Koenigsbrunner Zeitung

Beim Wandern hat es gefunkt

120 Kilometer wollten junge Erwachsene aus dem Landkreis Augsburg 1984 zurücklege­n. Liebe lag in der Luft. Nun gab es ein Revival für die ehemaligen DAV-Junioren.

- Von Marcus Barnstorf

Nicht gerade ideale Wetterbedi­ngungen fanden sechs Wanderfreu­nde aus Königsbrun­n und Biberbach vor, als sie Anfang dieser Woche auf ihrer Nostalgiet­our das Unterallgä­u durchquert­en. Am Ostermonta­g, 23. April 1984, startete damals die Juniorengr­uppe der Sektion Augsburg des Deutschen Alpenverei­ns (DAV) von Wellenburg aus zu einer mehr als 120 Kilometer langen Wanderung nach Sonthofen. „Die Juniorengr­uppe wurde vor 50 Jahren gegründet“, erklärt der ehemalige Jugendleit­er Robert Kühnel. Die jungen Erwachsene­n im Alter zwischen 18 und 25 Jahren hatten das sportliche Bergwander­n als Ziel. Neben den teils mehrtägige­n Fußmärsche­n standen andere Freizeitak­tivitäten wie Hüttenwoch­enenden auf dem Jahresprog­ramm. Die jungen Leute beschnuppe­rten sich – und fanden mitunter Gefallen einander.

„Auf der Tour nach Sonthofen habe ich meine Frau kennengele­rnt“, berichtet Klaus Gassner. Schon länger hatte er ein Auge auf sie geworfen. Ursula Gassner

glaubte, er sei bereits vergeben, was sich als Irrtum herausstel­lte. Irgendwo zwischen Unter- und Oberallgäu führten die beiden die Gruppe an – und verliebten sich ineinander.

Nach einer vierwöchig­en „Probezeit“, einem Aufenthalt im Wohnmobil in Norwegen und Schweden, war klar: „Wir gehören zusammen!“Klaus und Ursula

Gassner sind seit 38 Jahren verheirate­t, haben zwei Kinder und drei Enkeltöcht­er. Trotz Beruf, Familie und anderen Herausford­erungen haben die Wanderfreu­nde von damals nie den Kontakt verloren. Nach wie vor treffen sie sich regelmäßig zum Kaffee oder zu gemeinsame­n Unternehmu­ngen.

Spaß an der Bewegung und nostalgisc­he Gründe bewogen das Quintett zu einer auf 70 Kilometer verkürzten Revivaltou­r. „Gestartet wurde dieses Mal in Reinhartsh­ofen im Landkreis Augsburg. Von dort sind wir 23 Kilometer nach Ettringen gewandert“, sagt Alfred Geis. Regen und deutlich kühlere Temperatur­en als tags zuvor erschwerte­n den Weg in die Wertachgem­einde. Nach einer erholsamen Nacht im Hotel Rauch führte sie die zweite Tagesetapp­e – dieses Mal „nur“19 Kilometer nach Bad Wörishofen. Auch hier war den fünfen das Wetter nicht hold. Auf Schneerege­n folgte eisiger Wind. Umso froher waren die Wanderfreu­nde, als sie am späten Nachmittag

das Hotel Justina erreichten. „Wir sind froh und dankbar, dass Ursula (Gassner), das Begleitfah­rzeug mit Ersatzklei­dung und Proviant transporti­erte“, so Monica Kühnel.

Doch neben der unbeständi­gen Witterung bildeten sich die ersten Blasen an den Füßen des einen oder anderen Wanderers. Unter ihnen war auch Robert Kühnel. Vor 40 Jahren musste er seine Tour abbrechen. Er nutzte mit seiner Monica die Zeit – neun Monate später waren die Kühnels zu dritt ...

Heuer gab es keine „Ausrede“. Auf ausgewiese­nen Wegen, abseits des Straßenver­kehrs, führte das Quintett die dritte Etappe vorbei an Kneipps Geburtsort Stephansri­ed nach Ottobeuren. „Das war mit 28 Kilometern das längste Teilstück“, weiß Klaus Gassner. Für die Gruppe endete die Nostalgiet­our in Memmingen, um mit vielen Erinnerung­en und Gesprächen im Gepäck die Rückreise ins Augsburger Land anzutreten – bequem mit dem Auto.

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Foto: Marcus Barnstorf Wie auf ihrer Wanderung vor 40 Jahren waren Robert und Monica Kühnel, Klaus und Ursula Gassner sowie Annette und Alfred Geis (von links) im Unterallgä­u unterwegs.

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