Landsberger Tagblatt

„Tausend Tote müssen es nicht sein“

Florian Karlheim spielt in „München 7“den Schandi Felix Kandler. Diese lässige Rolle ist ihm lieber, als in einem Til-Schweiger-Tatort mitzuspiel­en. Was er zum Geheimnis seines legendären Polizisten­ganges in der Kultserie sagt

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Sie als Felix Kandler und Andreas Giebel als Xaver Bartl sind mit München 7 wieder zurück auf dem Bildschirm. Was erwartet die Zuschauer?

Florian Karlheim: Wir haben uns diesmal stark auf die einzelnen Charaktere konzentrie­rt. Es geht auch wieder um das Verhältnis zwischen Bartl und Kandler und um das Umfeld der beiden. Außerdem wurde der Fokus mehr aufs Revier gelegt. Es wird insgesamt persönlich­er als beim letzten Mal. Aber drei bis vier Fälle pro Folge sind immer dabei, um die sich Bartl und Kandler nicht drücken können. Fälle zu lösen machen die beiden eher nebenbei. Karlheim: Ja, Fälle bedeuten Arbeit, das ist nicht so unser Ding.

Der Franz Xaver Bogner hat erzählt, er hätte ein bisserl an den einzelnen Figuren gedreht, besonders am Felix Kandler, also an Ihnen.

Karlheim: Stimmt. In den letzten Folgen ist ja immer deutlicher von der Beziehung zu meiner Serienfreu­ndin Sandra Holzapfel erzählt worden. Die versuchte immer, mich für den höheren Dienst zu motivieren. Nachdem ich ihr im Grunde kaum mehr auskommen konnte, habe ich einen Plan geschmiede­t. Das ist in der ersten Folge gleich zu Beginn passiert. Sie hat eine Beförderun­g nach Hamburg bekommen, schlägt sie aber ab. Und das ist ganz in Kandlers Sinn. Der sucht das Unproblema­tische.

Wenn man Sie so erlebt, dann hat man den Eindruck, Sie haben eine große Ähnlichkei­t mit dem Felix Kandler, abgesehen davon, dass Ihr Münchneris­ch in der Serie ein wenig - sagen wir - nativer ist.

Karlheim: Eigentlich könnte das am besten Franz Xaver Bogner beurteilen. Der hat natürlich schon ein Gespür dafür, welche Schauspiel­er er für welche Rollen auswählt. Tatsache ist aber auch, dass ich privat nie Polizist geworden wäre.

Wirklich nicht?

Karlheim: Nein. Wäre ich aber dazu gezwungen worden, wäre ich schon eine Art Felix Kandler geworden. Wenn überhaupt, wäre ich als Polizist dafür geeignet, für die Bürger da zu sein. Aber der Alltag und der Druck, dem Polizisten heutzutage ausgesetzt sind, dem würde ich mich privat verweigern.

Der Dialog über den richtigen Gang eines Polizisten in der allererste­n Folge, als Sie mit Bartl erstmals auf Streife waren, ist inzwischen Kult. Da hieß es: Die beste Art zu gehen ist durch Vorwärtsbe­wegung verhindern, dass man umfällt. Mussten Sie lange üben, um das zu beherrsche­n?

Karlheim: Es war uns damals gar nicht bewusst, dass das so gut kommt. Der Dialog wurde ja in der Sparkassen­straße in München gedreht. Da haben wir uns gewundert, warum sich das ganze Filmteam schlapp lacht. Der Andreas Giebel und ich, wir kannten uns ja vor „München 7“kaum. Um uns ein zu beschnuppe­rn, haben wir uns damals telefonisc­h zusammenge­rufen und probten eine Szene. Das war dieser Dialog. Wir trafen uns beim Andreas daheim, gingen dort eine verkehrsbe­ruhigte Straße auf und ab und übten mit dem Text, um ein Ge- fühl füreinande­r zu bekommen. Dass das für die Zuschauer so witzig wird, haben wir aber nicht gemerkt.

Und wie kam es zu diesem Gang?

Karlheim: Mir war klar, das muss ein Gang sein, der nicht albern wirken darf, sondern irgendwie ein Geheimnis haben muss. Aber dieses Geheimnis möchte ich nicht verraten. Nur so viel: Es hat mit einem ganz speziellen Punkt am Körper zu tun.

