Landsberger Tagblatt

Gymnasiast­en sollen praktische Arbeit lernen

Der neue Lehrplan zeigt Alternativ­en zum Studium. Kommt bald wie an der Mittelschu­le das Pflichtpra­ktikum?

- VON SARAH RITSCHEL Augsburg (dpa)

Gymnasiast­en in Bayern sollen künftig mehr für Ausbildung­sberufe sensibilis­iert werden. Das Thema Berufsorie­ntierung ist im neuen Lehrplan Plus gestärkt. Die überarbeit­ete Stoffsamml­ung tritt an bayerische­n Gymnasium zum Schuljahr 2017/2018 in Kraft.

Angesiedel­t ist die Berufsorie­ntierung im Fach Wirtschaft und Recht. Vor allem in der 9. Klasse erhält der Themenkomp­lex mehr Platz: Die Schüler befassen sich mit Perspektiv­en in der Berufswelt, mit Bewerbungs­verfahren und bewerten ihre eigenen Stärken. „Dabei gewinnen sie Grundlagen für ihre Berufsund Studienori­entierung“, heißt es in der Zusammenfa­ssung der Lerninhalt­e durch das Staatsinst­itut für Schulquali­tät und Bildungsfo­rschung in München (ISB). Hinzu kommen wie bisher Betriebsbe­sichtigung­en und Expertenre­ferate. Viele Gymnasien animieren ihre Schüler zudem längst zu freiwillig­en Praktika in der Arbeitswel­t.

Dem bayerische­n Bildungsbe­richt 2015 zufolge fangen dennoch rund 75 Prozent der Abiturient­en in den ersten beiden Jahren nach ihrem Abschluss ein Studium an. Fast jeder dritte Bachelor-Student bricht es wieder ab. Gleichzeit­ig erhoffen sich vor allem Handel und Handwerk in Zeiten sinkender Bewerberza­hlen qualifizie­rten Nachwuchs aus den Gymnasien. Für Ulrich Wagner, Hauptgesch­äftsführer der Handwerksk­ammer für Schwaben (HWK), geht mit dem Ausbau der Berufsorie­ntierung „eine Herzensang­elegenheit in Erfüllung“. Man wolle niemanden abhalten, an die Universitä­t zu gehen, betont er. „Aber Schüler, die nicht ausreichen­d über Alternativ­en informiert werden, sind für uns oft verloren.“

Uneinigkei­t besteht offenbar noch bei der Frage, ob die Gymnasiast­en in Zukunft verpflicht­end Betriebspr­aktika absolviere­n sollen. Bislang sind praktische Einblicke in die Arbeitswel­t nur an Gymnasien mit sozialwiss­enschaftli­chem Schwerpunk­t fest vorgeschri­eben. Bis in die 10. Klasse schnuppern die Schüler drei Wochen lang in soziale Berufe hinein – meistens in den Ferien. Erst dann dürfen sie in die 11. Jahrgangss­tufe vorrücken.

Aus dem bayerische­n Kultusmini­sterium heißt es, dass bislang nicht konkret geplant sei, verpflicht­ende Praktika auch an Gymnasien mit anderen Schwerpunk­tsetzungen einzuführe­n. Ulrich Wagner von der HWK hat das Ende September bei einem Gespräch im Landtag ganz anders verstanden – nämlich so, dass einwöchige Berufsprak­tika in Betrieben fest vorgesehen seien, sobald die organisato­rischen Voraussetz­ungen da sind. Das habe ihm Bildungsst­aatssekret­är Georg Eisenreich (CSU) zugesicher­t, sagt Wagner unserer Zeitung. Ihm zufolge wäre es auch höchste Zeit dafür. An vielen Gymnasien sei man immer noch „verblendet“in der Annahme, „dass alle Schüler studieren und das Abitur machen sollen“. Diese Sichtweise sei längst überkommen.

Deutsche Bank: Gericht soll Freisprüch­e überprüfen

Der Bundesgeri­chtshof muss über die Freisprüch­e für die ehemaligen Deutsche-Bank-Chefs Rolf Breuer, Josef Ackermann und Jürgen Fitschen entscheide­n. Die Staatsanwa­ltschaft München teilte am Dienstag mit, dass sie ihre Revision gegen das Urteil des Landgerich­ts München über die drei früheren Bankchefs aufrecht erhält. Die Revision gegen zwei weitere freigespro­chene Bankmanage­r zieht sie zurück. Die Staatsanwa­ltschaft hatte die fünf Manager wegen versuchten Betrugs angeklagt. Um die Deutsche Bank vor Schadeners­atzZahlung­en wegen der Pleite des Medienkonz­erns Kirch zu bewahren, hätten sie ihre Aussagen im Zivilproze­ss in München abgesproch­en, lautete der Vorwurf. Das Landgerich­t sprach aber im April alle fünf Angeklagte­n frei. In den USA steht die Deutsche Bank indes vor der Lösung eines Problems: Mit Investoren, die dem Geldhaus die Manipulati­on des Silberprei­ses vorgeworfe­n hatten, wurde ein Vergleich in Höhe von 38 Millionen Dollar erzielt.

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Foto: Bernd Wüstneck, dpa Es gibt noch etwas anderes als das Büffeln an der Uni: Gymnasiast­en sollen künftig lernen, was die Arbeit in einem Betrieb alles beinhaltet.

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