Koenigsbrunner Zeitung

Dauerpatie­nt Wald weiter unter Stress

Wenn Eichen, Buchen oder Fichten krank sind, kann man das an den Baumkronen erkennen. Dazu gibt es nun neue amtliche Beobachtun­gen – und Streit um die Frage, was zu tun ist. Schäubles Grab geschändet Staatsschu­tz ermittelt nach Vorfall in Offenburg

- Dienstag, 14. Mai 2024 JETZT FÜR IM HANDEL WWW.BERGWAERTS-MAGAZIN.DE

| Nr. 110

Trockenhei­t, Hitze, Schäden durch Käfer: Die deutschen Wälder stehen weiter unter hohem Klimastres­s. Bei den häufigsten Arten Fichte, Kiefer, Buche und Eiche sind vier von fünf Bäumen krank, wie eine am Montag vorgestell­te Erhebung des Bundesagra­rministeri­ums für 2023 ergab. „Der Wald entwickelt sich zum Dauerpatie­nten“, sagte Ressortche­f Cem Özdemir (Grüne) in Berlin. Nötig sei „eine Langzeitku­r“, um zu mehr Mischwälde­rn zu kommen.

Auch Umweltverb­ände und Waldeigent­ümer dringen auf einen Umbau zu widerstand­sfähigeren Forsten. Die Wälder seien „massiv von der Klimakrise getroffen“, sagte Özdemir. Auch wenn es zuletzt mehr Regen über den Winter gegeben habe, bleibe die Tendenz: „Es geht unserem deutschen Wald nicht gut.“Noch immer sind viele Bäume demnach auch von trockenen Jahren seit 2018 geschwächt. Dabei werde gesunder Wald dringend gebraucht – auch als „Klimaanlag­e“, wenn Bäume Kohlenstof­f im Holz binden, sagte der Minister. Daneben seien Wälder mit ihren Tieren, Farnen und Moosen die Blattmasse der Kronen taxiert 25 Prozent gehörten weiterhin 44 Prozent und bei Eichen um vier Horte der Artenvielf­alt, Orte zum und vier „Schadstufe­n“zugeordnet. Prozent der Bäume. Volle Kronen Prozentpun­kte auf 44 Prozent. Den Spaziereng­ehen und der Ruhe – Diesmal waren es 9688 hatten noch 20 Prozent, nach zuvor Wald besser für den Klimawande­l und Arbeitspla­tz für viele Menschen. Bäume an 402 Punkten. 21 Prozent. zu wappnen, sei ein Generation­enprojekt, Wald bedeckt rund ein Drittel Das bundeseige­ne Thünen-Institut „Vor allem unsere älteren Bäume machte Özdemir klar – der gesamten Fläche Deutschlan­ds. rechnet die Daten dann zu einem über 60 Jahre sind von Schadersch­einungen und Waldbesitz­er sollten bei dieser deutschlan­dweiten Ergebnis betroffen, doch „Mammutaufg­abe“nicht allein gelassen

„Insgesamt befinden sich die hoch. Wie dicht Laub oder Nadeln auch bei den jüngeren Bäumen werden. In diesem Jahr seien Schäden weiterhin auf einem sehr sind, gilt als ein Indikator für den zeigt sich ein negativer Trend“, daher 250 Millionen Euro an hohen Niveau“, heißt es in der neuen Gesundheit­szustand. Und die neuen heißt es in der Erhebung. Förderung vorgesehen. Erhebung für 2023. Im Vergleich Befunde zeigten nur geringe Besonders im Blick stehen vier Generell geht es vor allem darum, zu 2022 hätten sich „keine Änderungen. „Deutliche“Schäden Hauptarten, die zusammen drei Monokultur­en in gemischte deutlichen Verbesseru­ngen des hatten demnach im vergangene­n Viertel aller Bäume ausmachen. Wälder zu verwandeln und so Risiken Waldzustan­ds eingestell­t, aber Jahr über alle Arten hinweg 36 Prozent Nur bei Kiefern wurden nun leichte zu verringern. Sie seien stabiler auch keine deutlichen Verschlech­terungen“. der Bäume – nach 35 Prozent Verbesseru­ngen festgestel­lt – und weniger anfällig, erläuterte Die jährliche Untersuchu­ng im Jahr 2022. Bei ihnen war verglichen der Anteil mit deutlichen Schäden Expertin Nicole Wellbrock vom wird seit 1984 von den Ländern mit gesunden Bäumen schon sank von 28 Prozent auf 24 Prozent. Thünen-Institut. Unter anderem über ein Netz von Stichprobe­n mehr als ein Viertel der Krone kahl. Bei Fichten stieg er um drei könne das Nährstoffa­ngebot im vorgenomme­n. Dabei wird jeweils Zur „Warnstufe“mit einer schwachen Prozentpun­kte auf 43 Prozent, bei Boden durch verschiede­ne Wurzeltief­en von Mitte Juli bis Mitte August Kronenverl­ichtung von 11 bis Buchen um einen Punkt auf 46 besser genutzt werden. Bei HOCH HINAUS MIT |

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Monokultur­en könnten sich etwa

Borkenkäfe­r schnell hindurchfr­essen.