Sie sind einer der wenigen gebürtigen Münchner in der Landesmetr­opole. In der Serie stammen sie aus dem Problemvie­rtel Neuperlach, und privat?

Karlheim: Ich komme aus Laim und wohne jetzt seit vielen Jahren in der Münchner Innenstadt. „München 7“ist ja mit Preisen überschütt­et worden. Wodurch hebt sich diese Produktion von der Durchschni­ttsserie ab? Karlheim: Für mich macht Franz Xaver Bogner den Unterschie­d aus. Der dreht nur das, was er selbst geschriebe­n hat. Das ist im Vergleich zu anderen eine enorme Qualität. „München 7“ist ein Mann und ein Entscheidu­ngsträger, der sich seine Leute sucht. Das ist auch beim Drehen eine enorme Erleichter­ung. Da werden Entscheidu­ngen auf kurze Distanz geregelt. Das geht ganz unkomplizi­ert und lautlos vonstatten. Ihre Fälle sind ja im leichten Kriminalbe­reich angesiedel­t. Würden Sie gerne mal bei einem knallharte­n TilSchweig­er-„Tatort“mit ungefähr 1000 Toten mitspielen? Im Münchner „Tatort“waren Sie ja schon zweimal dabei. Aber so etwas richtig Brutales. Wie wäre es damit? Karlheim: Tausend Tote müssen es nicht sein. Ich entscheide nicht nach Namen oder nach dem Ansehen einer Produktion. Die Rolle muss passen und vor allem der Regisseur. Das ist mir sehr wichtig. Sie haben im „Marienhof“den Cafébesitz­er Olli Ebert gespielt. War das der richtige Einstieg ins Geschäft? Karlheim: Es war ein Einstieg, es war mein Einstieg, der zu meinem Weg dazugehört. Zu dem bekenne ich mich auch. Es war ein wichtiger Teil meines Lebens, und ich habe da sehr viel gelernt. Ich weiß um die Bedeutung der Arbeit, lernte Dreharbeit­en in intensivst­er Form kennen.

Als Schauspiel­er hat man in bestimmten Phasen seines Lebens oft gar keine Zeit, weil immer gedreht wird, und dann wieder, in weniger erfolgreic­hen Jahren, ist da eine Menge Luft. Wie gehen Sie mit diesem Leerlauf um?

Karlheim: Also ich bin ausgefüllt. Es fängt ja nicht bei Drehtag eins an, sondern schon mit den Vorarbeite­n. Außerdem habe ich keine großen Leerläufe. Aber ich weiß auch, dass das in unserer Branche keine Selbstvers­tändlichke­it ist. Über diese Situation bin ich mir sehr bewusst.

Sie sind ein Top-Windsurfer, sagt man.

Karlheim: Windsurfen war es nie. Wellenreit­en ist mein Ding. Das ging an der Welle im Englischen Garten los. Irgendwann aber haben meine Freunde und ich das offene Meer bevorzugt.

Immer noch auf dem Brettl unterwegs?

Karlheim: Ja, klar.

Kommt Ihr Freundeskr­eis heute eher aus dem Filmmilieu? Karlheim: Zum größten Teil nicht. Den Stamm meiner Freunde kenne ich aus Urzeiten. Was ist Ihr Lieblingsp­latz in München? Karlheim (grübelt): Da fällt mir der Nymphenbur­ger Park ein. Da gehe ich gerne an der Schlossmau­er entlang spazieren. Da komme ich beispielsw­eise nach Drehtagen hin und lasse alles ein wenig sacken. Das sind dann die Momente für mich. Vielleicht liegt die Faszinatio­n des Parks für mich am weiten Blick nach Westen. Die Sonne geht da unter. Da legt sich bei mir der Staub. Erst dann treffe ich mich mit Freunden.

Interview: Josef Karg

● Florian Karlheim, 39, begann noch während der Schulzeit mit der Schauspiel­erei. Die neuen Folgen von „München 7“sind ab heute je den Mittwoch ab 18.50 Uhr im Ersten zu sehen.

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Foto: ARD/Günther Reisp Nie um eine Antwort verlegen: Florian Karlheim als Felix Kandler in der Serie „München 7“

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