Koenigsbrunner Zeitung

Neue Festivalch­efs im Interview: „Modular hat einen besonderen Platz“

Weniger Besucher, neue Bühnen und vegetarisc­he Kost – die Großverans­taltung startet in vier Wochen. Was die neuen Leiter alles vorhaben.

- Interview: Miriam Zissler

Im vergangene­n Jahr gab es eine Kursänderu­ng: Erst sollte Modular viel kleiner stattfinde­n. Nach Kritik wurde nochmals an dem Konzept gedreht. Nun wird es etwas kleiner durchgefüh­rt – statt 11.000 Besuchern dürfen täglich 9000 auf das Festivalge­lände. Wie sehr hat das Hin und Her die Planungen erschwert?

Clemens Wieser: Wir konnten mit dem Ticketverk­auf und dem Booking nicht so früh starten wie normal, was den ganzen Ablauf deutlich verzögert.

Und dann gab es auch noch eine personelle Veränderun­g. Festivalle­iter Patrick Jung hat Ende Januar aufgehört. Wie sehr hat das die Abläufe beeinfluss­t?

Wieser: Unser Team ist erst seit wenigen Wochen wieder komplett. Julia und ich arbeiten schon seit einigen Jahren im Modular-Team mit und wollten deshalb unsere Erfahrunge­n, die wir gemacht haben, in die neue Festivalle­itungs-Doppelspit­ze einfließen lassen. So konnten wir unsere früheren Aufgaben behalten und uns zusätzlich auch neuen Themen widmen. Julia Appel: Modular hat hier in Augsburg einen besonderen Platz inne. Das sehen wir in unserer Crew, aber auch bei unseren Besuchern, die Jahr für Jahr wiederkomm­en, oder in der Vielzahl an Partnern, die uns unterstütz­en und das Festival mit ermögliche­n. Modular ist dadurch sehr vielschich­tig und komplex. Daher wussten wir schnell, dass unser Verständni­s für das Projekt Stabilität bringen kann. Eine externe Person als Leitung einzuarbei­ten, hätte zu diesem Zeitpunkt keinen Sinn für das Projekt gemacht.

Wie wurden die Aufgaben verteilt?

Wieser: Ich habe mich zuvor bereits um das Booking und Marketing gekümmert. Jetzt sind noch die Finanzen dazugekomm­en. Das ist kein kleiner Bereich: Das Modular-Festival hat ein Budget von 1,5 Millionen Euro.

Appel: Ich war zuvor schon für Platzprogr­amm und Ehrenamt verantwort­lich. Nun ist noch das Fundraisin­g beziehungs­weise Sponsoring dazugekomm­en. Als Leitung sind wir zudem vermehrt in interne Kommunikat­ion und Kontaktpfl­ege mit externen Interessen­gruppen

eingebunde­n. Wir können auf ein starkes Team bauen: Neben uns packen auch noch die Produktion­sleitung Anna Tokarski, Celina Miehle, unsere Festivalas­sistenz, und Amelie Rottländer,

unsere Bundesfrei­willigendi­enstleiste­nde, mit an. Viel Wissen und Erfahrung bringen auch die rund 80 Ehrenamtli­chen der Denkwerkst­att mit, die das ganze Jahr über beim Modular-Festival am Ball bleiben.

Was wird sich dieses Jahr ändern?

Wieser: Die Fläche wird anders genutzt. Außerdem gibt es eine andere Bühnenauft­eilung. Auf der Hauptbühne treten natürlich die Headliner auf, aber auch kleinere Künstler. Die Bühne im Park ist für elektronis­che Musik vorgesehen. Die ursprüngli­che DJ-Bühne gibt es nicht mehr. Die Newcomer-Bühne befindet sich im Scheibenga­sbehälter – dort, wo früher die Rollschuh-Disco

war, die dieses Mal nicht angeboten wird. In Kooperatio­n mit dem Bezirk Schwaben und dem Büro für Popkultur haben wir zwölf Bands und Künstler aus Augsburg und ganz Schwaben zusammenge­stellt, die dort auftreten werden. Die vierte Bühne ist der Club Bulli. Dort gibt es in den Abendstund­en ebenfalls Musik. Der Bereich, wo im vergangene­n Jahr der kleine Volksfestp­latz mit Schiffscha­ukeln, Dosenwerfe­n und Minigolf untergebra­cht war, wird in diesem Jahr nicht für die Besucher geöffnet sein. Der Platz wurde dort verkleiner­t, denn mehr Platz bedeutet auch mehr Sicherheit­spersonal, mehr Absperrung­en, mehr Strom und Wasser.

Im vergangene­n Jahr gab es erstmals auf dem Modular-Festival ausschließ­lich vegetarisc­he Küche. Wie kam das an?

Wieser: Unsere Umfrage hat ergeben, dass das 90 Prozent der Befragten gut fanden. Das ModularFes­tival ist der perfekte Ort, um jungen Menschen vegetarisc­hes Essen näherzubri­ngen. Aber natürlich hatten wir auch Diskussion­en mit den Crew-Mitglieder­n, die Sorgen hatten, dass sie jetzt jeden Tag gegrillten Fenchel essen müssen. Dem war nicht so. Alles hat gut funktionie­rt. Unsere Gastronome­n haben ihr Angebot geändert, waren sehr zufrieden und sind dieses Jahr wieder mit dabei.

Appel: Der eigens entwickelt­e CO2-Rechner hat sichtbar gemacht, dass Fleisch einen hohen Ressourcen­verbrauch hat. Daher wollten wir hier ansetzen und auch gastronomi­sch umweltfreu­ndlicher werden. Auch Kritikerin­nen und Kritiker möchten wir mit solchen Konzepten zum Umdenken anregen. Das Modular-Festival ist ein zeitlich begrenzter Rahmen, es wird niemand zu einem Lebenswand­el gezwungen.

Letztes Jahr waren wieder Awareness-Teams unterwegs, die Hilfesuche­nden zur Seite standen. Außerdem gab es Safer Spaces, also Rückzugsmö­glichkeite­n. Wie kam das Angebot an?

Wieser: An einer Umfrage nach dem Festival haben sich über 1000 Menschen beteiligt, die das Angebot gut fanden. Wir haben gesehen, dass es Bedarf gibt und das Thema unserer Zielgruppe wichtig ist.

Appel: Dieses Jahr wird es die Awareness-Teams wieder geben. Außerdem gibt es auch einen InfoStand, wo das geschulte Personal einfach so angesproch­en werden kann – auch ohne Not. Dort können sie erzählen, was sie auf dem Festival machen und die Jugendlich­en sensibilis­ieren.

In etwa vier Wochen findet das Festival statt. Was gibt es jetzt noch zu tun?

Wieser: Am 22. April ziehen wir aufs Gelände. Am 9. Mai startet der Aufbau und dann geht es auch schon bald mit der Platzgesta­ltung los.

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Clemens Wieser und Julia Appel haben die Festivalle­itung des Jugendfest­ivals Modular übernommen. Der Kartenvorv­erkauf läuft sehr gut – Dreitagest­ickets und Einzeltick­ets für Samstag sind bereits verkauft.
Foto: Silvio Wyszengrad Clemens Wieser und Julia Appel haben die Festivalle­itung des Jugendfest­ivals Modular übernommen. Der Kartenvorv­erkauf läuft sehr gut – Dreitagest­ickets und Einzeltick­ets für Samstag sind bereits verkauft.

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