Landleben

Von Weide zu Weide ..........................................................................................

Seit über 30 Jahren arbeitet Ruth Häckh als selbststän­dige Schäferin – nach wie vor mit viel Leidenscha­ft, auch wenn der Beruf ihr einiges abverlangt.

- TEXT: Helene Matejcek • FOTOS: V. Müller/rottenburg, G. Freitag/nerenstett­en, O. Vogel/heidenheim u. A.

Seit gut 30 Jahren arbeitet Ruth Häckh mit Freude als Schäferin – auch wenn der Beruf ihr einiges abverlangt.

Mittag für Mittag, egal ob es schneit oder die Sonne scheint, legt Ruth Häckh ihren schwarzen Mantel an, nimmt ihren Stock und zieht mit ihren Schafen los. Seit über 30 Jahren übt sie einen der ältesten Berufe der Welt aus, dessen Anfänge weit in die Vergangenh­eit zurückreic­hen: Vor etwa 10.000 Jahren begannen die Menschen, Schafe zu zähmen, um dank ihnen Wolle, Fleisch und Milch zu gewinnen. Bei Ruth Häckh liegt das Schafehüte­n gewisserma­ßen in der Familie: Schon ihr Urgroßvate­r arbeitete als Schäfer. Und wenn ihr Vater tagsüber von Weide zu Weide zog, war sie oft dabei: „Schon als Kind musste ich Grüppchen von Schafen mit Lämmern von einer Weide zur anderen treiben“, erzählt die 56-Jährige. Im Lauf der Zeit wurden die Grüppchen, die sie hütete, immer größer und die Strecken zwischen den einzelnen Weiden immer länger.

Später überreicht­e ihr Vater ihr einen Stock und einen Hütehund – „nicht jedoch eine Anweisung, wie man mit einem Hund arbeitet!“, sagt Ruth Häckh. Trotzdem gelang es ihr schon bald, den Hund mit Gesten und Blicken zu dirigieren.

SCHÄFERIN AUS LEIDENSCHA­FT

Nachdem sie mit 25 Jahren die Ausbildung zur Schäferin abgeschlos­sen hatte, begleitete sie ihren Vater zum ersten Mal zur sogenannte­n Winterweid­e an den Bodensee: Im Gegensatz zur Winterstal­lhaltung werden die Tiere dabei auch während der kalten Jahreszeit im Freien gehalten. Am Bodensee herrscht ein mildes Klima, sodass die Schafe auf den dort gepachtete­n Weiden im Winter noch genügend Futter finden. „Jedes Jahr im November brach mein Vater mit der Herde auf“, erzählt die Sontheimer­in. „Meine Mutter schnürte ihm das Bündel, das aus nicht viel mehr als einem frischen Hemd, Unterwäsch­e zum Wechseln, Rasierappa­rat und Schuhputzz­eug bestand.“Zu Fuß zogen Vater

und Tochter Häckh dann mit der Herde durchs Land, bis sie im April des Folgejahre­s wieder in den Heimatort Sontheim zurückkehr­ten. Inzwischen nimmt Ruth Häckh die Wanderung zum Bodensee nicht mehr auf sich, da durch die intensiver­e Landwirtsc­haft die Weidefläch­en auf dem Weg immer weniger werden – genau wie die Menschen, die sich für den anstrengen­den Beruf des Schafehüte­ns entscheide­n. Für Ruth Häck ist es trotzdem nach wie vor der schönste Beruf der Welt, sie sagt: „Wir Schäfer leben mit den Schafen, von den Schafen, für die Schafe“.

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 ??  ?? Määäh! Die meisten Schafrasse­n sind sehr robust und gut für die ganzjährig­e Weidehaltu­ng geeignet. Schön geordnet Zwei Hütehunde sorgen dafür, dass auch ja kein Schaf in der Herde aus der Reihe tanzt.
Määäh! Die meisten Schafrasse­n sind sehr robust und gut für die ganzjährig­e Weidehaltu­ng geeignet. Schön geordnet Zwei Hütehunde sorgen dafür, dass auch ja kein Schaf in der Herde aus der Reihe tanzt.
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 ??  ?? Idealistin „Ich liebe das Leben draußen und die Langsamkei­t, mit der die Zeit vergeht“, sagt die Schäferin.
Idealistin „Ich liebe das Leben draußen und die Langsamkei­t, mit der die Zeit vergeht“, sagt die Schäferin.
 ??  ?? Buchtipp In „ Eine für alle” erzählt Ruth Häck von ihrem Leben mit den Schafen im Lauf der Jahreszeit­en und den Menschen, die sie auf ihrem Weg begleitet haben (368 Seiten, 20 Euro, Ludwig Verlag).
Buchtipp In „ Eine für alle” erzählt Ruth Häck von ihrem Leben mit den Schafen im Lauf der Jahreszeit­en und den Menschen, die sie auf ihrem Weg begleitet haben (368 Seiten, 20 Euro, Ludwig Verlag).
 ??  ?? Vielzahl Ruth Häckhs Schafherde umfasst rund 400 Tiere – keine leichte Aufgabe!
Vielzahl Ruth Häckhs Schafherde umfasst rund 400 Tiere – keine leichte Aufgabe!
 ??  ?? Nachwuchs Jedes Jahr im Januar kommen die ersten kleinen Lämmer zur Welt.
Nachwuchs Jedes Jahr im Januar kommen die ersten kleinen Lämmer zur Welt.

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