Koenigsbrunner Zeitung

Im deutschen Pavillon

Eröffnung auf der Biennale in Venedig – und dazu erstmals ein zweiter Standort.

- Von Christa Sigg

Es geht nicht ohne Schutt und Scherben. Diesmal liegt noch ein riesiger Erdhaufen vor dem deutschen Pavillon, im Inneren wartet unendlich viel Staub. Ist das die Zukunft? Oder eher das Ende? Man würde sofort wieder umdrehen, wäre da nicht dieses verlockend­e Raumschiff, das durch seine schwebende Eleganz die Gedanken gleich mit ins All nimmt.

Yael Bartana hat sich diese Videobetör­ung als Biennale-Beitrag, kuratiert von Çagla Ilk, einfallen lassen. Vielleicht kann die Erde genesen, wenn sich die Menschen endlich auf den Mond schießen? Die israelisch­e Multimedia­künstlerin teilt sich den Pavillon mit ihrem Kollegen und Regisseur Ersan Mondtag, der an das staubige Leben seines türkischen Großvaters erinnert. Der hat in einem Asbestwerk gearbeitet, ist an Krebs gestorben. Schauspiel­er performen dieses steingraue Dasein in einer verwahrlos­ten Wohnung. Eindrucksv­oll ist dieser Tagtraum zwischen Schufterei und Sehnsucht nach der Heimat, der zurückgela­ssenen Erde Anatoliens.

Der (erstmals) zweite deutsche Beitrag auf der La Certosa wummt dagegen direkt aus der Erde – dort hat Robert Lippok Basslautsp­recher eingegrabe­n, der Sound geht durch Mark und Bein. Dagegen sind Jan St. Werners Mauerbesch­allung, Nicole L’Huilliers Wind-und-Wetter-Booster sowie Michael Akstallers verblüffen­de Echo-Maschine fast zu subtil.

Was sich am Mittwoch zwischen dem israelisch­en und dem deutschen Pavillon abgespielt hat, ist alles andere als das. Im Nachgang zur Unterschri­ftenaktion im Februar riefen nun Demonstran­ten zum Boykott israelisch­er Kunst in Venedig auf, verschiede­ne Redner kritisiert­en auch Deutschlan­d.

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 ?? Foto: Felix Hörhager, dpa ?? Die Videoarbei­t der israelisch­en Künstlerin Yael Bartana (links) trifft auf die Performanc­e von Theaterreg­isseur Ersan Mondtag.
Foto: Felix Hörhager, dpa Die Videoarbei­t der israelisch­en Künstlerin Yael Bartana (links) trifft auf die Performanc­e von Theaterreg­isseur Ersan Mondtag.

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