Lederhosen aus Meisterhand
Hirschlederne nach Maß sind die Spezialität der Aigners in Berchtesgaden. Handarbeit aus ihrer Werkstatt, verspricht der Chef, reift mit der Zeit, wie guter Wein.
Hirschlederne nach Maß sind die Spezialität der Aigners in Berchtesgaden. Altes Handwerk in Perfektion.
Schon als Buben stand für Engelbert junior und seinen jüngeren Bruder Michael fest: Wir wollen auch mal Lederhosen machen, wie der Vater. „Wenn man so stark mit dem Brauchtum verwurzelt ist, wie unsere Familie, dann überlegt man nicht lange, sondern freut sich, die Tradition fortzuführen,“erklärt Engelbert junior. Eine gute Entscheidung, wie unter anderem die prämierten Abschlussarbeiten der beiden Brüder zeigen. Längst hat sich das fachliche Können von Lederhosen Aigner weit über die deutschen Grenzen hinaus herumgesprochen. Sogar Männer aus den USA und Japan lassen hier Maß nehmen und eine Hirschlederne anfertigen. Ein arabischer Prinz sowie der Rodler „Schorsch“Hackl zählen ebenfalls zur prominenten Klientel.
NUR NATÜRLICHE MATERIALIEN
Entsprechend voll sind die Auftragsbücher. Doch die Kunden, meistens aus Oberbayern, Österreich oder auch Südtirol, nehmen gerne Wartezeiten in Kauf für eine Lederhose aus der Aignerschen Werkstatt.
Aigner Senior gründete das Geschäft im Jahr 1985 in Berchtesgaden – an der Tradition hat sich in den vergangenen Jahrzehnten aber nichts geändert. Seit jeher arbeiten die Aigners nur mit natürlichen Materialien. Das Hirschleder beziehen sie ausschließlich von Gerbern aus dem Alpenraum. Diese bearbeiten die Häute im so genannten „sämischen Verfahren“mehrere Monate mit Dorschtran, bis sie die typischen Eigenschaften haben, die eine echte Hirschlederne ausmachen. „Ihr Leder ist weich, atmungsaktiv, nimmt Feuchtigkeit auf und gibt sie auch wieder ab und sorgt so für den sprichwörtlichen Tragekomfort“, erklärt Engelbert Aigner. Aber auch bei
den übrigen Materialien achten die drei ambitionierten Säckler, wie ihre genaue Berufsbezeichnung lautet, auf allerbeste Qualität.
DIE STICKEREI MACHT’S
Geklebt wird nur mit „Mehlpapp“, einer Mischung aus Roggenmehl und Wasser, ihre Muster zeichnen sie mit Gummi Arabicum auf und fürs Sticken – diese diffizile Handarbeit ist Frauensache – verwenden die Mitarbeiterinnnen nur feinste Maulbeerseide. Je nachdem, wie umfangreich die Stickerei ausfällt, kann es zwischen 15 und 70 Stunden dauern, bis die Hose fertig ist. Aber eines gilt für alle, unabhängig, wie groß der Aufwand war. Wenn die Aigners das gute Stück übergeben und es anprobiert werden kann, strahlen alle, die Männer ebenso wie ihre Frauen. „Wir machen die Leut’ glücklich“, sagt Engelbert Aigner. „Und das ist das Schönste an unserem Beruf!“