Betten mit Geschichte ..................................................................................
„Es gefällt mir, die alten Sachen herzurichten“
Vergangenheit und Gegenwart verbindet Ottmar Dietrich auf die denkbar schönste Weise: Aus antiken Teilen baut er Metallbetten mit Nostalgie-charme.
Vergangenheit und Gegenwart verbindet Ottmar Dietrich auf die denkbar schönste Weise: Aus historischen Teilen baut er Metallbetten mit Nostalgie-charme.
T rübes Licht fällt durch die Dachfenster über einer kleinen Werkstatt im hessischen Ort Hüttenberg. Dicht an dicht, überzogen von Rost, dicken Farbschichten und Staub stehen dort hunderte Bettkopf- und -fußteile aus Eisen. Sie warten auf den Moment, in dem die Holztür zum Dachgeschoss knarrend aufschwingt, ihr Besitzer Ottmar Dietrich die Steinstufen hochsteigt, zwischen den Reihen entlangstreift und schließlich einige Teile auswählt, um ihnen ein neues Leben zu schenken.
FRANZÖSISCHE FUNDSTÜCKE
Nach dem Studium entschied sich Ottmar Dietrich, eine Weile nach Frankreich zu gehen, um zu arbeiten und die Sprache zu lernen. Auf einem Hof entdeckte er zufällig ein antikes Bettkopfteil und das passende Fußteil, aus denen er sich ein Bett baute. Heute kennt der Handwerker Antikhändler in ganz Frankreich, die die Bettteile für ihn sammeln, bis er sie bei einer seiner Touren abholt und sie auf dem Dachboden seiner Werkstatt lagert. Die meisten Modelle sind nur 80 bis 120 Zentimeter breit. Für ein neues Doppelbett trägt der 54-Jährige deshalb meist zwei Kopfund zwei passende Fußteile in seine Werkstatt. Metallgeruch liegt hier in der Luft und überall türmen sich Dinge, die er bei seinen Frankreichfahrten und auf Schrottplätzen in der Nähe gefunden hat: eine Bahnhofsuhr, deren Zeiger auf elf nach drei stehen geblieben sind, ein
Gusseisen-herd, Schuhe aus brüchigem Leder, ein riesiger Blasebalg und ein Amboss mit eingravierter 1723 – „die Leute werfen grundsätzlich alles weg, was nach Arbeit aussieht“, sagt er und schmunzelt.
MIT LEIDENSCHAFT UND GESCHICK
Zunächst befreit Ottmar Dietrich die Bettteile von Rost und Farbe. Dann schneidet er sie zu, verschweißt sie je nach Wunschbreite und fertigt einen stabilen Rahmen, auf dem später der Lattenrost aufliegt und dank dem nichts wackelt oder quietscht. Zum Schluss werden die Eisenteile versiegelt oder farbig lackiert und an den vier Ecken mit Messingkugeln versehen. Genug vom Restaurieren hat Ottmar Dietrich selbst nach über 25 Jahren nicht, im Gegenteil: Neben historischen Betten richtet er jetzt auch metallene Lampen im Industriestil her – wie bei allem, was er tut, mit viel Liebe zum Detail und zu den alten Dingen.