Landleben

Zwölf Nächte für das Jahr

Seit jeher wohnt den Rauhnächte­n eine besondere Bedeutung inne. Eine gute Zeit für die heilsame Kraft des Räucherns und ein Quäntchen weiße Magie.

- TEXT: Andrea Gerg, Nadine Stegelmeie­r • FOTOS: Nadine Stegelmeie­r/Camino Verlag

Seit jeher wohnt den Rauhnächte­n eine besondere Kraft inne. Eine gute Zeit für ein Quäntchen weiße Magie.

Zwischen den Jahren, wenn die Tage am kürzesten und die Nächte am dunkelsten sind, leben sie auf, die uralten Sagen und Mythen, die sich um Göttin Perchta, Druden und so manch andere Gestalten aus der Zwischenwe­lt ranken. „Rauhnächte“, „Weihnächte“oder „verlorene Nächte“sind nur einige der Namen für den Zeitraum zwischen Heiligaben­d und dem Dreikönigs­tag, der noch vor ein paar Generation­en den Höhepunkt des Traditions­jahres markierte. Unheimlich aber auch heilsam und heilig waren diese zwölf Nächte für unsere Vorfahren: Träume in den Rauhnächte­n waren Orakel für die kommenden zwölf Monate. Auch das Wetter oder die Ernte wollte man anhand der „Zwölften“prophezeie­n. Und so wurden mit der Dunkelheit und dem Glauben an das Böse auch unzählige Schutzzaub­er, Bräuche und Rituale populär – wie etwa das Räuchern. Viele davon werden auch heute noch angewandt, um mithilfe von gutem Zauber die Weichen für das kommende Jahr zu stellen ...

1 24. auf 25. Dezember Träume in dieser Nacht beziehen sich auf den Monat Januar im neuen Jahr.

Räuchermis­chung: 1 Teil Weihrauch mit

2 Teilen Myrrhe und 2 Teilen Fichtenhar­z

Brauch: Mit dem Rücken zur Tür stellen, Hausschuh mit der rechten Hand über die rechte Schulter werfen. Zeigt die Schuhspitz­e zur Türe hinaus, stehen Veränderun­gen an. Sonst bleibt alles beim Alten.

2 25. auf 26. Dezember Träume in dieser Nacht beziehen sich auf den Monat Februar im neuen Jahr.

Räuchermis­chung: 1 Teil Weihrauch und 2 Teile Zeder Brauch: Am 26.12. eine Flasche Wein in die Stube stellen und diese das ganze Jahr über nicht öffnen und heil lassen. Die Flasche gilt dann als Schutzgege­nstand für das Haus und alle seine Bewohner. (Danach kann die Flasche gerne getrunken werden.)

3 26. auf 27. Dezember Träume in dieser Nacht beziehen sich auf den Monat März im neuen Jahr.

Räuchermis­chung: 2 Teile weißer Salbei und 1 Teil Johanniskr­aut

Brauch: Kranz aus Quendel, Wegerich, Löwenzahn, Schafgarbe, Butterblum­e, Eisenkraut, Ochsenzung­e, Brennnesse­l und Odermennig (bestenfall­s am Johannista­g, 24.6. gepflückt) unter das Kissen legen. Im Traum erscheint dann der Seelenpart­ner. Kranz sofort verbrennen.

4 27. auf 28. Dezember Träume in dieser Nacht beziehen sich auf den Monat April im neuen Jahr.

Räuchermis­chung: 1 Teil Weihrauch mit

2 Teilen Zeder und 2 Teilen Myrrhe

Brauch: Bewusst mit allen negativen Ereignisse­n des vergangene­n Jahres abschließe­n und Neuem offen gegenübers­tehen, wie ein Kind (siehe auch passendes Ritual in „Rauhnächte“, Buchtipp S. 46).

5 28. auf 29. Dezember Träume in dieser Nacht beziehen sich auf den Monat Mai im neuen Jahr.

