Wo ist der neue Sigi Sommer?
VON RUPERT HUBER München an sich redaktion@augsburger allgemeine.de
München, der Traum. Zumindest für Leute mit gut gefülltem Konto. Das war nicht immer so. Wer Sigi Sommer anfang der 70er Jahre am Starnberger Bahnhof in abgetretenen Turnschuhen Richtung Augustiner-Biergarten schlurfen sah, hat als Student seinen HippieHut gezogen vor dem Unikum. Für die Zugereisten und Nachgewachsenen verkörperte er ein besonderes München. Der selbst von Bert Brecht für sein Buch „Und keiner weint mir nach“verehrte Sigi Sommer war wohl der erste Münchner Stenz.
Nur: Wo ist der geblieben, der Stenz der multikulturellen Stadt mit all den Ethno-Boutiquen und der Bussi-Gesellschaft? Die BussiDirndl-Veranstaltungen haben sich verselbständigt. Die Herren tragen äthiopisch bis alpenländisch. Servus, Stenz! Wo bleibt der neue Aufreißer?
Helmut Dietl schaffte es, den Stenz in all seiner Kompliziertheit in die 80er Jahre hinüberzuretten. Mitsamt der Feststellung des Monaco Franz, dass die Elli am Harras wohnt. Wo es doch auch schöne Frauen in Sendling, am Rosenheimer Platz und in der Agnes-Bernauer-Straße gibt. Der Monaco Franze wusste das.
Florian Karlheim als Polizist Felix Kandler in der TV-Serie „München 7“weiß zumindest, wie man als Revierbeobachter korrekt laufen muss. Eine schöne Münchner Spielerei. Etwas für Preußen.
Aber ist die Landeshauptstadt nicht prächtig? In den Bierstuben rund um den Marienplatz kann man auf englisch mit Chinesen über TTIP, Reisblätter und deutsche Autos diskutieren. Das schafft kein bayerischer Politiker.
Wir würden trotzdem gerne wisen, was Karl Valentin so empfunden hätte beim Anblick seiner Stadt im Jahr 2016. Wahrscheinlich hätte er sich zurückgezogen zu seinen berühmten Semmelnknödeln.