Symphonie aus Natur & Kultur
Der Morgendunst liegt noch in Schleiern über dem Fluss, schon blinzelt die Sonne zwischen den Bäumen hervor. An den Ufern wiegt sich das Schilf im leichten Wind. Der Blick schweift in die Ferne und am Horizont taucht die beeindruckende Kulisse der Leuchte
Es gibt sicher viele Möglichkeiten, einen Urlaubstag zu beginnen – diese könnte jedenfalls eine von ihnen sein. Thüringen ist durchzogen von zahlreichen Flüssen, die sich in Schleifen durch traumhafte Landschaften schlängeln. An ihren Ufern entlang zu radeln ist ein Genuss in doppelter Hinsicht: Mal sind es besondere Momente in der Natur, die unvergessen bleiben, mal sind es die schmackhaften Gerichte in den Lokalen – wahlweise mit einem frisch Gezapften oder einem kühlen Weißwein der Saale-Unstrut-Weinregion.
DAS FLÜSTERN DER FLÜSSE
Der Saaleradweg, der auf rund 180 Kilometern durch Thüringen führt, überrascht neben den fjordähnlichen Stauseen Hohenwarte und Bleiloch insbesondere im letzten Drittel mit wildromantischen Flussabschnitten, die gespickt sind mit historischen Schlössern und Burganlagen. Mitten im UNESCO-Biosphärenreservat Thüringer Wald startet der Ilmtal-Radweg, ein vom ADFC mit vier Sternen ausgezeichneter
Radweg. Von Allzunah am Rennsteig führt er zunächst nach Stützerbach und weiter von den Höhen hinab nach Ilmenau, dann über Bad Berka nach Weimar. Gleich zwei UNESCO Welterbestätten befinden sich in der Stadt an der Ilm: das Ensemble „Klassisches Weimar“, unter anderem mit den Wohnhäusern und Wirkungsorten von Goethe und Schiller, als auch die Weimarer Bauhausstätten mit dem neu geschaffenen Bauhaus-Museum. Bei einer Stadtbesichtigung per Rad können weitere Hotspots der Kultur erkundet werden: die Herzogin Anna Amalia Bibliothek, der Park an der Ilm mit Goethes Gartenhäuschen sowie Park- und Schlossanlagen in Tiefurt und Kromsdorf. Weiter geht es über Apolda und das Kurstädtchen Bad Sulza nach Kaatschen – hier mündet die Ilm schließlich in die Saale. Für Naturbegeisterte und Tourenradler sind die Radwege entlang von Werra, Unstrut und Schwarza wärmstens zu empfehlen. Ganze 200 Kilometer Werratal-Radweg führen durch Thüringen an malerischen Fachwerkhäusern vorbei, durch die Theaterstadt Meiningen, Bad Salzungen und Creuzburg samt historischer Sandsteinbrücke. Hier beginnt das wildromantische Durchbruchstal der Werra mit seinem ungewöhnlichen Orchideenreichtum. Eine beeindruckende Natur und Kräutertraditionen findet man entlang des Schwarzatal-Radweges vor. Mit etwas Glück trifft man bei einer Rast am Wegesrand auf Feuersalamander oder die seltene Wasseramsel, die wippend auf den Flusssteinen sitzt und nach Insekten Ausschau hält. Das Schwarzatal samt Seitentälern und umliegenden Höhen ist weithin bekannt für seine Vielfalt an Feld-, Wald- und Wiesenkräutern – man spricht auch vom „Thüringer Kräutergarten“oder „Olitätenland“.
ENTSPANNUNG IM URWALD
Einmal dem Urwald aufs Dach steigen? Nichts einfacher als das – ein Pfad durch die Wipfel von Baumriesen macht‘s möglich. Zwei Radrouten führen direkt durch den Nationalpark Hainich und laden zu Entdeckungen wie dem Baumkronenpfad oder zu Wanderungen auf den vier „Urwaldpfaden“ein. Das turmgeschmückte Mühlhausen mit seiner begehbaren Stadtmauer ist Startpunkt der sogenannten Roten Route, einer Verbindung von Mühlhausen mit dem Nationalpark Hainich. Wer auf diesem Radweg unterwegs ist, kann von sich behaupten am
geographischen Mittelpunkt Deutschlands gewesen zu sein: in Oberdorla. Hat man das UNESCO Weltnaturerbe Nationalpark Hainich erreicht, empfiehlt sich ein Abstecher zum Naturdenkmal „Betteleiche“. Mönche haben dort eine kastenförmige Aushöhlung in den Baum geschlagen, um Bittschriften vor Witterungseinflüssen zu schützen. Die Rote Route trifft in Otterbühl auf die Gelbe Route. Diese führt auf rund 37 Kilometern vom Nationalpark Hainich über Bad Langensalza bis nach Creuzburg.
KYFFHÄUSER, RHÖNSCHAFE UND RENNSTEIG
Ein Monument, welches über einen Radweg erkundet werden kann, ist die Königspfalz mit Barbarossahöhle und das Kyffhäuser-Denkmal. Der Kyffhäuser-Radweg führt auf einer Länge von 36 Kilometern durch das malerische Gebirge, entlang küstenartig anmutender Salzwiesen und zahlreicher Obstwiesen. Ein absolutes Naturspektakel im Herbst sind die über 30.000 Kraniche, die auf ihrem Flug gen Süden am Stausee Kelbra rasten. Ganz anders zeigt sich die Landschaft bei einer Tour durchs UNESCO-Biosphärenreservat Rhön. Hier trifft man auf die typischen Rhönschafe inmitten eines hügeligen Landes mit weitem Horizont, dazwischen kleine Fachwerkdörfer. Rund 180 Kilometer misst der Rhönradweg und überrascht nicht selten mit köstlichen Schätzen der heimischen Natur – mit Fernblicken fürs Auge, mit Rhönbier und frischen Obstsäften für den Gaumen. Durch tiefe Wälder und entlang eines historischen Mittelgebirgskamms führt der Rennsteig-Radweg. Die knapp 200 Kilometer zwischen Hörschel und Blankenstein haben es in sich – sie führen über anspruchsvolle Streckenabschnitte mitten durch den Naturpark Thüringer Wald und den Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale. Geübte Mountainbiker und sportliche Radfahrer sind hier bestens aufgehoben.