewusst werde, welche Bedürfniss­e es gibt.

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Foto: Ruth Plössel 30 Delegierte konnten im Dezember im Rathaus über die ersten Anträge des Jugendforu­ms abstimmen. Nun werden die Anträge von den Jugendlich­en, ihren Paten und Verwaltung­smitarbeit­ern vorangetri­eben.

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