Teure Therapie für Ansbacher Attentäter
Behandlung in Lindau kostete 6600 Euro
6632 Euro hat der Freistaat Bayern für die Therapie ausgegeben, die Mohammad D., der spätere Attentäter von Ansbach, beim umstrittenen Lindauer Verein Exilio gemacht hat. Das erfuhr der Würzburger Abgeordnete Georg Rosenthal (SPD) durch eine Anfrage im Landtag. An der Eignung des Exilio-Therapeuten bestand laut Recherchen unserer Zeitung schon vor dem Attentat Zweifel. Und auch die dubiosen Geschäftspraktiken Exilios werden seit Langem kritisiert – unter anderem von ehemaligen Mitarbeitern und Mitgliedern (wir berichteten). Von alledem will Sozialministerin Emilia Müller aber nichts gewusst haben.
In ihrer Antwort auf Rosenthals Anfrage listet Müller fünf Therapiephasen auf, für die D. sich jeweils eine knappe Woche lang am Bodensee aufhielt. Allein Fahrt und Unterbringung kosteten demnach 1500 Euro. Auf kritische Fragen des Landtagsabgeordneten Rosenthal zur Qualifikation des Heilpraktikers Axel von Maltitz und zu Exilio, das von seiner Frau geleitet wird, gibt sich die Ministerin ahnungslos.
Auch das zuständige Sozialamt der Stadt Ansbach hat sich demnach nicht nach der Eignung von Exilio als Therapieeinrichtung erkundigt. Die Wahl der Einrichtung sei durch die gesetzliche Betreuerin Mohammad D.s erfolgt. Die Tatsache, dass Heilpraktiker von Maltitz keine Approbation besitzt, spielte dabei offenbar ebenso wenig eine Rolle wie die offene Auseinandersetzung, die sich Landratsamt Lindau und Exilio über Jahre hinweg lieferten. Obwohl der Lindauer Landrat Elmar Stegmann in dieser Sache wiederholt an Emilia Müller geschrieben hat, war der Ministerin nach eigenem Bekunden nicht bekannt, dass der Landkreis jede Zusammenarbeit mit Exilio schon 2015 aufkündigte.
Abgeordneter Rosenthal forderte das Sozialministerium derweil auf, sich verstärkt um ein angemessenes Angebot qualifizierter Therapieplätze für Flüchtlinge zu kümmern.