Koenigsbrunner Zeitung

Auf einmal wieder ein Topteam

Der FC Bayern zeigt gegen Arsenal keine spektakulä­re, aber äußerst konzentrie­rte Vorstellun­g. Trainer Tuchel will nun mehr – und könnte schon bald wissen, wer sein Nachfolger wird.

- Von Florian Eisele

Feiern, während die anderen noch schwitzen mussten – unter diesem Motto stand die Kabinenpar­ty des FC Bayern nach dem 1:0-Sieg gegen den FC Arsenal und dem damit verbundene­n Einzug ins Halbfinale der Champions League. Auf einem Video, das die Münchner auf sozialen Medien veröffentl­ichten, sind die jubelnden FCB-Profis zu sehen, während auf den Bildschirm­en im Hintergrun­d die Verlängeru­ng zwischen Real Madrid und Manchester City übertragen wurde.

Später war auch ein Foto von Trainer Thomas Tuchel zu sehen, der zusammen mit den Spielern den Erfolg feiert. Der FC Bayern ist – so schnell kann es gehen – zum Ende einer bis dato enttäusche­nden Saison wieder zurück im Konzert der Großen. 12,5 Millionen Euro an Prämien erhält der FCB für den Einzug in die Runde der letzten vier Teams, womit sich in dieser Saison die Prämien auf insgesamt 97,52 Millionen Euro erhöht haben. Erstmals seit der siegreiche­n Spielzeit 2019/20 steht der Rekordmeis­ter wieder im Halbfinale der Champions League – und der zuletzt gescholten­e Tuchel hat seinen Anteil daran.

Bayern-Präsident Herbert Hainer sprach nach Abpfiff nicht nur von einem „sehr guten Tag“für den FC Bayern, sondern auch von einer „taktischen Meisterlei­stung“von Tuchel, mit der die gefürchtet­e Offensive der Londoner kaum zur Geltung gekommen war. Tuchel selbst gab sich daraufhin zurückhalt­end: „Das ist alles nur ein Gefährt. Die Spieler sind die Fahrer, die fahren das Auto und füllen das mit Leben.“Erst wenn das geschehe, komme die von ihm verordnete Grundordnu­ng zum Tragen – das und die Bereitscha­ft, sich zu quälen, eine Teamleistu­ng gegen alle Widerständ­e zu zeigen. Gegen Arsenal sei das „bis zum Anschlag“geschehen, jeder habe seine Rolle ausgefüllt. Stellt sich nur die Frage, warum das sonst nicht immer der Fall war. Tuchel wurde auch im Moment des großen Erfolgs deutlich: „Die Konzentrat­ion und die Bereitscha­ft zu leiden sind in der Champions League auf einem anderen Niveau, das müssen wir uns ankreiden. Und dafür bin ich als Trainer mitverantw­ortlich.“

Für Torschütze Kimmich, der mit einem Flugkopfba­ll den einzigen Treffer erzielt hatte (63.), freue es ihn, wie für die gesamte Mannschaft. Kimmich selbst sprach davon, dass das Tor für ihn „sehr, sehr gut“gewesen sei: „Ich musste mir im letzten Jahr sehr viel anhören und habe sehr, sehr wenig Rückendeck­ung bekommen.“Auch Kimmich steht sinnbildli­ch für die wechselhaf­te Saison der Münchner. Als Rechtsvert­eidiger ist er in den vergangene­n Wochen aber wieder eine der Stützen des Teams und wird auch gegen Real Madrid (30. April Hinspiel, 8. Mai Rückspiel in Madrid) gefordert sein.

Bleibt es dabei, dass die Bayern auf internatio­nalem Parkett rechtzeiti­g wieder den Schlüssel zum richtigen Auftreten in der Königsklas­se gefunden haben, könnte aus dieser vermeintli­chen Katastroph­en-Saison doch noch eine richtig gute werden. Fakt ist: Übermächti­g scheint der Gegner Real Madrid keinesfall­s zu sein. Auch wenn Tuchel mit großem Respekt vor den Königliche­n spricht: „Halbfinale gegen den größten Verein der Welt. Aber wir freuen uns auf die Herausford­erung.“Die Zielsetzun­g sei klar: Nun soll auch der Titel her, der am 1. Juni in London vergeben wird. „Wir werden alles dafür tun, um die Saison im Wembley-Stadion zu beenden“, so Tuchel.

Bis dahin wird auch feststehen, wer Tuchel als Trainer der Bayern beerbt. Sehr wahrschein­lich wird aber schon in den kommenden Tagen diesbezügl­ich eine Entscheidu­ng fallen. Sportvorst­and Max Eberl wollte keine Namen kommentier­en, sagte aber auch: „Wir wollen es so schnell wie möglich machen, weil wir Planungssi­cherheit haben wollen.“Als Favorit scheint sich immer mehr Tuchels Vorgänger im Amt, Julian Nagelsmann, herauszukr­istallisie­ren.

Dazu passt: Dessen Berater Volker Struth sagte in einem Podcast von Sky, dass sich die Zukunft seines Schützling­s sehr bald entscheide­n werde: „In den nächsten fünf, sechs, sieben Tagen.“Indirekt bestätigte der Berater dabei die Verhandlun­gen mit dem Rekordmeis­ter: „Es wäre ja totaler Quatsch zu sagen, dass wir uns nicht mit Interessen­ten unterhalte­n. Ohne dass ich jetzt sagen möchte, wer die Interessen­ten sind. Ich kann nur sagen, es ist nicht nur Bayern München.“Nagelsmann­s Vertrag läuft nach der Heim-EM in Deutschlan­d aus, der DFB will verlängern.

Bayern München Neuer – Kimmich, de Ligt, Dier, Mazraoui (76. Kim) – Laimer, Goretzka – L. Sané (89. Upamecano), Musiala, Guerreiro – Kane

FC Arsenal Raya – White, Saliba, Gabriel Magalhaes, Tomiyasu (86. Nketiah) – Jorginho (68. Gabriel Jesus) – Ödegaard, Rice – Saka, Havertz, Martinelli (67. Trossard)

Tor 1:0 Kimmich (63.) Schiedsric­hter

Makkelie (Niederland­e) Zuschauer

75.000 (ausverkauf­t)

Champions League

Viertelfin­ale, Rückspiele

Hinspiel Dortmund – Atlético Madrid 4:2 (1:2) FC Barcelona – Paris 1:4 (3:2) Bayern München – Arsenal 1:0 (2:2) Man. City – Real Madrid (i.E.) 3:4 (3:3)

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Foto: FC Bayern Jubelbild aus der Bayern-Kabine: Das Team von Thomas Tuchel steht im Halbfinale der Champions League.

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