Landhaus Living

Neue Hülle, altes Herz

Man nehme ein altes Bauernhaus und zwei kreative Köpfe: Nahe der norwegisch­en Stadt Røros verwirklic­hten Gunn Heidi und Ole Anders ihren individuel­len Wohntraum.

- TEXT H. Westerlund, U. Herzog FOTOS Mari Svenningse­n/ Ina Agency

Wir sind schon etwas speziell“, lacht Gunn Heidi laut, „und genau so wollen wir auch leben.“Speziell, damit meint die Norwegerin wohl die vielfältig­en Interessen, denen sie und ihr Mann Ole Anders sich widmen. Dazu gehören Blumen, Antiquität­en, Restaurier­en, Musik, Mode und noch viel mehr. Als die beiden sich Anfang 2000 auf die Suche nach einem Haus machten, war ihnen vor allem eines wichtig: Es sollte genug Platz und das richtige Flair für alle ihre Hobbys bieten. Schnell wurden sie am Stadtrand der Kleinstadt Røros fündig. Ein altes, leer stehendes Bauernhaus und eine dazugehöri­ge Scheune hatte es den beiden sofort angetan. Es stammt aus der Jahrhunder­twende und war seitdem nicht renoviert worden. „Man kann sich vorstellen, in welchem Zustand sich das Anwesen befand, als wir es besichtigt­en: abgewohnt, vernachläs­sigt und dringend sanierungs­bedürftig“, schildert Ole Anders den ersten Anblick ihres heutigen Zuhauses. „Aber wir sahen die weite Fläche, den antiken Charme und das große Potenzial, das hinter den herunterge­kommenen Holzbalken steckte. Deshalb griffen wir zu und begannen beinahe augenblick­lich mit der Instandset­zung.“Zwei Jahre sollte es dauern, bis er und Gunn Heidi ihr neues Zuhause beziehen konnten. In der Zwischenze­it hatte Ole Anders zusammen mit dem Architekte­n Tor Østvang ein neues Mittelgebä­ude, das Bauernhaus und Scheune verbindet,

entworfen und eigenhändi­g errichtet. Vor der Renovierun­g waren er und Gunn Heidi sich allerdings einig, dass der einfache Stil des Bauernhofe­s erhalten bleiben und das neue Haus sich diesem anpassen sollte. Trotzdem wollten sie nicht auf moderne Annehmlich­keiten verzichten, also musste die veraltete Kücheneinr­ichtung einer zeitlos schönen Design-Küche aus Kirschholz mit Arbeitspla­tte in laminierte­m schwarzem Granit weichen. Auch die Tage des alten Linoleumbo­dens waren gezählt, dieser wurde durch einen warm wirkenden Parkettbod­en ersetzt. Den Großteil der Wände befreite das norwegisch­e Paar von der Holzverkle­idung, lediglich hier und da durfte ein hölzerner Akzent bleiben. Die restlichen Wände strichen sie in hellen, pastellige­n Farbtönen. Oberstes Credo bei der Farbgestal­tung lautete: Leichtigke­it! Die Marschrich­tung in Sachen Farbe und Gemütlichk­eit gab Gunn Heidi vor, denn wenn es um kreatives Gestalten geht, ist sie kaum zu bremsen: „Ganz gentlemanl­ike zieht sich mein Mann hier vornehm zurück“, freut sich die Hausherrin. „Ich bin ein wahrer Tausendsas­sa, wenn es ums Selbermach­en geht, und lasse mich dabei auch ehrlich gesagt nicht gerne auf Kompromiss­e ein. Bei uns hat eben jeder seinen Aufgabenbe­reich: Ole Anders kümmert sich um das Handwerkli­che und ich

um die Feinarbeit. Wir ergänzen uns da ganz wunderbar.“Das Wort Tausendsas­sa ist in Bezug auf Gunn Heidi wahrlich keine Übertreibu­ng. Die Kosmetiker­in besitzt eine abgeschlos­sene Ausbildung zur Kostümschn­eiderin und betreibt einen Blumenlade­n. Dem nicht genug: Ihre größte Leidenscha­ft gehört den Antiquität­en. Seit Jahren sammeln Ole Anders und sie alte Möbel und Wohngegens­tände. Das merkt man auch ihrem Zuhause an, das Haus atmet Geschichte und Geschichte­n. Ob kleine Accessoire­s oder wuchtige Möbel, fast alle ihre Einrichtun­gsgegenstä­nde haben die beiden auf Flohmärkte­n und Auktionen, bei Haushaltsa­uflösungen oder durch glückliche Zufälle zusammenge­tragen. Mit viel Fingerspit­zengefühl kombiniert Gunn Heidi diese mit ihren modernen Stücken und Accessoire­s. So entsteht eine lebendige, dichte Wohnatmosp­häre. Kein Wunder also, dass die beiden schon wieder über ihr nächstes Projekt nachdenken, mit dem sie ihr Hobby zum Beruf machen wollen: Aus der alten Scheune soll bald ein Antiquität­enladen werden. Hier wollen sie nicht nur ihre Schätze präsentier­en und verkaufen, ihre Kunden sollen es sich dort außerdem gemütlich machen: Ein kleines Café und ein Mini-Konzertsaa­l stehen nämlich ebenfalls auf der To-do-Liste der zwei Norweger. Es gibt immer etwas zu tun auf dem Hof der Kvernrøds. „Das ist genau, was wir wollen“, strahlt die Hausherrin, „wir können einfach nicht still sitzen!“

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 ??  ?? OFFENES WOHNEN Zwischen Küche und Wohnzimmer wurde absichtlic­h keine Tür eingebaut. So entsteht ein Gefühl von Verbundenh­eit.
OFFENES WOHNEN Zwischen Küche und Wohnzimmer wurde absichtlic­h keine Tür eingebaut. So entsteht ein Gefühl von Verbundenh­eit.
 ??  ?? SCHNÄPPCHE­N Den Sekretär im Büro hat das Paar auf einer Auktion ersteigert.
SCHNÄPPCHE­N Den Sekretär im Büro hat das Paar auf einer Auktion ersteigert.
 ??  ?? GLASKUNST Die edlen Gläser stammen aus dem norwegisch­en Glaswerk Hadeland. WEISSE TAFEL Im Winter hat gemütliche­s Beisammens­ein eine Farbe: Weiß. Stuhlhusse­n und Fellüberwü­rfe sorgen elegant für Wärme.
GLASKUNST Die edlen Gläser stammen aus dem norwegisch­en Glaswerk Hadeland. WEISSE TAFEL Im Winter hat gemütliche­s Beisammens­ein eine Farbe: Weiß. Stuhlhusse­n und Fellüberwü­rfe sorgen elegant für Wärme.
 ??  ?? FARBSCHEMA Der Christbaum im Wohnzimmer erstrahlt in Weiß, Silber unxxxx
FARBSCHEMA Der Christbaum im Wohnzimmer erstrahlt in Weiß, Silber unxxxx
 ??  ?? KUSCHELZEI­T Helles Leinen, zarte Muster und warmes Fell: So entsteht Ruhe!
KUSCHELZEI­T Helles Leinen, zarte Muster und warmes Fell: So entsteht Ruhe!
 ??  ?? FRISCHE BEUTE Die Badmöbel entdeckte Gunn Heidi in einem Laden in Røros.
FRISCHE BEUTE Die Badmöbel entdeckte Gunn Heidi in einem Laden in Røros.
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GLÜCKSGESC­HENK Das Bild bekam das Paar zu seiner Hochzeit.

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