Räuchermis­chung: 1 Teil Holunder und 1 Teil Salbei Brauch: An einem Gewässer dreimal die Worte „Summe Manntje“sprechen. Nach altem Glauben, lässt sich so ein Seegeist einfangen und erfüllt einen beliebigen Wunsch, um wieder freigelass­en zu werden. Fest daran glauben, dann klappt’s (Bild rechts).

6 29. auf 30. Dezember Träume in dieser Nacht beziehen sich auf den Monat Juni im neuen Jahr.

Räuchermis­chung: je 1 Teil Myrrhe und Holunder mit 2 Teilen Tannenharz Brauch: Gemeinsam mit der ganzen Familie am 29. Dezember zu Abend essen – am besten eignen sich hierfür übrigens Schweinefl­eisch und Sauerkraut – das stärkt den Zusammenha­lt der Familie das ganze Jahr.

7 30. auf 31. Dezember Träume in dieser Nacht beziehen sich auf den Monat Juli im neuen Jahr.

Räuchermis­chung: 1 Teil Salbei und 1 Teil Beifuß

Brauch: Mit einem im Vorjahr gebundenen Reisigbese­n siebenmal im Uhrzeigers­inn den Hof kehren und laut rufen: „Pech, dich kehr ich aus! Glück, dich lass ich ins Haus!“Dies bringt Glück für alle Hausbewohn­er.

8 31. Dezember auf 1. Januar Träume in dieser Nacht beziehen sich auf den Monat August im neuen Jahr.

Räuchermis­chung: 1 Teil Myrrhe und 1 Teil Weihrauch

Brauch: Am Neujahrsmo­rgen zur Dämmerung in eine Quelle sieben Lavendelbl­üten streuen und zwölf Schluck trinken. Dadurch bleibt das Unglück im kommenden Jahr fern.

9 1. auf 2. Januar Träume in dieser Nacht beziehen sich auf den Monat September im neuen Jahr.

Räuchermis­chung: Weißer Lavendel und Fichtenhar­z (zu beliebigen Teilen) Brauch: Wer am 2. Januar einen Eiszapfen findet, der bis auf den Boden hängt, soll diesen mit nach Hause nehmen, ehe er schmilzt. Nach einem alten Volksglaub­en verwandelt er sich dann in einen reinen Bergkrista­ll.

10 2. auf 3. Januar Träume in dieser Nacht beziehen sich auf den Monat Oktober im neuen Jahr.

Räuchermis­chung: 1 Teil Myrrhe und 1 Teil Fichtenhar­z

Brauch: Wer ein Hufeisen findet (nicht danach suchen!) und dieses wie ein umgedrehte­s U über der Haustür oder mit den Enden nach innen zeigend am Türstock befestigt, beschert sich Glück und Vermögen für’s ganze Jahr.

11 3. auf 4. Januar Träume in dieser Nacht beziehen sich auf den Monat November im neuen Jahr.

Räuchermis­chung: 1 Teil Myrrhe und 1 Teil Tannenharz mit 1 Teil Salbei Brauch: Wer sich in den frühen Morgenstun­den des 4. Januar über einen Brunnen beugt, der tiefer als zwanzig Meter ist und eine Münze hineinwirf­t, wird sie nach altem Glauben in zehnfacher Ausführung zurückbeko­mmen.

12 4. auf 5. Januar Träume in dieser Nacht beziehen sich auf den Monat Dezember im neuen Jahr.

Räuchermis­chung: 1 Teil Myrrhe und 1 Teil Weihrauch mit 1 Teil Wacholder Brauch: Wasser, das um Mitternach­t aus Quellen geschöpft wird, hat eine besonders starke Heilkraft. Legt man am 5.1. zwölf Weizenkörn­er (für die zwölf Monate) auf den Ofen, offenbart sich am 6.1. der ertragreic­hste Monat.

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Mit der Dämmerung wuchs die Angst vor bösen Geistern und Unheil – vor allem in den Rauhnächte­n.
Oh Finsternis Mit der Dämmerung wuchs die Angst vor bösen Geistern und Unheil – vor allem in den Rauhnächte­n.
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