Koenigsbrunner Zeitung

Die neuesten Tricks der Autodiebe

Die Zahl der gestohlene­n Fahrzeuge steigt. Besonders anfällig sind solche mit bestimmten Funkschlüs­seln. Wie man sich im Fall der Fälle verhalten sollte – und welche Schäden die Versicheru­ng übernimmt.

- Von Harald Czycholl

Er gab sich als Interessen­t des Porsche Cayenne aus, den ein Mann aus dem Norden Bayerns verkaufen wollte, und vereinbart­e eine Probefahrt – der Besitzer fuhr auf dem Beifahrers­itz mit. Plötzlich fuhr der Mann rechts ran – und ein weißer VW Bus hielt direkt hinter ihm. Acht junge Männer sprangen heraus, zerrten den PorscheBes­itzer vom Beifahrers­itz, bedrohten ihn mit einer Pistole und verletzten ihn mit einem Messer. Dann verteilten sich die Männer auf die beiden Fahrzeuge – und brausten mit dem Porsche und dem VW in Richtung Autobahn davon.

Selten läuft ein Autoklau so spektakulä­r in Wild-West-Manier ab wie an jenem Novemberta­g des Jahres 2022 nahe Würzburg. Aber die Zahl der Fahrzeugdi­ebstähle hierzuland­e nimmt zu, zeigt die Statistik des Gesamtverb­ands der Deutschen Versicheru­ngswirtsch­aft (GDV). Demnach wurden 12.277 kaskoversi­cherte Pkw gestohlen – im Vorjahresv­ergleich ist das ein Plus von 25 Prozent. Zudem ist die Zahl der Diebstähle von Autoteilen wie Bordcomput­ern, Airbags oder Lenkrädern um 15 Prozent gestiegen. Auch der Schaden erhöhte sich: Im Durchschni­tt zahlten die Versichere­r für jeden Diebstahl fast 20.300 Euro, das waren rund sechs Prozent mehr als im Vorjahr. Besonders beliebt bei Autodieben sind der Statistik zufolge große SUV-Modelle wie der Jeep Cherokee, der Toyota Land Cruiser und Range Rover Modelle.

Besonders diebstahla­nfällig sind laut ADAC moderne Autos mit Keyless-Schließsys­tem. Sie seien leichter zu stehlen als Fahrzeuge mit normalem Funkschlüs­sel. Bei den Komfort-Schließsys­temen erkennt das Auto den Schlüssel, wenn sich der Fahrer in unmittelba­rer Nähe des Fahrzeugs befindet und sperrt die Tür auf, ohne dass der Fahrer den Schlüssel aus der Tasche nehmen muss. Der Motor lässt sich per Knopfdruck starten. Doch die Systeme haben laut ADAC-Angaben eine weitverbre­itete Sicherheit­slücke, die sich die

Langfinger zunutze machen: Sie müssen sich nur mit einem kleinen Gerät in der Nähe des Autoschlüs­sels aufhalten – auch wenn sich dieser nicht in unmittelba­rer Nähe zum Auto befindet – und mit einem zweiten Gerät an der Autotür. So lässt sich die Reichweite der Signale um Hunderte von Metern verlängern – und das Auto lässt sich bequem illegal öffnen und starten.

Aber auch die herkömmlic­hen Einbruchsm­ethoden wie Scheibe einschlage­n, Tür oder Schloss ausstechen oder Kofferraum aufhebeln, sind nach wie vor weitverbre­itet. „Um sich davor zu schützen, lautet die oberste Regel: Beim Verlassen des Fahrzeugs niemals Wertsachen offen liegen lassen“, betont Peter Schnitzler, Kfz-Experte bei der Ergo Versicheru­ngsgruppe. Außerdem ist es wichtig, FensBrief, ter, Türen, Kofferraum sowie Cabriooder Schiebedac­h immer fest zu verschließ­en. Das gilt auch für einen kurzen Stopp beim Bäcker oder an der Tankstelle. Ergänzend kann eine Lenkradkra­lle Kriminelle abschrecke­n.

Es lohnt sich, in den Diebstahls­chutz zu investiere­n. Dies kann großen Ärger und hohe Kosten sparen. Im Fall der Fälle sollte als Erstes die Polizei über das gestohlene Fahrzeug oder entwendete Gegenständ­e informiert und Anzeige gegen Unbekannt erstattet werden. Im Fall eines Aufbruchs sollten alle Schäden am Fahrzeug mit Fotos dokumentie­rt werden. „Zusätzlich kann eine Liste mit allen entwendete­n Teilen sinnvoll sein“, so Kfz-Experte Schnitzler. Gestohlene Fahrzeuge sollten Autofahrer außerdem umgehend mit der Zulassungs­bescheinig­ung bei der Kfz-Zulassungs­stelle stilllegen lassen. „Außerdem gilt es, so schnell wie möglich die Versicheru­ng zu informiere­n“, rät Schnitzler. „Für die Schadensme­ldung benötigen Autobesitz­er das Protokoll der Polizeidie­nststelle, den Kfz

alle Autoschlüs­sel und die Bescheinig­ung über die Stilllegun­g.“

Wenn ein Fahrzeug gestohlen oder ein Auto für den Diebstahl eines fest eingebaute­n oder fest mit dem Auto verbundene­n Teils aufgebroch­en wurde, ersetzt die Teilkaskov­ersicherun­g den Schaden, erklärt GDV-Sprecherin Kathrin Jarosch. „Auch wer eine Vollkaskov­ersicherun­g abgeschlos­sen hat, wird entschädig­t, denn die Teilkasko ist automatisc­h in der Vollkasko inbegriffe­n.“

Ist das Auto im Urlaub plötzlich weg oder aufgebroch­en, ist das besonders ärgerlich. Um das zu verhindern, empfiehlt der Ergo-Experte, möglichst nur auf bewachten Parkplätze­n zu parken. Ist der Wagen dennoch weg, müssen Betroffene umgehend die Polizei informiere­n und Anzeige erstatten. „Um den Diebstahl bei der Versicheru­ng zu melden, ist es wichtig, sich alle relevanten Dokumente von der Polizei im Ausland aushändige­n zu lassen“, sagt Schnitzler. Zudem sollte die Versicheru­ng umgehend informiert werden.

„Niemals offen Wertsachen liegen lassen.“

 ?? Foto: Pond5 Images, Imago ?? Autos mit modernen Schließsys­temen sind besonders im Fokus von Dieben.
Foto: Pond5 Images, Imago Autos mit modernen Schließsys­temen sind besonders im Fokus von Dieben.

Newspapers in German

Newspapers from Germany