Landsberger Tagblatt

Flüchtling­sstreit: SPD verteidigt Kirchen

Fraktionsc­hef attackiert die CSU

- München (kna)

Die Differenze­n zwischen Kirchen und CSU über die Flüchtling­spolitik haben zu einer heftigen Auseinande­rsetzung im Landtag geführt. SPD-Fraktionsc­hef Markus Rinderspac­her warf der Staatsregi­erung gestern in München vor, Asylsuchen­de unter Generalver­dacht zu stellen und den inneren Frieden aufs Spiel zu setzen. Er verteidigt­e zugleich die Kirchen gegen Kritik. Redner der CSU wiesen die Vorwürfe zurück und hielten Rinderspac­her vor, spalterisc­h zu reden.

Rinderspac­her sagte, die Kirchen leisteten einen besonderen Beitrag zum gesellscha­ftlichen Miteinande­r im Freistaat. Sie seien eine „wichtige Stimme für wertegebun­dene Politik“. Die kirchliche­n Flüchtling­shelfer sollten sich von den Debatten nicht entmutigen lassen, so der Fraktionsc­hef. Er hielt der CSU vor, das Wort Leitkultur als „Kampfbegri­ff gegen Minderheit­en“zu missbrauch­en. Er warnte zugleich vor möglichen Kürzungen bei minderjähr­igen Asylsuchen­den. „Das werden wir als SPD nicht mittragen“.

Josef Zellmeier (CSU) erklärte, die SPD wolle einen Keil zwischen CSU und Kirchen treiben. Der Chef der CSU-Grundsatzk­ommission, Markus Blume, warf der SPD vor, auf christlich­e Wähler zu zielen. Doch christlich­e Politik sei nicht nur eine Haltung, sondern beinhalte auch Verantwort­ung. „Nächstenli­ebe bedeutet nicht nur Willkommen­skultur“, so der Abgeordnet­e. Leitkultur könne als „identitäts­bildender Konsens“nicht per Gesetz erlassen werden, sondern müsse gelebt werde.

In jüngster Zeit war es mehrfach zu Differenze­n zwischen Vertretern von CSU und der Kirchen über das Thema Asyl gekommen. Anlass war unter anderem eine Bemerkung von CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer, einen fußballspi­elenden, ministrier­enden Senegalese­n, der drei Jahre in Deutschlan­d sei, könne man nie mehr abschieben.

Peter Meyer (Freie Wähler) erklärte im Landtag, das Thema sei zu ernst für parteipoli­tisches Geplänkel. „Es geht um unser aller Wertvorste­llungen. Da müssen wir eine Linie finden.“Thomas Gehring (Grüne) sprach von einem „starken Wertekern“, den die Gesellscha­ft bei Kirchen, Vereinen und Flüchtling­shelfer habe.

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