Terror in München
Im Roman „Höllenfeuer“verübt ein Islamist einen Anschlag auf die U-Bahn – ein nervenaufreibender Thriller, für den Autor Peter Grandl ausgiebig recherchiert hat.
Peter Grandl bleibt in seinen Thrillern stets nah an der Realität, das macht sie umso beängstigender. Auch der neueste Wälzer aus der Grandl-Werkstatt „Höllenfeuer“ist keine Science Fiction, sondern in unserer Gegenwart angesiedelt – teilweise sogar mit Klarnamen: Ein Islamist verübt in einer Münchner U-Bahn einen Anschlag, der über 300 Opfer fordert. War der bayerische Innenminister mit dem bezeichnenden Namen Himmel das Ziel? Der Politiker fährt jeden Montag mit der U-Bahn statt mit dem Dienstwagen in die Staatskanzlei.
Schon der Titel des Thrillers, „Höllenfeuer“, zeigt, welche Dimension der Autor anstrebt, und die Kapitelüberschriften Genesis, Exodus, Levitikus, Numeri, Deuteronomium verweisen auf den Pentateuch, die fünf Bücher Mose. Allerdings geht es auf den 472 hoch spannenden Seiten nicht um Israel, die Juden oder Antisemitismus.
Es geht um islamische Terroristen, die den Glaubenskrieg mitten hineintragen wollen in die deutsche Bevölkerung – mit Feuer, Schwert und Gift.
Der Attentäter in der U-Bahn hat eine Substanz versprüht, die eine indische Ärztin schnell als Nowitschok identifiziert, eine hochgiftige Substanz, die bei dem Mordversuch an Sergej Skripal eingesetzt worden war. Ein Lockdown für München ist die Folge der Entdeckung. Doch davon lassen sich die Terroristen nicht von weiteren Morden abhalten. Genauso wenig wie von den beiden Ermittlern Torge Prager und Markus Erdmann. Dabei hat Prager schon früh einen Verdacht, steht aber damit ziemlich allein.
Nicht nur die Verweise auf aktuelle Ereignisse und die Klarnamen einiger der Protagonisten zeigen, wie ausgiebig Peter Grandl auch für diesen Thriller recherchiert hat. Natürlich darf bei aller Spannung auch Zwischenmenschliches nicht fehlen: Der Innenminister hat bei einem Unfall seine geliebte Frau verloren, eine Iranerin und Mutter seines rebellischen Sohns Lukas.
Seine Tochter Antonia, ebenfalls in Staatsdiensten, hatte vor Jahren eine aussichtslose Affäre mit Torge Prager, ihrem Cousin. Diese Liebe lebt wieder auf, als Prager nach dem Anschlag nach
München kommt. Dann ist da noch die indische Ärztin Indira, die ihren tunesischen Verlobten Hamid vor dem Nowitschok-Tod bewahrt – gegen alle Einwände ihres frauenund fremdenfeindlichen Chefs. Auch das Flüchtlingspaar Abaaoud verbindet eine intensive Liebesgeschichte.
Diese amourösen Randgeschichten lockern die nervenaufreibende Handlung etwas auf, offenbaren aber auch die Schwächen des Thriller-Autors. Peter Grandl hat zwar seit seinem ersten Thriller „Turmschatten“stilistisch durchaus dazu gelernt, kämpft aber zwischendurch immer noch mit einer eher hölzernen Sprache. Das tut allerdings der Spannung keinen Abbruch.
„Höllenfeuer“jagt einem kalte Schauer über den Rücken, auch weil Grandl so nah an der Realität bleibt. Es gehe ihm darum, die Zerbrechlichkeit unserer Demokratie zu zeigen, hat der Autor gesagt. Das ist ihm gelungen. Der Cliffhanger am Schluss zeigt, dass Peter Grandl noch lange nicht am Ende seiner Schreckensszenarien ist.