Wohnungsnot trifft Studierende
Die Mieten in Augsburg steigen. Davon sind gerade Studierende betroffen, viele junge Menschen sind auf günstigen Wohnraum angewiesen. Eine Betroffene berichtet.
Wie schwierig die Wohnungssuche für Studierende in Augsburg sein kann, hat Sabrina Arnsburg erlebt. Die 25-jährige Lehramtsstudentin hat nach eigener Aussage 68 Wohnungsbesichtigungen innerhalb von 13 Monaten hinter sich. Einige der Wohnungen, die sie dabei betreten habe, seien in erbärmlichem Zustand gewesen: „In manchen Wohnungen hat es geschimmelt, in anderen gab es nur teilweise warmes Wasser oder keine Heizung“, sagt sie. Sie hat auch eine weitere bizarre Erfahrung gemacht: „Eine andere Wohnung, die ich besichtigt habe, war direkt neben einem Puff“, erzählt sie. Aussicht auf einen Platz in einer vom Studierendenwerk angebotenen Wohnung: Fehlanzeige.
Arnsburg befindet sich in einer besonders schwierigen Situation. Als Waise fehlt ihr ein Bürge, zudem hat sie mit der Familienkatze ein Haustier bei sich – was viele Vermieter abschreckt. Doch die 25-Jährige ist bei Weitem nicht die Einzige, die zum gerade begonnenen Sommersemester Probleme bei der Wohnungssuche hat. Michael Noghero, Pressesprecher des Studierendenwerks Augsburg, berichtet, dass Studentinnen und Studenten teilweise monatelang eine Wohnung suchten, besonders wenn sie sich erst spät einschreiben könnten. „Wenn keine Wohnung oder ein WG-Zimmer gefunden wird, pendeln viele Studierende vorübergehend – mit dem Bayerischen Ermäßigungsticket ist das eine günstige Option. Andere wohnen vorübergehend im Hostel, in einer Ferienwohnung oder bei Freunden und Bekannten.“
Wie in anderen Städten steigen auch in Augsburg die Mieten. Günstiger Wohnraum für Studierende ist rar. So warnt das Deutsche Studierendenwerk: „Die Wahl des Studienstandorts droht wegen der Mieten vom Geldbeutel abhängig zu werden.“Dadurch verstärke sich Bildungsungleichheit. Wenn man bei den gängigen Onlineportalen in Augsburg eine Einzimmerwohnung sucht, dann wird schnell klar, dass man unter 600 Euro kaum etwas findet. Nach einer Erhebung des Moses-Mendelssohn-Instituts (MMI), das gemeinsam mit dem Portal WG-Gesucht Mietkosten für Studierende untersucht, liegt der Angebotspreis für ein WG-Zimmer in Augsburg derzeit zwischen 424 und 518 Euro.
Günstiger als auf dem freien Wohnungsmarkt sind die Angebote des Studierendenwerks. Es betreibt aktuell vier Häuser mit insgesamt 1.471 Wohnheimplätzen, darunter hauptsächlich Einzelapartments, aber auch einige Doppelapartments und Wohngemeinschaften. Dabei sind die 261 Zimmer aus dem Wohnheim in Lechhausen nicht mit einbezogen. Seit April 2023 wird hier saniert, weshalb das Wohnheim zurzeit nicht bewohnbar ist. Nach aktuellem Stand könnten in das Wohnheim zum Wintersemester 2026 wieder Studierende einziehen, berichtet Dominik Hoppe von der zuständigen Wohnbaugruppe. Damit verschiebt sich die Fertigstellung um ein Jahr nach hinten. Diese Verzögerung ergibt sich aber nicht aus den tatsächlichen Bauarbeiten, sondern aus „einer Änderung des bayerischen Förderszenarios und umfangreichen Abstimmungen mit dem Studierendenwerk“, sagt Hoppe.
Durch den Wegfall der Wohnheimplätze sind nach Auskunft von Studierendenwerk-Sprecher Noghero aber keine negativen Konsequenzen für die Studierenden bemerkbar, da dies lange Zeit einkalkuliert gewesen sei: „Der Stand der Wartelisten hat sich daher kaum geändert“, berichtet er. So wurden in der BürgermeisterUlrich-Straße weitere Wohnungen errichtet und auch die KolpingStiftung bietet einen Neubau an, sodass der Anteil geförderter Wohnanlagen nicht gesunken ist. Das Wohnheim in Lechhausen aus dem Baujahr 1972 ist auch das älteste Haus.
2010 wurde die neuste Wohnanlage in der Bürgermeister-UlrichStraße fertiggestellt. In zwei Wohnheimen, im Prinz-Karl-Viertel und der Bürgermeister-UlrichStraße,
stehen auch Eltern-KindWohnungen zur Verfügung. Die Wartedauer für einen Wohnheimplatz beträgt, je nach Wohnanlage, ein bis zwei Semester. Aktuell gebe es noch 500 offene Bewerbungen, teilt Noghero mit. Zu Beginn des Wintersemesters seien es immer doppelt so viele.
Für ein Einzelapartment des Studierendenwohnheims werden aktuell monatlich zwischen 292 Euro und 396 Euro an Mietkosten fällig. „Die Mietpreise in den vom Freistaat Bayern geförderten Wohnanlagen werden alle drei Jahre über einen vorgegebenen Index neu berechnet. Die letzte Anpassung in den Wohnanlagen des Studierendenwerks Augsburg erfolgte zum 1. Januar 2023“, erzählt Noghero. Vor drei Jahren waren es noch zwischen 219 Euro und 327 Euro, diese Preissteigerung ergebe sich aber aus den höheren Energiepreisen. Um sich für einen der Wohnheimplätze bewerben zu können, ist das Einkommen ausschlaggebend: Wer den BAföG-Höchstsatz von derzeit 934 Euro nicht übersteigt, kann sich bewerben.
Neben dem Studierendenwerk gibt es weitere Wohnheime von öffentlich geförderten Trägern. Die Kolping-Stiftung bietet beispielsweise weitere Wohnheime für BAföG-Beziehende und ausländische Studenten an. In Wohnheimen privater Träger müssen Studierende tiefer in die Tasche greifen: „Vergleichbare Appartements in nicht geförderten Wohnanlagen kosten mehr als doppelt so viel wie in den geförderten Wohnanlagen des Studierendenwerks“, sagt Noghero.
Die Lehramtsstudentin Sabrina Arnsburg hatte kein Glück bei der Wohnungssuche. Sie lebt mittlerweile in Meitingen (Landkreis Augsburg) und hat jedes Mal, wenn sie zur Uni muss, eine halbstündige Autofahrt vor sich. „Zum Glück bin ich jetzt fast fertig mit meinem Studium, sodass ich nicht mehr so oft zur Uni muss“, sagt sie.