Der letzte G8-Jahrgang startet ins Abitur
Die Abschlussklausur im Fach Deutsch müssen alle Abiturienten mitschreiben. Wer die Prüfungen am Ende nicht schafft, muss zumeist die Schule wechseln.
Der offiziell letzte G8-Jahrgang an den bayerischen Gymnasien schreibt aktuell seit Montag Abitur, etwa 34.000 Schülerinnen und Schüler in ganz Bayern. Danach ist im Freistaat endgültig das neunjährige Gymnasium zurück. Der Wechsel zum G9 hat die kuriose Folge, dass im kommenden Schuljahr kein regulärer Jahrgang Abitur machen wird. Die letzten G8-Schüler sind fertig, die Ersten aus dem G9 haben aktuell noch zwei Jahre vor sich. Das heißt, nächstes Jahr finden an vielen Schulen keine Abiprüfungen statt. Was aber passiert mit den Schülerinnen und Schülern, die jetzt durchs Abi rasseln oder erst gar nicht zugelassen wurden?
„Hierfür gibt es 45 Auffangschulen im Freistaat“, sagt Alexander Pfaffendorf, der Schulleiter des Leonhard-Wagner-Gymnasiums in Schwabmünchen. Seine Schule ist eine davon. Etwa zehn Prozent der Gymnasien hat das Kultusministerium
für dieses Auffangnetz ausgewählt. Üblicherweise eines pro Landkreis. Im Augsburger Land sind es sogar zwei. Auch das Gymnasium in Neusäß ist eine Auffangschule. In der Stadt Augsburg sind es das Holbein-Gymnasium und das Gymnasium bei St. Anna.
„Die Schüler, die das Abitur wiederholen müssen, werden im kommenden Schuljahr in die bestehende Q12 eingegliedert“, erklärt Pfaffendorf. Sie schreiben nach den alten G8-Richtlinien ihre Prüfungen am Schuljahresende. Die anderen Schüler aus der Q12 setzen ihre Schullaufbahn danach einfach in der Q13 fort.
In Schwabmünchen schreiben heuer 103 Schülerinnen und Schüler ihr Abitur, sieben weniger als im vergangenen Jahr. Nur am Gymnasium in Königsbrunn ist der Jahrgang etwas größer mit 104 Abiturientinnen und Abiturienten, berichtet Schulleiter Volker Täufer. Erst fünf davon haben bereits ihre erste Prüfung am Montag dieser Woche geschrieben. Da stand Französisch auf dem Plan. Auch in
Neusäß haben sich nur so wenige für diese Sprache entschieden.
Übrigens hat Französisch erstmals den Reigen der Prüfungsfächer eröffnet, bislang kam die Fremdsprache erst später an die Reihe. Grund dafür ist, dass in den 16 deutschen Bundesländern das Abitur vergleichbarer werden soll und teilweise ähnliche Aufgaben abgefragt werden – doch das funktioniert freilich nur am selben Tag. Eine Entwicklung, mit der man in Bayern gut leben könne, sagt der Schulleiter des Justus-von-LiebigGymnasiums in Neusäß, Stefan Düll. Gemeinhin gilt das Abitur im Freistaat als anspruchsvoller als in den allermeisten anderen Bundesländern.
Zudem lasse die neue Regelung genügend Spielraum. „Man kann beispielsweise in Englisch denselben Text in der Abiturprüfung wählen, aber dazu unterschiedliche Fragen beantworten lassen“, verdeutlicht Düll. Am heutigen Donnerstag steht das DeutschAbitur auf dem Programm, das von allen Schülerinnen und Schülern geschrieben werden muss. In
Neusäß sind es in diesem Jahr 92. Am 3. Mai folgt das dritte, schriftliche und individuell gewählte Abifach (ohne Französisch) und am 7. Mai beschließt die Prüfung in Mathematik die Klausuren. Dann haben die Abiturienten mit den beiden Kolloquiumsprüfungen nach den Pfingstferien noch zwei mündliche Prüfungen vor sich.
Ein relativ kleiner Jahrgang tritt am Paul-Klee-Gymnasium in Gersthofen mit 66 Jugendlichen an, am Schmuttertal-Gymnasium in Diedorf sind es 77. An beiden Schulen finden am Donnerstag die ersten Prüfungen in diesem Jahr statt, eine schriftliche Prüfung in Französisch hat dort niemand abgelegt. Noch ist freilich nicht sicher, ob alle die Hochschulreife erlangen. Bei wem das nicht der Fall ist, der oder die muss dann, genauso wie in Königsbrunn, die Schule wechseln in eine der Auffangklassen. Die Auffangklasse in Neusäß wird übrigens jetzt schon von rund 33 Jugendlichen besucht, berichtet Stefan Düll. Nämlich von denjenigen, die mit einem mittleren Schulabschluss in die Einführungsklasse des Gymnasiums gestartet waren und von jenen, die im Laufe ihres Schullebens im letzten G8-Jahrgang ein Schuljahr wiederholen mussten. Wer wiederholt, ist zumeist älter als seine Klassenkameraden. Der letzte G8-Jahrgang bietet aber auch letztmals besonders jungen Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit, ihre Prüfungen abzulegen und sich mit noch 16 Jahren an einer Universität einzuschreiben. Am SchmuttertalGymnasium gab es das schon mal im allerersten Jahrgang, erinnert sich Schulleiter Günter Manhardt – und eben voraussichtlich in diesem Jahr nochmals. „Mit der Rückkehr zum G9 wird es so junge Absolventen aber nicht mehr geben“, erinnert er. Ob mit 16 oder 20 Jahren: Am 28. Juni bekommt der diesjährige Abiturjahrgang seine Zeugnisse überreicht.
Solche Auffangklassen gibt es schon jetzt.