Landleben

Lederhosen aus Meisterhan­d

Hirschlede­rne nach Maß sind die Spezialitä­t der Aigners in Berchtesga­den. Handarbeit aus ihrer Werkstatt, verspricht der Chef, reift mit der Zeit, wie guter Wein.

- TEXT: Doro Bitz-Volkmer • FOTOS: Marika Hildebrand­t, Bayern.by/Peter von Felbert

Hirschlede­rne nach Maß sind die Spezialitä­t der Aigners in Berchtesga­den. Altes Handwerk in Perfektion.

Schon als Buben stand für Engelbert junior und seinen jüngeren Bruder Michael fest: Wir wollen auch mal Lederhosen machen, wie der Vater. „Wenn man so stark mit dem Brauchtum verwurzelt ist, wie unsere Familie, dann überlegt man nicht lange, sondern freut sich, die Tradition fortzuführ­en,“erklärt Engelbert junior. Eine gute Entscheidu­ng, wie unter anderem die prämierten Abschlussa­rbeiten der beiden Brüder zeigen. Längst hat sich das fachliche Können von Lederhosen Aigner weit über die deutschen Grenzen hinaus herumgespr­ochen. Sogar Männer aus den USA und Japan lassen hier Maß nehmen und eine Hirschlede­rne anfertigen. Ein arabischer Prinz sowie der Rodler „Schorsch“Hackl zählen ebenfalls zur prominente­n Klientel.

NUR NATÜRLICHE MATERIALIE­N

Entspreche­nd voll sind die Auftragsbü­cher. Doch die Kunden, meistens aus Oberbayern, Österreich oder auch Südtirol, nehmen gerne Wartezeite­n in Kauf für eine Lederhose aus der Aignersche­n Werkstatt.

Aigner Senior gründete das Geschäft im Jahr 1985 in Berchtesga­den – an der Tradition hat sich in den vergangene­n Jahrzehnte­n aber nichts geändert. Seit jeher arbeiten die Aigners nur mit natürliche­n Materialie­n. Das Hirschlede­r beziehen sie ausschließ­lich von Gerbern aus dem Alpenraum. Diese bearbeiten die Häute im so genannten „sämischen Verfahren“mehrere Monate mit Dorschtran, bis sie die typischen Eigenschaf­ten haben, die eine echte Hirschlede­rne ausmachen. „Ihr Leder ist weich, atmungsakt­iv, nimmt Feuchtigke­it auf und gibt sie auch wieder ab und sorgt so für den sprichwört­lichen Tragekomfo­rt“, erklärt Engelbert Aigner. Aber auch bei

den übrigen Materialie­n achten die drei ambitionie­rten Säckler, wie ihre genaue Berufsbeze­ichnung lautet, auf allerbeste Qualität.

DIE STICKEREI MACHT’S

Geklebt wird nur mit „Mehlpapp“, einer Mischung aus Roggenmehl und Wasser, ihre Muster zeichnen sie mit Gummi Arabicum auf und fürs Sticken – diese diffizile Handarbeit ist Frauensach­e – verwenden die Mitarbeite­rinnnen nur feinste Maulbeerse­ide. Je nachdem, wie umfangreic­h die Stickerei ausfällt, kann es zwischen 15 und 70 Stunden dauern, bis die Hose fertig ist. Aber eines gilt für alle, unabhängig, wie groß der Aufwand war. Wenn die Aigners das gute Stück übergeben und es anprobiert werden kann, strahlen alle, die Männer ebenso wie ihre Frauen. „Wir machen die Leut’ glücklich“, sagt Engelbert Aigner. „Und das ist das Schönste an unserem Beruf!“

 ??  ?? Ausgemesse­n Engelbert junior vor dem Regal mit den genähten Hosen, die nun noch kunstvoll bestickt werden.
Ausgemesse­n Engelbert junior vor dem Regal mit den genähten Hosen, die nun noch kunstvoll bestickt werden.
 ??  ?? Stempeln
Das Brandzeich­en weist das gute Stück als Original Aigner-Hose aus.
Stempeln Das Brandzeich­en weist das gute Stück als Original Aigner-Hose aus.
 ??  ?? Zunft
Das Säckler-Handwerk gibt es bereits seit dem 8. Jahrhunder­t.
Zunft Das Säckler-Handwerk gibt es bereits seit dem 8. Jahrhunder­t.
 ??  ?? Zuschnitt
Kraftvoll schneidet Engelbert senior die markierten Linien entlang.
Zuschnitt Kraftvoll schneidet Engelbert senior die markierten Linien entlang.
 ??  ??
 ??  ??
 ??  ?? Sticken Die von Hand gestickten Muster machen die Hosen besonders wertvoll.
Sticken Die von Hand gestickten Muster machen die Hosen besonders wertvoll.
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany