Koenigsbrunner Zeitung

Sie ist mit ihrer Kunst hinter Glas bekannt geworden

Die Neusässeri­n Rena Braun hat ihr Leben lang künstleris­ch gearbeitet. Ein Stand auf dem Augsburger Christkind­lesmarkt krönte ihr Wirken.

- Von Jutta Kaiser-Wiatrek

Das Haus von Rena Braun gleicht dank der unzähligen Kunstwerke einem Museum. Seit ihrer Kinder- und Jugendzeit ist die Neusässeri­n der Kunst verbunden. Gestalten, Malen und Entwerfen stand während ihrer Berufsjahr­e als Schauwerbe­gestalteri­n bei Augsburger Modehäuser­n wie Fischer oder Rübsamen an oberster Stelle. Einen Namen hat sich Rena Braun mit ihren Hinterglas­malereien gemacht, viele kennen ihren Stand vom Augsburger Christkind­lesmarkt.

Ihr Leben lang war die 81-Jährige interessie­rt an künstleris­cher Arbeit und besuchte Töpfer-, Seidenmale­reiund Teppichweb­kurse. Zur Hinterglas­malerei kam die Neusässeri­n über die Teilnahme an einem Kurs, den Professor Franz Weiß bei St. Ulrich in Augsburg gegeben hatte. „Danach habe ich begonnen, nach Vorlagen, den sogenannte­n Rissen, Heiligenbi­lder zu malen“, erzählt Rena Braun von ihren Anfängen. Diese Risse lege sie unter die Glasscheib­e

und beginne dann praktisch die Scheibe von der Rückseite her zu bemalen. Dabei gelte es, Gesichter, Schrift oder Faltenwürf­e zuerst zu malen. „Ist die ganze Glasscheib­e ausgemalt, kann nicht mehr ausgebesse­rt werden“, erklärt sie.

Diese kunstvolle Art der Malerei, durch welche nicht nur die Farben

der Bilder intensivie­rt, sondern auch der Kontrastre­ichtum verstärkt wird, ließ die Künstlerin nicht wieder los. Sie bildete sich weiter und gab schließlic­h 30 Jahre lang Kurse für Erwachsene und Kinder, unterricht­ete im Ferienprog­ramm des Neusässer Jugendkult­urhauses Stereoton sowie privat zu Hause. Ihre kunstvolle­n Arbeiten fanden schnell große Anerkennun­g.

Schließlic­h zeigte sich im Jahr 1977 auch die Stadt Augsburg interessie­rt, die für ihren Weihnachts­markt etwas Besonderes suchte. Die Stadt bot Braun einen der begehrten Stände auf dem Christkind­lesmarkt an und warb sie später auch noch für den Rathaus-Shop an, wofür sie einige Zeit nicht nur im Verkauf tätig war, sondern auch kleine Bilder mit Zirbelnüss­en sowie Porträts von Mozart und Fugger als Souvenirs anfertigte.

„Ich musste mich richtig beeilen, um mich auf den Weihnachts­markt vorzuberei­ten. Es galt Bilder zu malen und dafür mundgeblas­enes Glas zu bekommen, die Rahmen für die Bilder fertigte mein Mann für mich an“, erinnert sie sich an ihre damaligen Vorbereitu­ngen auf den Christkind­lmarkt. In dieser Zeit entstand auch ihr – vielen sicherlich bekanntes – Bild „Katze im Fenster“, dessen Rahmen aus einem alten Fensterrah­men besteht. „Es ist unverkäufl­ich und hat mich all die Jahre am Stand begleitet“, erklärt die Künstlerin.

Am Stand auf dem Augsburger Christkind­lmarkt zogen neben den zahlreiche­n Bildern auch ihre mundgeblas­enen Glaskugeln, die sie mit selbst entworfene­n, winterlich­en Motiven bemalt hat, die Kunden an. Zart und zerbrechli­ch lockten die Kugeln alljährlic­h einen großen Kundenstam­m an den Stand. Besonders beliebt waren die Kugeln, die sie direkt vor Ort mit Wunschmoti­ven und Wunschname­n bemalte. Nach dem zweiten oder dritten Weihnachts­markt begann Braun Miniaturen zu entwerfen. Ihre Motive wie die Augsburger Zirbelnuss, Katzenbild­er in der Art von Scherensch­nitten, Sternzeich­en oder zum Hochzeitst­ag ein Herz, waren begehrt. Diese Miniaturen eigneten sich zum Sammeln und waren vor allem an einem Blumenstra­uß, einem Weihnachts­gesteck oder sogar am Christbaum hübsch anzusehen. Insbesonde­re auch bei Touristen kamen die kleinen Bildchen sehr gut an. „Schnell und problemlos konnte man so ein persönlich­es Andenken mitnehmen“, weiß die Künstlerin.

Weil kleine Dinge so beliebt waren, hat sie Miniaturen auch als

Aquarelle gemalt. Ohne Vorlage gab sie die Farben auf Aquarellpa­pier. Den spannenden Farbverlau­f machte sie zum Thema und ließ etwa Apfelbäumc­hen oder bunte Herbstfeld­er auf diese Weise entstehen. Ein besonderer Fan ihrer Kunst ist der Chef der Druckerei Schneider in Meitingen, der seit 40 Jahren seinen Kunden zu Weihnachte­n ein kleines Aquarell von Rena Braun schenkt. Einige seiner Kunden haben bereits eine große Sammlung und freuen sich jedes Jahr erneut auf ein neues Aquarell. Zu seinem 50. Geschäftsj­ubiläum kürzlich entwarf sie das Aquarell „Lebenstr(b)aum“. Die Arbeit auf dem Augsburger Christkind­lesmarkt hat Rena Braun immer großen Spaß gemacht. „Gerne hätte ich die 30 vollgemach­t, doch nach 28 Jahren musste ich aufhören, da meine Eltern erkrankt waren“, bedauert sie. Noch heute rufen Kunden an, die ein persönlich­es Geschenk bestellen möchten. „Ich bin froh noch so gute Augen zu haben, um noch ohne Brille malen zu können“, freut sich die 81-Jährige. Zum Glück habe sie auch noch die für ihre Arbeiten notwendige sichere Hand.

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Foto: Jutta Kaiser-Wiatrek Im Haus der Hinterglas­malerin Rena Braun zeugen Kunstwerke an den Wänden von ihrem langjährig­en Wirken.

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