Ein zauberhaftes Rendezvous
Der Sänger Max Mutzke und die Pianistin Marialy Pacheco bieten in der Stadthalle in Gersthofen einen musikalischen Abend voller Gefühle, Leidenschaft und Fröhlichkeit.
Einen grandiosen Abend bereiteten die Jazzpianistin Marialy Pacheco und Sänger Max Mutzke dem Publikum mit ihrem Programm „Unsere Nacht“– ein Rendezvous von Jazz und Pop, ohne Band, zwei außergewöhnliche Künstler pur.
Die in Deutschland lebende Kubanerin Pacheco betritt die Bühne in einem nachtblauen Abendkleid voller Glitzer, verzaubert die Anwesenden mit ihrem bezaubernden Lächeln, setzt sich an den Flügel und zieht die Zuschauer mit ihrer Klavierkunst voller Lebensfreude und Tiefsinn sofort in den Bann. Mutzke bezieht das Publikum während des Konzertes immer wieder mit ein. Bei „Nimmst du mich in den Arm“fordert er die Gäste auf, den Liebespartner, die „Open und Omen“, die Geschwister in den Arm zu nehmen und weist dabei auf die viel zu wenig gelebte Achtsamkeit hin. „Okay, da bewegt sich nix“, stellt er fest. Schmunzeln und Gelächter im Saal. Als er zu singen beginnt „Nimmst du mich in den Arm, nur so, als Freund?“, legen dann doch einige den Arm um die Menschen neben ihnen.
„Lass uns die guten Geschichten erzählen!“, so Mutzke. Denn die Welt ist nicht nur ein schrecklicher Ort. Ein fließender Übergang zum nächsten Song, der wie Sahne über frisch gebrühten Kaffee gleitet und sanft auf der Seele zerschmilzt. Die Stimme von Max Mutzke ist wie ein kräftiger Espresso, der mit seinem lässigen Flow und dem souligen Timbre die Stimmung anheizt, der Energie und Leidenschaft in die Musik gießt.
Seine rauchigen Vocals verleihen den Melodien einen Hauch von Mystik und Intensität, während sein charismatisches Auftreten das Publikum betört und zum Mitmachen animiert. Gleichzeitig entfesselt Marialy Pachecos Klavierspiel eine Flut von überraschend würzig-süßen Chilli-Vanillearomen, die durch die Kompositionen strömen und den Sound mit einer unwiderstehlichen feurigen Süße und Glätte umhüllen. Ihre Finger gleiten über die Tasten wie DJs an den Reglern, die kunstvoll einen hypnotischen Beat kreieren. Mit jedem Akkord entsteht eine moderne
Fusion aus Jazz und Pop, die die Grenzen der Genres sprengt und den Zeitgeist der jungen Generation einfängt.
Es macht Spaß und Laune, den beiden zuzuhören und zuzusehen, sie interagieren harmonisch und freudig miteinander. Aus dem
Sänger, der vor genau 20 Jahren beim Eurovision Song Contest mit dem von Stefan Raab komponierten Hit „Can’t Wait Until Tonight“den achten Platz für Deutschland errang, ist nicht nur ein großartiger Jazzsänger, sondern auch ein richtig cooler Typ geworden, dem seine vier Kinder alles bedeuten. „Es gibt viele Menschen, die man liebt. Frau, Mann, Hund, Eltern, Kollegen – aber nur die Kinder lieben wir bedingungslos.“Egal, was sie tun, es würde ihm nicht gelingen, sie weniger zu lieben. „Komm, wir träumen uns zusammen“und „Wenn ich mal nicht mehr da bin“sind Lieder für seine Kinder. Unglaublich berührend trägt er sie vor, nahezu andächtig nimmt er seinen Hut in die Hand und singt über die Zeit, wenn seine Kinder einmal ohne ihn sein werden. Es klingt wie ein Gebet, geht unter die Haut. Den Song „Giganten“leitet er mit Gedanken dazu ein, wie privilegiert wir uns fühlen können. „Wir lachen und singen miteinander und dürfen sagen, was wir wollen; dürfen hingehen, wohin wir wollen.“
Mutzke gibt sich ehrlich, achtsam, persönlich und voller Gefühl. Auch Marialy Pacheco bekommt die Gelegenheit, von sich und ihrem abenteuerlichen Leben zu berichten, von ihrer Sehnsucht nach Freiheit und ihrer Chance, hier in einem freien Land zu leben. Zusammen bilden Max Mutzkes soulig-rauchige Stimme und Marialy
Pachecos Vanille-Piano eine aufregende Mischung aus Klang und Geschmack, die die Sinne kitzelt und das Publikum in die Welt des Jazz entführt. Ein musikalisches Erlebnis, das die Jugendlichkeit und Lebendigkeit der heutigen Zeit widerspiegelt und einen frischen Soundtrack für unsere moderne Zeit liefert.
Gegen Ende wird es spektakulär mit Warren Gs „Regulate“. Mutzke, der das Schlagzeug beherrscht, groovt samtig und geschmeidig wie ein Leopard zu diesem HipHop-Klassiker, die Shaker in der Hand, gibt alles und schmeißt mit dem letzten Ton gekonnt das Mikro in die Luft. Zack. Er hat’s einfach drauf. „Sie ist an allem schuld“, sagt er und zeigt er auf Marialy Pacheco. Denn sie sagt an, was gespielt wird, kennt alle seine Songs und arrangierte sie neu. Ein fantastisches Konzert mit Tiefgang, Gedankenfülle, musikalischer Kreativität, Wertschätzung und Fröhlichkeit. Standing Ovations, lang anhaltender Applaus, Zugaben – alles, was zu einem wundervollen Konzertabschluss für Künstler wie Publikum dazugehört.