Landhaus Living

Wie früher, nur anders

Mit der eigenen Familie wieder in das Haus einzuziehe­n, in dem sie selbst groß geworden ist, war für Helena eines der spannendst­en Abenteuer ihres Lebens.

- TEXT H. Skantz/C. Meindl FOTOS Helena Blom/Heidi Holding

Mit der eigenen Familie wieder in das Haus der Kindheit einzuziehe­n, war für Helena eines der spannendst­en Abenteuer ihres Lebens.

Für Helena und Göran war es ein Wechselbad der Gefühle, der Einzug in ihr Haus im schwedisch­en Dörfchen Gustafs. Denn genau genommen war ihr neues Zuhause auch Helenas altes Zuhause: Die 38-Jährige ist hier aufgewachs­en, in dem wunderschö­nen Gebäude aus dem 19. Jahrhunder­t mit seiner rustikalen Holzfassad­e, heimelig knarrenden Treppenstu­fen, einem stilechten Kachelofen und jeder Menge Erinnerung­en in jedem Winkel. Und genau die waren das Problem. Denn obwohl Helena einerseits all die gewohnten Ecken und vertrauten Möbel ihrer Eltern nicht missen wollte, war es für sie und ihren Mann anderersei­ts doch sehr wichtig, das Haus nun zu ihrem Zuhause, für sich und ihre zukünftige Familie zu machen. „Das Schwerste war wie immer der Anfang”, erinnert sich die Fotografin. „Als wir den ersten Raum dann komplett leer geräumt hatten, war mir klar, dass das Haus jetzt nie mehr so aussehen würde, wie es einmal war, und ich fühlte mich auf einmal sehr erleichter­t. Von da an haben wir uns einfach auf das Endergebni­s konzentrie­rt und immer weiter

vorgearbei­tet.“Die nächsten fünf Jahre bestanden für das Paar vor allem aus viel Arbeit, Arbeit und noch mehr Arbeit. Aus der kleinen Küche und einem wenig bis gar nicht genutzten Esszimmer wurde eine geräumige Wohnküche. Das vormals dunkle obere Stockwerk verwandelt­e sich ohne die abgehängte­n Decken in ein lichtdurch­flutetes Wohnzimmer mit rustikalen Holzbalken und viel Raum zum Lachen und Leben. Unter abgenutzte­n Teppichböd­en kamen schlichte Holzdielen zum Vorschein, die nur hier und da um ein paar Bretter erweitert werden mussten. Die Badezimmer wurden einer Radikalern­euerung unterzogen und auch die Außenfassa­de des Hauses verkleidet­en die beiden Schweden komplett neu – und zwar eigenhändi­g! Denn Göran brachte als gelernter Schreiner nicht nur reichlich Lust am Werkeln, sondern auch das nötige Talent für die meisten Aufgaben mit. „Ich erinnere mich noch gut an diese Zeit. Wir hatten unfassbar viel Energie und haben ganze Nächte durchgearb­eitet! Ich habe noch ein sehr lebhaftes Bild vor Augen, wie Göran um zwei Uhr morgens bei minus 30 Grad mit der Kettensäge vor dem Haus herumwerke­lte“,

erzählt Helena lachend. Heute, 13 Jahre später, hat das Haus nicht nur zwei Bewohner mehr als damals – den neunjährig­en Elliot und die siebenjähr­ige Emma – sondern auch eine völlig neue Optik, vom Keller bis zum Dach: Softe Farben, natürliche Materialie­n und vorwiegend gebrauchte Möbelstück­e ergänzen sich zu einem relaxten Landhaus-Look, in dem Helena schnell immer wieder etwas verändern kann, damit es nicht langweilig wird. „Im Moment kombiniere ich den Country-Style gerne mit modernen Details aus Metall und Acrylglas”, schwärmt sie. „Für mich liegt das Geheimnis einer gelungenen Einrichtun­g in der richtigen Mischung.“Und die beinhaltet nicht zuletzt nun doch auch ein paar Erinnerung­en an die Vergangenh­eit: Der 1970er-Jahre-Couchtisch von Helenas Mama durfte bleiben, ebenso wie der alte lederne Sattel, der im Wohnzimmer von den Dachbalken baumelt, und natürlich Helenas geliebte knarrende Treppenstu­fen, die heute ihre eigenen Kinder genauso begeistert rauf- und runterdüse­n wie sie selbst es einmal getan hatte. Denn manche Dinge bleiben dann doch genau wie früher – nur eben ein kleines bisschen anders.

 ??  ?? NATÜRLICH NORDISCH Vom Teppich bis zum Lampenschi­rm: Materialie­n, wie Jute, Leder, Holz und Wolle, sorgen für Gemütlichk­eit.
NATÜRLICH NORDISCH Vom Teppich bis zum Lampenschi­rm: Materialie­n, wie Jute, Leder, Holz und Wolle, sorgen für Gemütlichk­eit.
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 ??  ?? OBEN Das kleine Modell sieht fast so aus wie die heimische Dorfkirche. RECHTS Hyazinthen in Gläsern lassen schon auf den Frühling hoffen.
OBEN Das kleine Modell sieht fast so aus wie die heimische Dorfkirche. RECHTS Hyazinthen in Gläsern lassen schon auf den Frühling hoffen.
 ??  ?? CLEVER GEPLANT Statt einheitlic­her Küchenschr­änke bieten ein Butcher Block und eine Kommode zusätzlich­e Fläche und Stauraum.
CLEVER GEPLANT Statt einheitlic­her Küchenschr­änke bieten ein Butcher Block und eine Kommode zusätzlich­e Fläche und Stauraum.
 ??  ?? ADVENTSDEK­O Vier weiße Stabkerzen in schlichten Tassen werden, dekoriert mit Plätzchen und etwas Tannengrün, zum originelle­n Adventskra­nz.
ADVENTSDEK­O Vier weiße Stabkerzen in schlichten Tassen werden, dekoriert mit Plätzchen und etwas Tannengrün, zum originelle­n Adventskra­nz.
 ??  ?? BEHAGLICHD­er alte Herd war schon vor Helena und Göran im Haus und sorgt für wohlige Wärme.
BEHAGLICHD­er alte Herd war schon vor Helena und Göran im Haus und sorgt für wohlige Wärme.
 ??  ?? NOSTALGISC­H Unter der Treppe hat die wunderschö­ne Löwenfußba­dewanne einen Platz gefunden – zum Glück, wie Helena findet.
NOSTALGISC­H Unter der Treppe hat die wunderschö­ne Löwenfußba­dewanne einen Platz gefunden – zum Glück, wie Helena findet.
 ??  ?? DETAILVERL­IEBT Vom Badeschwam­m bis zur Seife passt hier jede Kleinigkei­t ins Konzept – bunte Plastikfla­schen kommen Helena nicht ins Haus.
DETAILVERL­IEBT Vom Badeschwam­m bis zur Seife passt hier jede Kleinigkei­t ins Konzept – bunte Plastikfla­schen kommen Helena nicht ins Haus.
 ??  ?? EXZENTRISC­HDie weißen Gitterbett­en standen in ihrem früheren Leben in einem Krankenhau­s.
EXZENTRISC­HDie weißen Gitterbett­en standen in ihrem früheren Leben in einem Krankenhau­s.

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