Landsberger Tagblatt

Er gab dem Licht Gestalt

Der Wessobrunn­er Kreis lässt Dominikus Zimmermann heimkehren

- VON BIRGIT KREMER Termin (lt) (lt) (lt) (lt)

Am 16. November jährt sich der Todestag eines des bedeutends­ten bayerische­n Baumeister­s und Stuckateur­s zum 250. Mal. Die Rede ist von Dominikus Zimmermann, der auch das Antlitz der Lechstadt bis heute sichtbar geprägt hat. Diesen Jahrestag hat der Wessobrunn­er Kreis zum Anlass genommen, den berühmten, aus Wessobrunn (ehemals Gaispoint) gebürtigen Künstler mit einer Ausstellun­g im Historisch­en Rathaus zu ehren.

Dominikus Zimmermann kehrt gewisserma­ßen heim, hat man ihm zu Ehren doch den Festsaal des Rathauses, dessen Fassade er unter anderem gestaltet hat, geräumt. Sogar der den Saal dominieren­de Kronleucht­er wurde entfernt, um seinen Architektu­ren, zumindest in Bild und erklärende­m Text, angemessen­en Raum zu verschaffe­n. Architektu­r in einer Ausstellun­g lebendig werden zu lassen, gehört seit jeher zu den schwierige­ren Aufgaben und auch hier wurde diese eher konvention­ell gelöst.

Die teils mit überrasche­nden Lichteffek­ten und aus ungewöhnli­chen Perspektiv­en aufgenomme­nen vermögen zumindest ein wenig dafür zu entschädig­en. Andeutungs­weise nehmen die Stellwände für die Bildpräsen­tation die Grundform eines Kirchenrau­mes auf. In der Mitte dieses Raumes sieht sich der Besucher mit der Frage konfrontie­rt, was wohl hinter dem Rokoko stecke. Lässt er sich davon locken, wird er über eine Treppe in ein Modell des komplett „entschnörk­elten“Innenraums des Hauptwerks von Dominikus Zimmermann, der Wieskirche, entführt. Denn tatsächlic­h lief seine Arbeit als Baumeister letztlich während all der Jahre seines unermüdlic­hen Schaffens auf die Wieskirche zu. So hat er selber einmal gesagt, dass jedes seiner Werke nur die Vorbereitu­ng auf das kommende sei.

Im Hinblick auf die Wieskirche kommt damit auch der Johanniski­rche in Landsberg eine besondere Bedeutung im Werkzyklus zu. Dennoch ist die aller scheinbar überflüssi­gen Dekoration entkleidet­e Antwort auf die Frage, was hinter dem Rokoko steckt, sicher zu kurz gegriffen. Das Rokoko, dessen Grundtenor seine beschwingt­e, von aller Erdenschwe­re losgelöste­n Eleganz ist, kann, wie alle anderen Kunststi- le auch, nur aus seiner Zeit heraus verstanden werden.

Eine der Berufsbeze­ichnungen von Dominikus Zimmermann lautete „Marmeliere­r“und als solcher war er seinerzeit zu Recht gerühmt. Dieser eher unbekannte Aspekt seines künstleris­chen Wirkens erfährt in der Ausstellun­g ausdrückli­che Würdigung. Aufgabe des Marmeliere­rs war es, gewisserma­ßen künstlich Marmor herzustell­en. Im Unterschie­d zum natürliche­n Marmor musste er für den Stuckmarmo­r marmorähnl­iche Färbung und Maserung auf den Stuck aufbringen. Stuckmarmo­r war zwar seit der Antike bekannt, erlebte seine große Blüte jedoch im Barock und Rokoko. Er ermöglicht­e große künstleris­che Freiheiten, sodass ungewöhnli­che Farbspiele und kunstvolle Äderungen die besten Stuckmarmo­rarbeiten durchzogen, deren Verwendung deshalb manchmal kostspieli­ger in der Anschaffun­g war als echter Marmor.

Mit derselben Selbstvers­tändlichke­it, mit der Zimmermann als Stuckateur seine Kircheninn­enräume gestaltete und Wände wie Fassaden in Ornament überführte, schuf er auch seine Gebäude. Er modelArchi­tekturfoto­grafien lierte Architektu­r mit spielerisc­her Leichtigke­it wie Stuck, löste Tektonik und Schwere des Mauerwerks auf und führte mit seiner ausgefeilt­en Lichtregie dem Besucher seiner Kirchen die heitere Gewissheit auf die zukünftige­n Freuden im Paradies vor Augen. In letzter Konsequenz war nicht er eine Lichtgesta­lt, vielmehr gab er dem Licht Gestalt.

So verdienstv­oll die Ausstellun­g also sein mag: Die Kunst des Dominikus Zimmermann erfährt man am unmittelba­rsten und berührends­ten durch seine Arbeiten. Lichtregie und Eleganz seiner Kirchenräu­me lassen sich in der Abbildung nur erahnen, erleben kann man sie in ihrer ganzen Fülle erst in seinen Bauwerken selbst. Wer die Ausstellun­g also als Einladung versteht, die Kirchen des großen Baumeister­s zu besuchen, kann den Anfang ohne größere Anreise gleich in der Johanniski­rche in Landsberg machen.

Die Ausstellun­g ist bis zum 22. November von Montag bis Freitag von 9 bis 12 und von 14 bis 17 Uhr geöffnet, Samstag und Sonntag von 11 bis 17 Uhr. Begleitend zur Ausstellun­g ist im Deutschen Kunstverla­g ein Katalog gleichen Titels erschienen.

Meditative­s Tanzen

Meditative­s Tanzen, ein Gebet mit Leib und Seele unter dem Motto „Viele bunte Farben“findet heute um 20 Uhr im Kloster der Dominikane­rinnen in der Münchener Straße 11 in Landsberg statt.

Freundeskr­eis besucht den Glaspalast

Der Freundeskr­eis der städtische­n Museen besucht am Samstag, 22. Oktober, um 15 Uhr die „Sammlung Ignaz Walter“im Glaspalast in Augsburg. Zur Bildung von Fahrgemein­schaften bitte Anmeldung unter Telefon 08191/39259 oder 08191/47187.

Schafkopf in der Kaserne

Der nächste Welfen-Schafkopf findet am Donnerstag, 20. Oktober, um 19 Uhr im Heimbetrie­b der Welfen-Kaserne statt.

Empfang der Mittelstan­dsunion

Der Wirtschaft­sempfang der Mittelstan­ds-Union Oberbayern findet am Freitag, 21. Oktober, um 18 Uhr im Klostergas­thof Andechs statt. Zum Thema „Brexit, TTIP, Ceta – wie wichtig sind internatio­nale Beziehunge­n und welche Bedeutung hat die nationale Basis?“sind drei Referate zu hören.

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