Das Rote Kreuz steht vor finanziellen Herausforderungen
Der aus eigenen Mitteln angeschaffte Bobinger Rettungswagen ist in die Jahre gekommen. Wie geht es mit ihm weiter?
Helfen trotz Einschränkungen – das war die Hauptintention der Rot-Kreuz-Bereitschaft Bobingen während der CoronaZeit. „Unsere normale Arbeit kam fast völlig zum Erliegen, wir mussten uns neu finden“, sagte Bereitschaftsleiter Dr. Sebastian Delker bei der jüngsten Versammlung. Man habe überlegt, wie man trotzdem helfen könne, und zwei Standbeine gefunden: die Corona-Testungen, die an verschiedenen Stellen durchgeführt wurden und die kurzfristige Pflegehilfe in überlasteten Einrichtungen.
Nach der schwierigen Zeit findet sich die Bereitschaft Bobingen wieder in ihre neuen alten Aufgaben wie die Ausbildung. Dazu soll es ein neues Konzept geben, eine Art offene Sprechstunde: An diesen Abenden können Bobinger ohne Anmeldung teilnehmen und Fragen zu Erste-Hilfe-Leistungen stellen. Kritisch sei die Einsatzbereitschaft des Rettungswagens zu sehen, den die Bereitschaft einst aus eigenen Mitteln beschafft hat. „Das Fahrzeug ist mittlerweile zehn Jahre alt und hat 290.000 Kilometer auf dem Buckel“, sagte Delker. „In den vergangenen Jahren gab es bereits eine Reihe von notwendigen Reparaturen. Langsam kommen wir zu der Frage, wie es bei weiteren Reparaturen mit der Wirtschaftlichkeit aussieht.“
Sollte das Fahrzeug ausfallen, werden die Einsätze mit dem Wagen ersatzlos gestrichen. Bislang
kam der Bobinger Rettungswagen zum Einsatz, wenn der öffentlichrechtliche Rettungsdienst überlastet war. Auch bei Katastrophenfällen wie im Ahrtal wurde er benötigt.
Gerne genutzt wird er auch bei den Sicherheitswachen der Bereitschaft: Er biete optimale Versorgungsmöglichkeiten für Patienten, sei gut sichtbar und sichere die Privatsphäre
von Verletzten. „Ein neuer Rettungswagen würde uns derzeit wohl rund 35.000 Euro kosten, diesen Betrag müssen wir als Ortsgruppe komplett selber stemmen
– eigentlich für uns nicht machbar“, bedauerte der Bereitschaftsleiter, der auf Hilfe von der Stadtverwaltung und der Bevölkerung hofft. Die Zukunft des Rettungswagens
sei zusätzliche finanzielle Herausforderung, vor der die Bereitschaft steht. Sie habe in den vergangenen zwei Jahren kaum Einnahmen verzeichnet.
Trotzdem sieht Bereitschaftsleiter Dr. Sebastian Delker positiv in die Zukunft. „Ich finde es toll, dass unsere Bereitschaft nun diese offenen Treffen zur Ersten Hilfe für die Bevölkerung anbieten wird. Es ist eine Möglichkeit, relativ unkompliziert an einem Abend einen Crashkurs zu Themen, die mich interessieren zu bekommen. Das kann nur gut sein!“
Auch die acht Neuaufnahmen in den vergangenen beiden Jahren freuten Delker. „Generell aber sind wir immer auf der Suche nach neuen Mitgliedern. Der Bereitschaft kann man ab 16 Jahren beitreten, dem Jugendrotkreuz schon früher.“Das Rote Kreuz Bobingen biete zwei Gruppen an, einmal in Bobingen und einmal in Wehringen. Bobingens Bürgermeister Klaus Förster hoffte bei der Jahreshauptversammlung im Rot-Kreuz-Heim Bobingen, dass wieder mit Festen durchgestartet werden könne. Er möchte für seine Angestellten im Rathaus Erste-Hilfe-Kurse anbieten.
Wehringens Bürgermeister Manfred Nerlinger lobte den Umgang mit der Krise und die kreativen Lösungswege. Es sei eine unfassbare ehrenamtliche Leistung.