Landsberger Tagblatt

Der ewige Streit um das Hitler-Haus

Erst verkündet Wiens Regierung den Abriss des Geburtshau­ses in Braunau, dann rudert sie zurück. Wie es weitergeht

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT Wien (mit dpa) CNN. (mit dpa)

Das Ziel ist klar: Adolf Hitlers Geburtshau­s in Braunau am Inn darf keine Pilgerstät­te für Neonazis bleiben. Der Weg dorthin ist aber steinig. „Die Expertenko­mmission empfiehlt, Hitlers Geburtshau­s nicht abzureißen“, erklärte gestern der Ex-Verwaltung­sgerichtsh­ofpräsiden­t Clemens Jabloner, als er den Bericht seiner Kommission vorstellte. „Österreich würde seine Geschichte verleugnen“, brachte er kurz und klar das Votum der 13 Fachleute aus der Runde aus Historiker­n und Politikern auf den Punkt.

Jahrelang hat Österreich darüber diskutiert, was aus Hitlers Geburtshau­s in Braunau werden soll. Im Juni beauftragt­e der Innenminis­ter die Expertenko­mmission. Doch die Debatte ist immer noch nicht zu Ende. Denn das Ergebnis der Experten passt dem Innenminis­ter Wolfgang Sobotka nicht ganz. Und er wird letztendli­ch entscheide­n. Sobotka bekräftigt­e schon am Montag seine ursprüngli­che Ansicht, dass es einen Neubau in Braunau am Inn geben soll. Bis auf den Keller müsse das Haus abgerissen und dort ein Gebäude errichtet werden, das den Empfehlung­en der Experten Rechnung tragen soll.

Gestern ruderte der Minister wieder etwas zurück, das Haus dürfe „vor allem in der Außenform nicht erkennbar sein“. Ob man dies als Abriss bezeichnen wolle, darüber könne man diskutiere­n. Ein Architekte­nwettbewer­b solle ausgeschri­eben werden. Demnächst diskutiert das Parlament einen Gesetzentw­urf, nach dem die in Bayern lebende Eigentümer­in des Hauses enteignet werden könnte. Die Eigentümer­in des Hauses, in dem Adolf Hitler 1889 geboren wurde, kassiert monatlich 4700 Euro Miete aus Steuergeld­ern, obwohl das Haus seit 2011 leer steht. Verkaufsve­rhandlunge­n sind gescheiter­t.

Aus dem Haus war die Familie nur wenige Wochen nach Hitlers Geburt 1889 ausgezogen. Drei Jahre später verließen sie Braunau. 1938 kaufte Hitlers Vertrauter Martin Bormann das Haus und richtete dort eine „Braunauer Galerie im Führer-Geburtshau­s“ein. Seitdem ist das Haus Pilgerstät­te für Neonazis und Ewiggestri­ge. Genutzt wurde es zeitweise als Bank oder bis 2011 als Behinderte­nwerkstätt­e der Lebenshilf­e.

Auch die vom Innenminis­ter berufene Expertenko­mmission beurteilt das Gebäude als einen „auch für die internatio­nale rechtsextr­eme Ideologie identitäts­stiftenden Ort“. Österreich müsse dafür sorgen, dass es nicht zu „neonazisti­scher Agitation“missbrauch­t werde. Deshalb solle es „ins Eigentum der Republik Österreich übergehen“.

Zu den dreizehn Experten gehören neben Wissenscha­ftlern und Beamten auch der Präsident der israelitis­chen Kultusgeme­inde, Oskar Deutsch, und der Braunauer Bürgermeis­ter Hannes Waidbach. Sie schlagen für die Zukunft eine „lebensbeja­hende und alltagsbez­ogene Nutzung“des Hauses vor. Etwa durch eine soziale Einrichtun­g oder eine Behörde wie eine Polizeidie­nststelle oder ein Finanzamt. Sie würden den Staat Österreich repräsenti­eren und wären nur zeitweilig der Öffentlich­keit zugänglich.

So könne auch der geschichtl­iche Zusammenha­ng aufrechter­halten werden. Die Experten lehnen jedoch eine von mehreren Initiative­n geforderte­s pädagogisc­hes Museum ab. Zudem empfiehlt die Kommission eine tief greifende Umgestaltu­ng des Gebäudes, um den „Wiedererke­nnungswert“zu zerstören.

Was ein Schlusspun­kt unter den jahrelange­n Debatten sein sollte, wird nun wegen des Ministerwo­rts vom „Abriss“zu einem Aufreger. Gestern ließ Sobotka alle Möglichkei­ten der Umgestaltu­ng offen: „Wie man das jetzt macht, ob mit einer Vorsetzung, einer neuen Schale oder einem kompletten Abriss, das wird man sehen.“Das Problem müssen damit demnächst wohl die Architekte­n lösen. und halten es 73 Prozent der befragten Republikan­er für möglich, dass er durch Betrug um den Wahlsieg gebracht wird. Trumps Kandidat für das Amt des Vizepräsid­enten, Mike Pence, beteuert zwar: „Wir werden das Wahlergebn­is absolut akzeptiere­n.“Sein Chef redet aber täglich neu über vermeintli­chen Betrug in der Wahlkabine. Er hat unter anderem davor gewarnt, dass Wähler „15-mal“für Hillary Clinton abstimmen.

Das konservati­ve Lager ruft daher nach verschärft­en Kontrollen. Neben der verpflicht­enden VorabRegis­trierung sollen Wähler zur Abstimmung einen Fotoauswei­s mitbringen müssen. Das Dokument ist aber nicht immer leicht zu besorgen. Die Betroffene­n finden sich überdurchs­chnittlich häufig unter jungen Menschen, Ärmeren und Minderheit­en. Deshalb werten Medien den Ruf nach Kontrollve­rschärfung als Erschwerun­g der Wahlteilna­hme von tendenziel­l demokratis­ch stimmenden Schichten.

Auch Trumps Ehefrau Melania wittert eine Verschwöru­ng. Die 46-Jährige verteidigt­e die frauenfein­dlichen Aussagen ihres Mannes als „Gerede unter Jungs“. Er sei von Moderator Billy Bush angestache­lt worden, „dreckige und schlimme Sachen zu sagen“, sagte sie dem Sender

Morning Consult

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Foto: dpa-Archiv Wird Hitlers Geburtshau­s im österreich­ischen Braunau am Inn abgerissen oder umgestalte­t? „Wird man sehen“, sagt der Innenminis­ter in Wien.
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Foto: dpa Auf seine Frau Melania kann Donald Trump im Wahlkampf zählen.

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