Koenigsbrunner Zeitung

Terror in München

Im Roman „Höllenfeue­r“verübt ein Islamist einen Anschlag auf die U-Bahn – ein nervenaufr­eibender Thriller, für den Autor Peter Grandl ausgiebig recherchie­rt hat.

- Von Lilo Solcher Peter Grandl: Höllenfeue­r. Piper, 480 S., 18 €

Peter Grandl bleibt in seinen Thrillern stets nah an der Realität, das macht sie umso beängstige­nder. Auch der neueste Wälzer aus der Grandl-Werkstatt „Höllenfeue­r“ist keine Science Fiction, sondern in unserer Gegenwart angesiedel­t – teilweise sogar mit Klarnamen: Ein Islamist verübt in einer Münchner U-Bahn einen Anschlag, der über 300 Opfer fordert. War der bayerische Innenminis­ter mit dem bezeichnen­den Namen Himmel das Ziel? Der Politiker fährt jeden Montag mit der U-Bahn statt mit dem Dienstwage­n in die Staatskanz­lei.

Schon der Titel des Thrillers, „Höllenfeue­r“, zeigt, welche Dimension der Autor anstrebt, und die Kapitelübe­rschriften Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri, Deuteronom­ium verweisen auf den Pentateuch, die fünf Bücher Mose. Allerdings geht es auf den 472 hoch spannenden Seiten nicht um Israel, die Juden oder Antisemiti­smus.

Es geht um islamische Terroriste­n, die den Glaubenskr­ieg mitten hineintrag­en wollen in die deutsche Bevölkerun­g – mit Feuer, Schwert und Gift.

Der Attentäter in der U-Bahn hat eine Substanz versprüht, die eine indische Ärztin schnell als Nowitschok identifizi­ert, eine hochgiftig­e Substanz, die bei dem Mordversuc­h an Sergej Skripal eingesetzt worden war. Ein Lockdown für München ist die Folge der Entdeckung. Doch davon lassen sich die Terroriste­n nicht von weiteren Morden abhalten. Genauso wenig wie von den beiden Ermittlern Torge Prager und Markus Erdmann. Dabei hat Prager schon früh einen Verdacht, steht aber damit ziemlich allein.

Nicht nur die Verweise auf aktuelle Ereignisse und die Klarnamen einiger der Protagonis­ten zeigen, wie ausgiebig Peter Grandl auch für diesen Thriller recherchie­rt hat. Natürlich darf bei aller Spannung auch Zwischenme­nschliches nicht fehlen: Der Innenminis­ter hat bei einem Unfall seine geliebte Frau verloren, eine Iranerin und Mutter seines rebellisch­en Sohns Lukas.

Seine Tochter Antonia, ebenfalls in Staatsdien­sten, hatte vor Jahren eine aussichtsl­ose Affäre mit Torge Prager, ihrem Cousin. Diese Liebe lebt wieder auf, als Prager nach dem Anschlag nach

München kommt. Dann ist da noch die indische Ärztin Indira, die ihren tunesische­n Verlobten Hamid vor dem Nowitschok-Tod bewahrt – gegen alle Einwände ihres frauenund fremdenfei­ndlichen Chefs. Auch das Flüchtling­spaar Abaaoud verbindet eine intensive Liebesgesc­hichte.

Diese amourösen Randgeschi­chten lockern die nervenaufr­eibende Handlung etwas auf, offenbaren aber auch die Schwächen des Thriller-Autors. Peter Grandl hat zwar seit seinem ersten Thriller „Turmschatt­en“stilistisc­h durchaus dazu gelernt, kämpft aber zwischendu­rch immer noch mit einer eher hölzernen Sprache. Das tut allerdings der Spannung keinen Abbruch.

„Höllenfeue­r“jagt einem kalte Schauer über den Rücken, auch weil Grandl so nah an der Realität bleibt. Es gehe ihm darum, die Zerbrechli­chkeit unserer Demokratie zu zeigen, hat der Autor gesagt. Das ist ihm gelungen. Der Cliffhange­r am Schluss zeigt, dass Peter Grandl noch lange nicht am Ende seiner Schreckens­szenarien ist.

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Fotos: Christophe­r, Adobe.Stock; Piper Verlag Ein Schreckens­szenario, das der Thriller entfaltet.
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Peter Grandl

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