Wie sieht der künftige FCA-Kader aus?
Nach der Saison ist vor der Saison: Die Sportliche Leitung des FC Augsburg werkelt am Kader für die kommende Spielzeit in der Fußball-Bundesliga. Eine Analyse, in welchen Mannschaftsteilen der FCA Verstärkungen benötigt.
Zumindest blieb dem FC Augsburg am letzten Spieltag noch ein Szenario erspart: Wären Werder Bremen in der Abschlusstabelle der Fußball-Bundesliga noch Achter und der FCA Zwölfter geworden, hätte sich dies negativ auf die Verteilung der TV-Gelder ausgewirkt. In Summe hätte Augsburg 3,5 Millionen Euro weniger aus der nationalen Vermarktung kassiert. Jetzt kann der FCA hingegen dieses Geld für Umbauten im Kader einplanen. Zwischen dem 1. Juli und dem 2. September sind Transfers in der Bundesliga möglich. Eine Analyse, in welchen Mannschaftsteilen sich der FCA verstärken muss.
• Torhüter Mit Finn Dahmen hat der FCA vor einem Jahr eine Nummer eins verpflichtet. Wirklich überzeugen konnte der 26-Jährige in seiner ersten Saison als Bundesliga-Stammkraft nicht. Zwar blieben Fehler meist ohne schwerwiegende Folgen, Dahmen ist zugleich aber kein Torhüter, der Punkte rettet oder gewinnt. Im Schnitt kassierte er 1,7 Tore pro Spiel, lediglich drei von 31 Partien blieb er ohne Gegentreffer. Zudem bietet sich nach dem Vertragsende von Ersatzmann Tomas Koubek die Gelegenheit für eine Veränderung. Fazit: Hoher Handlungsbedarf. Dahmen konnte die Erwartungen nur bedingt erfüllen. Durch Koubeks Ende in Augsburg verfügt der FCA zudem über finanziellen Spielraum, eine potenzielle Stammkraft zu holen. Bislang hatte Dahmen keinen Konkurrenten.
• Innenverteidiger Mit Felix Uduokhai und Jeffrey Gouweleeuw setzte Trainer Jess Thorup auf ein erfahrenes Duo im Abwehrzentrum. Beide galten beim FCA als Auslaufmodelle, wurden dann aber als tragende Säulen benötigt. Als Ersatz fungierten Maximilian Bauer und Patric Pfeiffer. Noch ungewiss ist die Zukunft von Reece Oxford.
Der Engländer erholt sich weiterhin in seiner Heimat von den Folgen einer schweren Coronaerkrankung.
Fazit: Kein Handlungsbedarf. Könnte sich allerdings ändern, sollte etwa Uduokhai (Vertrag bis Sommer 2025) den FCA verlassen. Zudem ist Pfeiffer mit seiner Rolle unzufrieden.
• Außenverteidiger Mit der Leihe von Kevin Mbabu (FC Fulham) schloss der FCA vorübergehend seine Lücke auf der rechten Seite. Gespräche laufen, wie die Zusammenarbeit ausgedehnt werden könnte. Allerdings dürfte sich die
Personalie hinziehen, weil Mbabu zum vorläufigen EM-Kader der Schweiz gehört und sich wohl vieles anhören und offen halten wird. Raphael Frambergers Vertrag wird nicht verlängert, Robert Gumnys Rückkehr ist nach seinem Kreuzbandriss zeitlich schwer definierbar. Auf der linken Seite reißt Iagos Abschied ein Loch, Mads Pedersen diente bislang als Stellvertreter.
Fazit: Hoher Handlungsbedarf. Der FCA benötigt sowohl auf seiner rechten als auch seiner linken Abwehrseite dringend Verstärkung in Gestalt von potenziellen Stammspielern.
• Defensives Mittelfeld Mit Kristijan Jakic hat der FCA im Winter einen zweikampfstarken und umsichtigen Abräumer von Eintracht Frankfurt geliehen. Bis Ende Mai besteht die Möglichkeit, den Kroaten gegen eine Ablösesumme von 5 Millionen Euro fest zu verpflichten. Jakic hat den verletzungsanfälligen Niklas Dorsch und Tim Breithaupt mit seiner Ankunft verdrängt und im Rauten-System eine zentrale Rolle als Bindeglied zwischen Defensive und Offensive eingenommen.
Fazit: Kein Handlungsbedarf. Der Wunsch nach mehr Einsatzzeiten ist bei Breithaupt jedoch ausgeprägt und könnte zu Veränderungen führen.
• Offensives Mittelfeld Jahrelang setzten Trainer in Augsburg auf ein System mit defensiv geprägter Mitte und offensiv ausgerichteten Flügeln. Thorup nahm im Winter Anpassungen vor, etablierte eine Raute, schuf Halb-Positionen. Erst agierten Fredrik Jensen und Elvis Rexhbecaj als „Achter“, nach deren Verletzungen Arne Maier und Arne Engels. Als „Zehner“hinter den beiden Stürmern genoss Ruben Vargas Freiheiten. Der Profi (Vertrag bis 2025) möchte den FCA verlassen, sein jetziger Arbeitgeber war schon im Winter bereit, ihn abzugeben. Bei Leihspieler Pep Biel (Olympiakos Piräus) wird der FCA nicht die Kaufoption ziehen (4 Millionen Euro Ablöse), Eigengewächs Mert Kömür muss Erfahrung und Spielpraxis sammeln.
Fazit: Handlungsbedarf. Der wechselwillige Vargas wird die EM nutzen, um das Interesse anderer Klubs auf sich zu ziehen. Der Spanier Pep Biel wird nicht bleiben. Gesucht wird ein offensiver Mittelfeldspieler, der verlässlich an Toren beteiligt ist.
• Angriff Nach dem Abgang von Mergim Berisha (TSG Hoffenheim) blühte Ermedin Demirovic auf. Zum Kapitän befördert erlebte der Nationalspieler von Bosnien-Herzegowina seine bislang ertragreichste Spielzeit: 15 Treffer erzielte er selbst, neunmal lieferte er die Vorlage. Neben Demirovic etablierte sich Phillip Tietz als zweitbester Torschütze (8). Dijon Beljo und Sven Michel (je 2) kamen nicht über die Rolle eines Ersatzspielers hinaus.
Fazit: Handlungsbedarf. Ergibt sich aus einem wahrscheinlichen Wechsel von Demirovic und dem äußerst unzufriedenen Beljo. Für Demirovic adäquaten Ersatz zu finden, ist eine der Herausforderungen der FCA-Verantwortlichen.