Eine emotionale Rückkehr
Zuletzt fehlte Kristijan Jakic dem FCA wegen einer Verletzung. Gegen seinen Stammverein Eintracht Frankfurt könnte er rechtzeitig fit werden. Ein anderer Spieler müsste trotz guter Leistung zurück auf die Ersatzbank.
Für Tim Breithaupt hatte Trainer Jess Thorup ein besonderes Lob parat. Beim 2:0 gegen Union Berlin hatte der Mittelfeldspieler zum ersten Mal eine Partie für den FC Augsburg über die komplette Spielzeit absolviert. „Er hat das echt toll gemacht, das freut mich für den jungen Spieler“, betonte der Däne. „Er weiß jetzt, worum es im Spiel geht.“Anhand des Beispiels von Breithaupt zeigt sich, wie rasant sich mitunter die Situation eines Spielers verändern kann. In der Länderspielpause hatte der 22-Jährige noch davon gesprochen, beim FCA „keine einfache Zeit“durchzumachen. Über Monate hinweg hatte er nicht mehr in der Bundesliga gespielt, teils fand er sich auf der Tribüne wieder. „Das ist eine kleine Delle“, sagte der Spieler, der wegen fehlender Einsätze jüngst nicht mehr für die U21-Nationalmannschaft berufen worden war. Dann schob er hinterher: „Wenn ich aus der Phase herauskomme, macht mich das nur stärker.“
Und genau so wirkt es nach den Spielen gegen die TSG Hoffenheim (1:3) und Union Berlin (2:0). Als Kristijan Jakic in Hoffenheim nach rund zehn Minuten verletzt vom Platz musste, erhielt Breithaupt seine Chance. Denn auch die etatmäßige Vertretung von Jakic stand nicht zur Verfügung. Niklas Dorsch klebt das Verletzungspech im Wortsinn am Fuß. Derzeit fällt er aus, weil sich vom Fersenknochen Fettgewebe gelöst hat; zumindest trainiert er seit einigen Tagen wieder individuell. Für Elvis Rexhbecaj ist die Saison nach einem Mittelfußbruch beendet.
Alltag im Profifußball: Durch die Ausfälle der anderen hat sich die Situation des einen verbessert. Einerseits erhält Breithaupt Spielpraxis
und hilft dem FCA, andererseits kann er mit seiner Leistung anderen Vereinen zeigen, dass er als etwaiger Neuzugang interessant ist. Mit Breithaupts Ex-Klub Karlsruher SC soll es bereits einen Interessenten für eine Leihe im Sommer geben. Denn trotz ansprechender Leistungen droht Breithaupt wieder der Platz auf der Ersatzbank. Zu Beginn der Woche hat sich Jakic auf dem Trainingsplatz zurückgemeldet. Seine Achillessehnenbeschwerden hat er überwunden. In Thorups System mit einer Mittelfeldraute ist nur Platz für einen sogenannten „Sechser“. Ist Jakic fit, müsste Breithaupt wohl auf die Bank. Der Trainer weicht der Frage aus. „Für mich geht es nicht um Tim oder Kristijan, sondern darum, die beste Mannschaft auf den Platz zu stellen.“
Nach dem Spiel gegen Union hatte Augsburgs Sportdirektor Marinko Jurendic erklärt, Jakic sei „emotional hoch motiviert“, bis zum Spiel in Frankfurt (Freitag, 20.30 Uhr/DAZN) fit zu werden. Die Eintracht ist derzeit noch der Stammverein des Kroaten. Jakic spielte dort nach seinem Wechsel im Sommer 2021 viel, unter anderem in der Champions League gegen Tottenham Hotspur oder den SSC Neapel. Auch in der laufenden Bundesligasaison stand Jakic zu Beginn auf dem Feld, doch nach dem zweiten Spieltag warfen ihn Verletzungen zurück: erst eine Gehirnerschütterung, dann eine Knie- sowie eine Wadenverletzung. Andere Spieler wie Larsson, Skhiri oder Rhode erhielten den Vorzug. Jakic kam ins Grübeln, suchte nach einer Lösung. „Wenn du nicht spielst, dann ist das für den Kopf schwierig“, erzählte der Kroate vor ein paar Wochen. „Ich möchte der Mannschaft helfen und natürlich so viel wie möglich spielen.“
Praktisch ist der Klassenerhalt mit 13 Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz bereits erreicht, rechnerisch wäre er mit einem Erfolg in Frankfurt perfekt. Im Hinspiel, das der FCA zu Hause 2:1 gewann, wurde Jakic in der 64. Minute eingewechselt. In Augsburg ist Jakic seit seinem Wechsel ein entscheidendes Puzzleteil des Erfolgs. Stammspieler; Teil der Achse; Bindeglied zwischen Defensive und Offensive; Abräumer, Organisator und Ballverteiler. Inzwischen darf er sich wieder Hoffnungen machen, bei der EM 2024 Teil des kroatischen Kaders zu sein. Thorup schwärmt von Jakic: „Er hat vom ersten Moment an nicht nur mich, sondern auch den Verein und seine Mitspieler überzeugt, dass er uns helfen kann. Er ist ein Winnertyp, hat eine Winnermentalität. Er hat sich in kurzer Zeit eine wichtige Position in der Mannschaft erspielt.“
Seinen Marktwert könnte er dadurch steigern. Im Sommer könnte der FCA den Spieler für fünf Millionen Euro fest verpflichten. Jakic selbst hat wenig Einfluss auf die Entscheidung, die vornehmlich Jurendic und Geschäftsführer Michael Ströll treffen werden. „Es liegt nicht an mir, sondern am Verein. Sie müssen entscheiden, ob sie mich wollen oder nicht.“Nach den bisher gezeigten Leistungen besteht kein Zweifel, wie sich der FCA entscheiden wird.