Koenigsbrunner Zeitung

Wie sieht der künftige FCA-Kader aus?

Nach der Saison ist vor der Saison: Die Sportliche Leitung des FC Augsburg werkelt am Kader für die kommende Spielzeit in der Fußball-Bundesliga. Eine Analyse, in welchen Mannschaft­steilen der FCA Verstärkun­gen benötigt.

- Von Johannes Graf

Zumindest blieb dem FC Augsburg am letzten Spieltag noch ein Szenario erspart: Wären Werder Bremen in der Abschlusst­abelle der Fußball-Bundesliga noch Achter und der FCA Zwölfter geworden, hätte sich dies negativ auf die Verteilung der TV-Gelder ausgewirkt. In Summe hätte Augsburg 3,5 Millionen Euro weniger aus der nationalen Vermarktun­g kassiert. Jetzt kann der FCA hingegen dieses Geld für Umbauten im Kader einplanen. Zwischen dem 1. Juli und dem 2. September sind Transfers in der Bundesliga möglich. Eine Analyse, in welchen Mannschaft­steilen sich der FCA verstärken muss.

• Torhüter Mit Finn Dahmen hat der FCA vor einem Jahr eine Nummer eins verpflicht­et. Wirklich überzeugen konnte der 26-Jährige in seiner ersten Saison als Bundesliga-Stammkraft nicht. Zwar blieben Fehler meist ohne schwerwieg­ende Folgen, Dahmen ist zugleich aber kein Torhüter, der Punkte rettet oder gewinnt. Im Schnitt kassierte er 1,7 Tore pro Spiel, lediglich drei von 31 Partien blieb er ohne Gegentreff­er. Zudem bietet sich nach dem Vertragsen­de von Ersatzmann Tomas Koubek die Gelegenhei­t für eine Veränderun­g. Fazit: Hoher Handlungsb­edarf. Dahmen konnte die Erwartunge­n nur bedingt erfüllen. Durch Koubeks Ende in Augsburg verfügt der FCA zudem über finanziell­en Spielraum, eine potenziell­e Stammkraft zu holen. Bislang hatte Dahmen keinen Konkurrent­en.

• Innenverte­idiger Mit Felix Uduokhai und Jeffrey Gouweleeuw setzte Trainer Jess Thorup auf ein erfahrenes Duo im Abwehrzent­rum. Beide galten beim FCA als Auslaufmod­elle, wurden dann aber als tragende Säulen benötigt. Als Ersatz fungierten Maximilian Bauer und Patric Pfeiffer. Noch ungewiss ist die Zukunft von Reece Oxford.

Der Engländer erholt sich weiterhin in seiner Heimat von den Folgen einer schweren Coronaerkr­ankung.

Fazit: Kein Handlungsb­edarf. Könnte sich allerdings ändern, sollte etwa Uduokhai (Vertrag bis Sommer 2025) den FCA verlassen. Zudem ist Pfeiffer mit seiner Rolle unzufriede­n.

• Außenverte­idiger Mit der Leihe von Kevin Mbabu (FC Fulham) schloss der FCA vorübergeh­end seine Lücke auf der rechten Seite. Gespräche laufen, wie die Zusammenar­beit ausgedehnt werden könnte. Allerdings dürfte sich die

Personalie hinziehen, weil Mbabu zum vorläufige­n EM-Kader der Schweiz gehört und sich wohl vieles anhören und offen halten wird. Raphael Framberger­s Vertrag wird nicht verlängert, Robert Gumnys Rückkehr ist nach seinem Kreuzbandr­iss zeitlich schwer definierba­r. Auf der linken Seite reißt Iagos Abschied ein Loch, Mads Pedersen diente bislang als Stellvertr­eter.

Fazit: Hoher Handlungsb­edarf. Der FCA benötigt sowohl auf seiner rechten als auch seiner linken Abwehrseit­e dringend Verstärkun­g in Gestalt von potenziell­en Stammspiel­ern.

• Defensives Mittelfeld Mit Kristijan Jakic hat der FCA im Winter einen zweikampfs­tarken und umsichtige­n Abräumer von Eintracht Frankfurt geliehen. Bis Ende Mai besteht die Möglichkei­t, den Kroaten gegen eine Ablösesumm­e von 5 Millionen Euro fest zu verpflicht­en. Jakic hat den verletzung­sanfällige­n Niklas Dorsch und Tim Breithaupt mit seiner Ankunft verdrängt und im Rauten-System eine zentrale Rolle als Bindeglied zwischen Defensive und Offensive eingenomme­n.

Fazit: Kein Handlungsb­edarf. Der Wunsch nach mehr Einsatzzei­ten ist bei Breithaupt jedoch ausgeprägt und könnte zu Veränderun­gen führen.

• Offensives Mittelfeld Jahrelang setzten Trainer in Augsburg auf ein System mit defensiv geprägter Mitte und offensiv ausgericht­eten Flügeln. Thorup nahm im Winter Anpassunge­n vor, etablierte eine Raute, schuf Halb-Positionen. Erst agierten Fredrik Jensen und Elvis Rexhbecaj als „Achter“, nach deren Verletzung­en Arne Maier und Arne Engels. Als „Zehner“hinter den beiden Stürmern genoss Ruben Vargas Freiheiten. Der Profi (Vertrag bis 2025) möchte den FCA verlassen, sein jetziger Arbeitgebe­r war schon im Winter bereit, ihn abzugeben. Bei Leihspiele­r Pep Biel (Olympiakos Piräus) wird der FCA nicht die Kaufoption ziehen (4 Millionen Euro Ablöse), Eigengewäc­hs Mert Kömür muss Erfahrung und Spielpraxi­s sammeln.

Fazit: Handlungsb­edarf. Der wechselwil­lige Vargas wird die EM nutzen, um das Interesse anderer Klubs auf sich zu ziehen. Der Spanier Pep Biel wird nicht bleiben. Gesucht wird ein offensiver Mittelfeld­spieler, der verlässlic­h an Toren beteiligt ist.

• Angriff Nach dem Abgang von Mergim Berisha (TSG Hoffenheim) blühte Ermedin Demirovic auf. Zum Kapitän befördert erlebte der Nationalsp­ieler von Bosnien-Herzegowin­a seine bislang ertragreic­hste Spielzeit: 15 Treffer erzielte er selbst, neunmal lieferte er die Vorlage. Neben Demirovic etablierte sich Phillip Tietz als zweitbeste­r Torschütze (8). Dijon Beljo und Sven Michel (je 2) kamen nicht über die Rolle eines Ersatzspie­lers hinaus.

Fazit: Handlungsb­edarf. Ergibt sich aus einem wahrschein­lichen Wechsel von Demirovic und dem äußerst unzufriede­nen Beljo. Für Demirovic adäquaten Ersatz zu finden, ist eine der Herausford­erungen der FCA-Verantwort­lichen.

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Foto: Tim Groothuis, witters Wer geht, wer bleibt: (von links) Ermedin Demirovic, Niklas Dorsch, Mert Kömür, Jeffrey Gouweleeuw, Phillip Tietz und Iago beim letzten Saisonspie­l in Leverkusen.

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