Özdemir bereitet auch eine Reform Das Grab von Wolfgang des fast 50 Jahre alten Bundeswald­gesetzes Schäuble auf dem Offenburge­r vor, die mehr Klimaschut­z Waldbachfr­iedhof ist geschändet mit wirtschaft­lichen worden. Ein unbekannte­r Tatverdäch­tiger Perspektiv­en für Waldbesitz­er vereinen habe ein etwa 1,20 Meter soll. FDP-Fraktionsv­ize Carina tiefes trichterfö­rmiges Loch gegraben, Konrad sagte der Deutschen sei aber nicht zum Sarg des Presse-Agentur, der Wald sei ein verstorben­en Politikers vorgedrung­en, Patient, der dringend Hilfe benötige. teilten Polizei und „Ihn sich selbst zu überlassen, Staatsanwa­ltschaft mit. Das Grab wäre eine unterlasse­ne Hilfeleist­ung.“des am zweiten Weihnachts­tag im Dafür gelte es, Waldbauern Alter von 81 Jahren verstorben­en mehr Freiraum zu geben. Ein resiliente­r Politikers war nach der Beschädigu­ng Wald müsse auch nicht heimische zunächst nicht mehr als solches Baumarten integriere­n, erkennbar. Es verblieb eine denn nicht alle einheimisc­hen rechteckig­e Erdfläche. Das Holzkreuz könnten zunehmende­n Extremwett­erlagen mit dem Namen Schäubles standhalte­n. war nicht mehr zu sehen. Nach Angaben

Der WWF monierte, zentraler eines Polizeispr­echers hatte Grund der Misere sei, dass der es keinen Grabstein gegeben. Wald jahrzehnte­lang vor allem als Bundestags­präsidenti­n Bärbel schneller Holzliefer­ant gesehen Bas (SPD) erklärte in Berlin, sie sei worden sei. Greenpeace erklärte, zutiefst erschütter­t und traurig. Özdemir habe die historisch­e „Es ist unerträgli­ch, dass es offenbar Chance, das bestehende „AbholzGese­tz“Menschen gibt, die Wolfgang in ein „Waldschutz-Gesetz“Schäubles Grab schänden und seine umzuwandel­n. Der Naturschut­zbund Totenruhe stören.“Sie sei sehr forderte „zeitgemäße besorgt darüber, dass einzelne Teile Vorgaben“etwa für ein Kahlschlag­verbot der Gesellscha­ft solche Zeichen und ein Entwässeru­ngsverbot. von Verrohung zeigten. Sie vertraue darauf, dass die Polizei die

Der Verband der Waldeigent­ümer Tat schnell aufklärte, teilte Bas erklärte, dass nicht die rechtliche­n mit. Bedingunge­n Ursache der Städtische Mitarbeite­r bemerkten Schäden seien, sondern der Klimawande­l. nach Ermittlera­ngaben am Es brauche keine zusätzlich­e Montagmorg­en den Erdaushub. Regulierun­g, die den notwendige­n Eine Polizeistr­eife und die Kriminalpo­lizei Waldumbau lähme. fuhren daraufhin zum

Die Temperatur in Deutschlan­d Friedhof. Nach Angaben eines Polizeispr­echers ist nach Berechnung­en des Wetterdien­stes dürfte sich die Tat in seit der vorindustr­iellen der Nacht zum Montag ereignet Zeit um 1880 statistisc­h gesichert haben. Der polizeilic­he Staatsschu­tz um 1,6 Grad gestiegen. Die fünf ermittelt in Zusammenar­beit wärmsten Jahre seitdem waren mit der Staatsanwa­ltschaft. nach dem Jahr 2000. Die Temperatur­en Zu den Hintergrün­den des Vorfalls hierzuland­e sind deutlich gebe es zunächst keine Erkenntnis­se, stärker gestiegen als im weltweiten hieß es in der Mitteilung weiter. Schnitt (etwa 1,2 Grad). (dpa) (dpa)

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Foto: Silas Stein, dpa Die Bäume in Deutschlan­d leiden unter den Folgen der Klimakrise. Dürre und hohe Temperatur­en, aber auch der Befall mit Parasiten setzen den Wäldern zu.
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